Familie Gansch, Niederösterreich

„Schwein gehabt“ – Milchproduktion optimiert

Kommt man zum Familienbetrieb Gansch in Kirnberg an der Mank, ist so gut wie immer jemand mit einem Lächeln bei der Arbeit. Mit dieser Freude an der Landwirtschaft wurde der Betrieb stetig weiterentwickelt und in den letzten Jahren umstrukturiert.

Mit der Betriebsübernahme 2015 haben Tanja und Franz beschlossen, sich auf die Milchviehproduktion zu spezialisieren. So wurden in den letzten Jahren die Zuchtschweine reduziert und ein neuer Laufstall für die Fleckviehherde errichtet.

Umzug

Hat man bis 2019 im alten Anbindestall mit der Rohrmelkanlage gemolken, war es im Juni dann soweit: Die damals ca. 30 Kühe umfassende Herde zog in den neuen Stall mit Melkroboter um. Der zweireihige Neubau mit Schrapper-Entmistung umfasst 59 Liegeboxen sowie einen großzügig berechneten Trockenstehbereich. Um bestmöglich auf die Bedürfnisse der Kühe einzugehen, hat man zusätzlich noch eine Separationsbox im Stall integriert. Nicht nur die Familie hat viel Freude mit dem neuen Stall, auch die Kühe fühlen sich sichtlich wohl. So musste seit dem Umzug vor über einem Jahr erst eine Kuh die mittlerweile 55-köpfige Herde verlassen.

Unabhängigkeit wichtig

Mit 18 ha Grünland und 34 ha Acker ist man nicht nur flächenmäßig gut aufgestellt, sondern auch maschinell: Bis auf die Silomaisernte sind alle Maschinen am Betrieb vorhanden, um die Ernte einzufahren. Stroh, Heu und Grassilage werden zu Ballen gepresst. Bei der Maissilageernte werden ca. 100 Ballen für den Sommer gemacht und der Rest wird in Hochsilos bzw. im Siloschlauch gelagert. Auch das gesamte Getreide wird am Betrieb gelagert und wenn nötig getrocknet. Die „hauseigene Kraftfuttermischung“, bestehend aus Mais, Gerste, Triticale und Weizen, wird von einer mobilen Mischanlage mit Mineralstoffen und Eiweiß aufgewertet. Diese Mischung wird neben dem Roboter auch über den Transponder verabreicht. Die Vorlage des Grundfutters erfolgt über eine Ballenfräse, wobei hier das Gerstenstroh eingemischt wird. Zusätzlich zum Stroh wird Heu am Ende des Futtertisches ad libitum zu Verfügung gestellt.

GS WALLET – ein guter Einstieg

Kurz nach dem Umzug in den neuen Stall kam die frohe Botschaft: Der im Vererbungsbild extrem ausgeglichene Stier GS WALLET ist von der GENOSTAR Rinderbesamung angekauft worden. Dies ist vor allem dem Betriebsleiter Franz zu verdanken, welcher sich sehr stark mit der Zucht auseinandersetzt und mittlerweile auch Eigenbestandsbesamer ist.
Bei der Stierauswahl wird auf die Kombination aus Sicherheit und Geschwindigkeit vertraut. Werden immer ca. 50 Prozent der Tiere mit den besten NK-geprüften Stieren besamt, so setzt man bei den genomischen Jungvererbern auf eine breite Streuung.
Im Pedigree des Besamungsstieres GS WALLET befinden sich mit WOBBLER x MINT x RUKSI x GS RUMGO gleich vier NK-geprüfte Stiere, welche ihrem Jahrgang einen Stempel aufgedrückt haben. Dies ist in der heutigen Zeit eine Seltenheit. Erwähnenswert ist auch der Kuhstamm von GS WALLET. Hier stechen vor allem die Mutter des Stieres FRANZI (V.: Mint) und ihre Halbschwester FLORA (V.: Dax) hervor. Fällt der Kuhstamm im Stall das ganze Jahr nicht auf, so zeigten die Kühe beim Fotografieren ihre unterschiedlichen Seiten. War von der Kuh FLORA in wenigen Minuten ein perfektes Foto geschossen, zeigte uns ihre Halbschwester FRANZI, dass sie außerhalb des Stalles ebenso ihren Kopf durchsetzt wie in der Herde. Nichtsdestotrotz überzeugte die typstarke Kuh das Fototeam mit ihrem perfekten Fundament und einem tollen Euter. Auch die nächsten Generationen des F-Stammes sind bereits im Stall. Eine weitere Tochter der „Stammkuh“ FANNI steht bereits in den Startlöchern. Mit der hochtypisierten HERZSCHLAG-Tochter FRIEDA sowie ihrer frisch geborenen Halbschwester FRÄULEIN (V.: Westwind) ist die Zukunft gesichert.

Der Betrieb der Familie Gansch in Kirnberg an der Mank, Niederösterreich

Der Betrieb der Familie Gansch in Kirnberg an der Mank, Niederösterreich

Tanja und Franz Gansch mit ihren Kindern und den Eltern von Franz

Tanja und Franz Gansch mit ihren Kindern und den Eltern von Franz

GS WALLET (Wobbler x Mint x Ruksi); gGZW 126, MW 119, Ext.: 108 - 95 - 120 - 115

GS WALLET (Wobbler x Mint x Ruksi); gGZW 126, MW 119, Ext.: 108 – 95 – 120 – 115 (Stand: ZWS August 2020)

FLORA (V.: Dax) 2/1 7.101-4,74-4,03 aus der Kuhfamilie von GS WALLET

FLORA (V.: Dax) 2/1 7.101-4,74-4,03 aus der Kuhfamilie von GS WALLET

Gruppensiegerin Rinderschau Mank: SCHOKI (V.: GS Mounteverest) 4/3 10.362-3,57-3,34

Gruppensiegerin Rinderschau Mank: SCHOKI (V.: GS Mounteverest) 4/3 10.362-3,57-3,34

Immer am Zug

Unterhält man sich mit dem Betriebsführer, fällt vor allem seine Motivation auf, den Betrieb ständig zu verbessern und zu optimieren. So nimmt man am Projekt „D4Dairy“ teil, ist dem Arbeitskreis Milchproduktion beigetreten und hat am Melkroboter die Zellzahlmessung nachgerüstet. Durch diese Philosophie ist es dem Betriebsführerehepaar extrem wichtig, unauffällige, jedoch trotzdem aktive Kühe im Stall zu haben. Dadurch legt man sehr viel Wert auf die Klauenpflege. Ungefähr nach 3.000 kg Milch wird bei jeder Kuh die Klauenpflege durchgeführt. Hiezu kommt ein Klauenpfleger mehrmals jährlich auf den Betrieb. Hat man beeindruckenderweise bei den 55 Kühen keine einzige Kuh, welche man zum Melken „nachtreiben“ muss, weiß man allerdings, dass diese Zeit perfekt investiert ist. Auch in der Milchleistung will man wieder an die schon erreichten Erfolge anschließen. Bedenkt man jedoch, dass man mit einem Anteil von über 50 Prozent Jungkühen im aktuellen Bestand bereits eine Herdenleistung von 733 Fett-Eiweißkilogramm hat, ist dies nur mehr eine Frage der Zeit.

Weitere Entwicklung

Die nächsten Schritte sind ebenfalls schon geplant. So ist vorgesehen, im neuen Stall die zweite Seite für die Kalbinnen fertigzustellen. Weiters überlegt man die Anschaffung eines elektrischen Futtermischwagens. Um auch züchterisch weiterhin vorne mitzumischen, ist auch geplant, die hochtypisierten Kalbinnen über Embryotransfer zu nutzen.

Besonders freut uns, dass ab Jänner der Betriebsleiter auch die Funktion als Obmann des Rinderzuchtvereins Mank übernehmen wird.

Betriebsdaten

Tanja und Franz Gansch, Kirnberg an der Mank, Niederösterreich

Lage:
Mostviertel, Bezirk Melk, Gemeinde Kirnberg an der Mank, Hoflage auf 380 m Seehöhe, NS ca. 650 mm

Familie:
Betriebsleiter Tanja und Franz, Kinder Annika (6), Sarah (3), Magdalena (1 Monat), Großeltern Josefa und Franz

Flächenausstattung:
34 ha Ackerland (Feldfutter, Mais, Gerste, Triticale, Weizen), 18 ha Grünland, 2 ha Wald

 

Stallsystem:
Laufstall mit Tiefboxen, Separationsbox und Trockenstehbereich, Melkroboter Lely Astronaut A5

Tierbestand:
ca. 55 Kühe und 50 Stk. weibliche Nachzucht

Milchleistungsentwicklung:Milchleistungsentwicklung am Betrieb Gansch

 

Autor: Josef Himmelsberger, NOEGEN