Das Fleckvieh ist als traditionelle Zweinutzungsrasse dafür bekannt, neben der guten Fleischproduktion auch gute Milchleistungen zu vollbringen. Manchen Betrieben ist es jedoch bereits gelungen, mit dieser Rasse extrem hohe Milchleistungen zu erzielen. Im folgenden Artikel werden die entscheidenden Faktoren angeführt, welche notwendig sind, um 40 Liter Milch im Herdenschnitt zu erreichen.
Bei der Kälber- Jungviehaufzucht wird nichts dem Zufall überlassen
Wenn wir über hohe Milchleistungen sprechen, liegt meist der erste Gedanke an der Milchviehfütterung. Selbstverständlich ist das ein sehr großer Faktor, doch nur leistungsfähige Tiere sind auch im Stande, die gefütterten Komponenten möglichst effizient in Milch umzuwandeln. Diese „Leistungsfähigkeit“ korreliert ganz stark mit dem Organwachstum innerhalb der ersten sechs Lebensmonate. Hier gibt es ein einfaches Motto: „Die Tiere müssen gesund sein und möglichst viel Energie pro Tag zu sich nehmen.“ Fakt ist, dass jeder Hochleistungsbetrieb sehr viel Wert auf eine möglichst optimale Kälberaufzucht legt. In weiterer Folge muss bei der Jungviehaufzucht auf eine angepasste Nähr- und Mineralstoffversorgung geachtet werden. Häufig besteht hier die Gefahr, dass die Tiere verfetten.
Nur durch gezielte Selektion wird die Herde einheitlich
Auch wenn bei der Kälber- und Jungviehaufzucht „alles“ richtig gemacht wird, bleibt eine gezielte Selektion der Tiere nicht aus. Man muss ganz ehrlich sein, dass es immer wieder Tiere gibt, welche nicht die gewünschte Milchleistung beziehungsweise Persistenz mit sich bringen. Weiters muss natürlich auch das Exterieur der Tiere beurteilt werden. Die Grundvoraussetzung für eine Selektion liegt natürlich an der Tatsache, dass genügend Tiere den Bestand jährlich ergänzen beziehungsweise die Remontierungsrate nicht zu hoch ist. Infolgedessen bedarf es einer guten Fruchtbarkeit gepaart mit einer hohen Tiergesundheit. Auch die durchschnittliche Laktationsdauer der Tiere spielt eine entscheidende Rolle. Ein zu hoher Anteil an Tieren in der ersten Laktation drückt natürlich den Herdenschnitt.
Grundfutter bester Qualität ist eine Voraussetzung
Grundfutter ist die Basis jeder Ration. Speziell bei der Grassilage müssen sehr viele Faktoren (Düngung, Botanik, Schnittzeitpunkt, Gärqualität etc.) im Einklang sein, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Der Einsatz von Maissilage ist speziell im Hochleistungsbereich ein wichtiger Faktor. Hohe Anteile von Maissilage (> 40 Prozent) bringen viel Energie in die Ration. Weiters muss ganz klar gesagt werden, dass sehr häufig zumindest ein Schnitt beim Grünland aufgrund diverser Faktoren nicht ideal ist. Hat man 40 Prozent Silomais oder mehr in der Ration, ist der Wechsel auf einen minderwertigeren Schnitt der Grassilage nicht ganz so dramatisch, als wenn zum Beispiel 100 Prozent Grassilage gefüttert wird. Um die Qualität des eigenen Grundfutters überprüfen zu können, muss eine Analyse gemacht werden. Anhand der analysierten Parameter kann anschließend abgeleitet werden, welche individuellen Punkte (Düngung, Botanik, Schnittzeitpunkt, Gärqualität etc.) noch verbessert werden müssen.
Viel Kuhkomfort – wenig Stress
Auch über diesen Punkt könnte aufgrund der vielen Variablen ein eigener Artikel verfasst werden. Die grundlegendsten Punkte werden jedoch angeführt. Fakt ist, dass mit steigender Leistung auch die Ansprüche an den Kuhkomfort steigen. Wobei ich der Meinung bin, dass man diesen Satz genauso gut auch umdrehen kann, denn mit steigendem Kuhkomfort steigt auch die Herdenleistung.
Die Milch wird im Liegen produziert. Aus diesem Grund müssen die Liegeboxen den Anforderungen der Tiere entsprechen. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass mir kein Hochleistungsbetrieb bekannt ist, welcher Hochboxen in Verwendung hat.
Da die Milch zu knapp 88 Prozent aus Wasser besteht, muss natürlich auch auf die Wasserversorgung großen Wert gelegt werden. Die Montage von ausreichend Tränkebecken, welche täglich gesäubert werden, ist daher eine Grundvoraussetzung. Speziell im Sommer kommt es aufgrund der gesteigerten Wasseraufnahme des Öfteren zu unbemerkten Engpässen. Das Stichwort Sommer führt auch schon zum nächsten großen Faktor. Hitzestress hat speziell bei Hochleistungsbetrieben langfristige negative Folgen. Bei einer Milchleistung von über 36 Litern beginnt bereits ab 17 Grad Celsius Hitzestress. Die richtige Montage von Kühlsystemen ist daher unabdingbar.
(Auszug aus dem Artikel „40 Liter Milch im Herdenschnitt“ von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater; Tel. 0664 34 13 068 | www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 5/23)