EVF-Kongress in Ungarn von 23. bis 26. September 09

In den 18 Mitgliedsländern der EVF sind 1,8 Mio. Fleckviehkühe in der Doppelnutzung im Herdebuch eingetragen. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 20 HB-Kühen. Auf der Basis von 15.000 Stiermüttern werden jährlich 1.200 Prüfstiere einem Testeinsatz unterzogen. Mittlerweile gibt es 7.000 aktive Herdebuchzüchter der Zuchtrichtung Fleckvieh-Fleisch mit 70.000 eingetragenen HB-Kühen. Mit insgesamt 12 Mio. Mutterkühen in Europa ist ein großes Potential auch in dieser Nutzungsrichtung gegeben. Im Gastgeberland Ungarn werden rund 15.000 Fleckvieh-Herdebuchkühe in der Doppelnutzung gehalten und erbringen eine Durchschnittsleistung von 5.400 kg Milch mit 3,98% Fett und 3,38 % Eiweiß.

Generalversammlung der EVF
Präsident Dr. Josef Kutschera, Tschechien, skizzierte die EVF-Aktivitäten des laufenden Jahres. Die Harmonisierung in der Exterieurbewertung in den europäischen Fleckviehpopulationen bedarf einer laufenden Weiterentwicklung. Ein aktuelles Thema für Österreich – die Umsetzung der EG-Verordnung 2007/371 hinsichtlich Reinrassigkeit und Herdebucheinstufung in der Reinzucht – hat alle Länder betroffen, größtenteils wurde die Verordnung bereits umgesetzt. Demnach können zukünftig nur mehr weibliche Tiere mit 1/8 Fremdgenanteil in die höchste Herdebuchabteilung eingestuft werden. Am Kongress wurde der Bedeutung der einheitlichen Weiterentwicklung der Zuchtrichtung Fleisch beim Fleckvieh für die Mutterkuhhaltung Rechnung getragen und eine Arbeitsgruppe Fleisch unter der Leitung von Dr. Peter Polgar, Ungarn, ins Leben gerufen.

Neuwahlen
Als Präsident wurde Dr. Josef Kutschera aus Tschechien in seinem Amt bestätigt, ebenso wie der Generalsekretär Dr. Georg Röhrmoser aus Deutschland. Als Vizepräsidenten wurden Imre Füller, Ungarn und Jean-Marc Vacelet, Frankreich, neu ins Präsidium gewählt.

„Genomselektion funktioniert“
Die mit Spannung verfolgten Fachbeiträge zu diesem Thema von den Fachleuten aus Deutschland, Österreich und Frankreich waren effizient aufbereitet und ergaben eine sehr angeregte, konstruktive Diskussion. Spannend nicht zuletzt deshalb, weil der Franzose Xavier David ankündigte, dass in Frankreich für die Rassen Holstein, Montbeliarde und Normande die Genomzuchtwerte ab 2009 veröffentlicht werden und ab Herbst dieses Jahres für genomselektierte Jungstiere kein konventioneller Prüfeinsatz mehr stattfinden wird. Interessante Aspekte brachte Dr. Edel aus der BLT Grub ein, indem er erläuterte, dass die Struktur der Population und die Zusammensetzung der Kalibrierungsstichproben Einfluss auf die Qualität der Genomzuchtwerte haben. Er geht davon aus, dass die Sicherheit der Genomzuchtwertschätzung bei Fleckvieh etwas niedriger sein wird als bei Holstein. „Die genomische Zuchtwertschätzung funktioniert. Es können damit für Jungstiere Zuchtwerte berechnet werden, die eine höhere Sicherheit besitzen wie der Pedigree-Index. Sehr hohe Sicherheiten, deutlich jenseits von 0.70, sind mittelfristig aber nicht zu erwarten“, so Edel. Die erzielbaren Sicherheiten der Zuchtwertschätzung scheinen bei Merkmalen mit niedriger Erblichkeit (Fitnessmerkmale) hinter jenen der Produktionsmerkmale zu liegen – die großen Erwartungen an die Genomselektion für den Fitnesskomplex werden dadurch etwas gedämpft.

DIONIS siegt in Kaposvar
Fast 50 Fleckviehzuchtrinder stellten sich im Rahmen des Kongresses dem Richtbewerb auf der Landwirtschaftsmesse in Kaposvar. Die Ausstellungstiere zeigten einheitliche Doppelnutzung im mittleren Rahmen mit korrekten Fundamenten. In den Abstammungen dominierte heimische ungarische Genetik. In der Königsklasse der Kühe mit mehreren Abkalbungen siegte die DIONIS-Tochter HARANG vom Betrieb Teveli vor der MALHAX-Tochter MORCOS aus demselben Betrieb. Der Gesamtsieg der Kühe ging schließlich auch an die euterstarke, umsatzbetonte DIONIS-Tochter – österreichische Genetik fühlt sich auch in der ungarischen Steppe wohl.

Ungarn – Fleckvieh in Großbetrieben
Die Fleckviehzucht in Ungarn spielt sich in einigen Großbetrieben und in vielen kleinen Betrieben ab. Die Kongressteilnehmer besuchten am ersten Tag zwei als Aktiengesellschaften organisierte Fleckviehzuchtbetriebe im Süden Ungarns. Am Betrieb Teveli Zrt. in Tevel werden 2.200 ha landwirtschaftliche Fläche bewirtschaftet und 360 Fleckviehkühe mit einer aktuellen Herdenleistung von 6.800 kg gehalten. Trotz der aktuell problematischen Ertragslage aus der Milchproduktion – wenn sich in der Vergangenheit die Einnahmen aus der Tierhaltung mit jenen aus dem Ackerbau die Waage hielten, liegt das Verhältnis momentan bei 20% : 80% – wird mit guter staatlicher Förderung kräftig in neue Stallungen und einer Erweiterung des Kuhbestandes investiert. Eine ebenso dynamische Entwicklung traf man auf dem zweiten Besichtigungsbetrieb, dem Fleckviehzuchtbetrieb Pannonia in Bonyhad mit 3.100 ha LN und 700 Kühen an. Dieser Betrieb bewirtschaftet auch 86 ha Teichfläche und hat so mit der Fischerei ein weiteres Standbein. Zwei große neue Stallungen belegen bedeutende Investitionen in der jüngsten Vergangenheit. Als wichtigste Zuchtziele gaben die Zuchtverantwortlichen der beiden Betriebe gesunde Fundamente bzw. die Leistungssteigerung an. Wenngleich die beiden besuchten Betriebe große Wachstumsschritte in der Fleckviehzucht unternommen haben, geht in Ungarn sowohl die Milch- als auch die Rindfleischproduktion landesweit zurück.undnbsp; undnbsp;undnbsp;undnbsp; undnbsp;

Autor: DI Peter Stückler, Rinderzucht Steiermark

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