Die Generalversammlung des VFS am 24. Februar 2024 war mit rund 170 Besuchern gut besucht, die sich über das abgelaufene Geschäftsjahr und über vereinsintern gefällte Entscheidungen und anstehende sozial- und marktpolitische Entwicklungen informieren ließen.
Obmann Hermann Schwärz beleuchtete die derzeitige wirtschaftliche Situation der Milchbauern als Überleitung auf das Gastreferat. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Salzburgmilch Robert Leitner skizzierte in Vertretung von Geschäftsführer Andreas Gasteiger die Aussichten in der Milchwirtschaft. Für Geschäftsführer Bernhard Seifried war es bereits das dritte Jahr unter seiner Geschäftsführung, wo er ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren konnte.
Interessante Einschätzungen des Obmanns
Neben Ehrenobmann Johann Spatzenegger konnte Obmann Hermann Schwärz eine Reihe von Ehrengästen begrüßen. In gewohnt unverblümter Weise informierte er die Mitglieder über die gefällten Entscheidungen bezüglich einer gescheiterten Fusionierung, aber auch über die sich dafür neu bietenden Möglichkeiten der Intensivierung der Zusammenarbeit mit bestehenden Partnern „VVG Bayern“ und „FIH“. Neben den verbandsinternen Entwicklungen ging er an Hand eines Beispiels auf die immer schwieriger werdende Lage der Milcherzeuger, besonders im Hinblick auf die gestiegenen Kosten, aber auch auf die zunehmenden Auflagen und die überbordende Bürokratie ein. Diese Auflagen würden vom Konsumenten nach wie vor nicht honoriert, ebenso fehle es nach wie vor an einer nachvollziehbaren Herkunftsbezeichnung. Er mahnte aber auch zum Dialog ein, auf die Konsumenten zuzugehen. Ganz wichtig in der Öffentlichkeitsarbeit sieht er die Zusammenarbeit mit den Schulen, um die junge Generation nicht zu verlieren.
Bericht des Geschäftsführers
Bernhard Seifried konnte auf sein drittes Geschäftsjahr mit einer ausgeglichenen Bilanz zurückblicken. Auch züchterisch war der VFS durch die Teilnahme mit vier Ausstellungstieren bei der Rieder Messe äußerst erfolgreich. Als einer der wenigen Verbände in Österreich kann der VFS sowohl bei den Betrieben als auch bei der Kuhzahl mit einem Zuwachs aufwarten. Am allererfreulichsten ist dabei die Tatsache, dass der VFS, verglichen mit anderen Verbänden, bei der durchschnittlichen Lebensleistung pro Kuh anführt.
Die Einführung des Boxensystems in Ried bei den Versteigerungen hat beim VFS unmittelbar positive Spuren hinterlassen: 78 Kalbinnen wurden zum Durchschnittspreis von 2.520 Euro beim FIH versteigert. Auch bei den über die Sammelstellen und FIH verkauften Kälbern konnte sowohl zahlenmäßig als auch preismäßig ein Zuwachs verzeichnet werden. Insgesamt wurden 5.514 Stück vermarktet.
Züchterisch ging er auf die Einführung des Merkmals „Klauengesundheit“ ein und präsentierte dabei eine Studie, dass überrahmige Tiere hier im Vergleich schlechter abschneiden. Das Ziel sei daher eine mittelrahmige funktionelle Kuh, die mit wenig Kraftfutter möglichst wirtschaftlich Milch erzeugt. Beim Stiereinsatz zeigte es sich, wie bereits im Vorjahr, dass sich das Interesse dabei auf einige wenige Spitzenstiere konzentriert, wobei der Trend zur Hornlosigkeit unvermindert anhält.
Rückblickend auf die 60-Jahr-Feier am 16. April 2023 beim Bäckerbauer in Eugendorf dankte er den Züchtern für die tatkräftige Mithilfe und Unterstützung sowie den Aussteller für die exzellente Vorbereitung der Tiere.
Abschließend erfolgte die Ehrung der besten Betriebe und Kühe. Diese Liste wird heuer vom Betrieb Grall in Salzburg mit der beeindruckenden Leistung von 11.004 kg Milch, 3,90 % Fett und 3,41 % Eiweiß bei einer Kuhzahl von 66 Tieren angeführt. Die beste Kuh steht bei Alexander Eder in Nussdorf.
„Aussichten in der Milchwirtschaft“
Das mit naturgemäß großer Spannung erwartete Referat wurde in Vertretung des Geschäftsführers der Salzburgmilch von Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Leitner, selbst milchproduzierender Landwirt aus Oberösterreich, abgehalten. Er ging dabei auf die Entwicklungen in Österreich als auch international ein. Als ein wesentliches Faktum, das für den gesicherten Fortbestand der Rinder- und damit auch Milchproduktion garantiert, ist, dass 70 Prozent der weltweiten Kulturflächen von Grasland bedeckt sind, also nicht für den Ackerbau geeignet ist. Veganismus sei zu akzeptieren, da bei der Produktion von 1 kg veganem Lebensmittel 4 kg Futtermittel anfallen, die nur über die Tierproduktion verwertet werden können. Problematisch sieht er die Milchproduktion nur, wo diese als Konkurrenz zur menschlichen Nahrung auftritt, also den übermäßigen Einsatz von Getreide oder Eiweißfutter. Viel wichtiger sei es, auf die Konsumenten zuzugehen und ehrliche Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, wobei heute natürlich im Hinblick auf die kriminellen Machenschaften von Personen, die unerlaubt in Stallgebäude eindringen, die „Strategie der offenen Stalltür“ problematisch erscheint.
Wirtschaftlich sieht sich die Salzburgmilch, wie auch jeder andere Wirtschaftsbetrieb, mit der Notwendigkeit des Wachsens konfrontiert, eine Steigerung der Verkaufszahlen ist somit ein wirtschaftliches MUSS. Die Situation der Milcherzeuger in Österreich, in der EU und auch weltweit ist sehr komplex und unterschiedlich, bedingt durch politische Rahmenbedingungen. Was dennoch interessant erscheint, ist, dass die Bio-Milch-Produktion bei relativ stabilen Preisen rückläufig ist, was sicherlich auch der derzeitigen wirtschaftlichen Situation geschuldet ist. Hoffnung macht, dass die EU-Milchproduktion im Sinken ist, die Lager relativ leer sind, die Inlandsnachfrage, besonders bei Käse, steigt. Demgegenüber stehen sehr viele Fragezeichen wie die Klimadebatte, schwächelnde Weltwirtschaft und die Gesellschaftspolitik, die Voraussagen sehr schwierig machen und auch die heimischen Milchproduzenten betreffen.
Autor: Dr. Martin Mayer