Die Vollversammlung von Fleckvieh Austria in Strass im Zillertal stand im Zeichen der Würdigung züchterischer Leistungen. Gleichzeitig konnte auf ein erfolgreiches Jahr voller Veränderungen geblickt werden. Ein bemerkenswertes Hauptreferat sorgte für viele gefesselte Blicke im Publikum.
Fleckvieh Austria – wer sind wir und was tun wir?
Ordentliche Mitglieder und damit die Basis von Fleckvieh Austria sind all jene 11 Zuchtverbände in Österreich, die ein Herdebuch der Rasse Fleckvieh führen. In der Doppelnutzung sind das 14.173 Zuchtherden (-144 zum Vorjahr) mit 310.105 Herdebuchkühen (+7.388 zum Vorjahr). Bei der Nutzungsart Fleisch (Mutterkuhhaltung, Pure Beef) sind es 621 Zuchtherden (-20 zum Vorjahr) mit 3.674 Herdebuchkühen (-287 zum Vorjahr). In Summe bilden also 14.794 Herden mit 313.779 Herdebuchkühen die Basis von Fleckvieh Austria. Bezogen auf den länderspezifischen Rassenanteil ist Österreich damit das fleckviehreichste Land der Welt!
Hauptaufgabe von Fleckvieh Austria ist die Interessensvertretung der österreichischen Fleckviehzucht, die Durchführung von Maßnahmen, die auf eine direkte und nachhaltige Verbesserung der heimischen Fleckviehzucht und deren Geltung im In-und Ausland hinzielen.
Fleckvieh-Austria-Obmann Sebastian Auernig
Vorstand Fleckvieh Austria
Jahr der Veränderung bringt fachlichen und wirtschaftlichen Erfolg
Obmann Auernig und Geschäftsführer Pfleger boten in ihren Berichten einen Überblick über die breitgefächerten Aktivitäten, die zur Erreichung des Vereinszwecks gesetzt wurden.
Auernig berichtete über den intensiven Austausch mit den Mitgliedverbänden, über die Tätigkeiten in der Welt- und Europavereinigung der Fleckviehzüchter und dankte allen Unterstützern der Fleckvieh Austria mit besonderer Erwähnung des BMLRT und der Rinderzucht Austria. Pfleger strich in seinem Bericht die Kraft des Zuchtprogrammes Fleckvieh Austria hervor. Strategie und Umsetzung des Zuchtprogramms in engem Schulterschluss mit Wissenschaft und Betriebswirtschaft zeichnen die Arbeit von Fleckvieh Austria besonders aus. Beide gingen in ihren Ausführungen auf die Herausforderungen der Umstrukturierung des Vereins mit der Verlegung des Sitzes ins Haus der Tierzucht nach Wien und die intensive Vorbereitungsarbeit auf die beiden bevorstehenden Großevents „World-Simmental-Fleckvieh-Kongress“ und „Bundesfleckviehschau“ ein.
Im Geschäftsbericht brachte Pfleger der Vollversammlung die wichtigsten Eckdaten der wirtschaftlichen Gebarung des Vereins zur Kenntnis, welche in einem positiven Jahresabschluss resultierten.
Züchter des Jahres – Familien erhalten verdiente Würdigung
Wichtiger Höhepunkt jeder Vollversammlung von Fleckvieh Austria ist die Ehrung der besten österreichischen Fleckviehzüchter. In diesem Wettbewerb stehen die Beiträge für die Weiterentwicklung der Fleckviehgenetik im Vordergrund. Als „Fleckviehzüchter des Jahres 2021“ wurde die steirische Züchterfamilie Hannes Schweighofer aus Pöllau (RSTM) ausgezeichnet. Platz 2 ging ex aequo an Familie Engelbert Sitka aus Miesenbach (RSTM) und Familie Hubert Schrems/Katharina Eibelhuber aus Mettmach (FIH). Familie Michael Fürst aus Lasberg (RZO) und Familie Martin Stückler aus Prebl (caRINDthia) komplettierten die Top 5. Die jeweiligen Verbandsgeschäftsführer würdigten in ihren Laudationen die Leistungen der Zuchtstätten und strichen deren Besonderheiten heraus.
Ehrung Züchter des Jahres 2021 (v. l.): Andreas Sitka, Reinhard Pfleger, Engelbert Sitka, Sebastian Auernig, Corina und Hannes Schweighofer, Katharina Eibelhuber und Hubert Schrems, Kaspar Ehammer, Johannes und Adele Stückler, Johann Hosner
Brauchen wir überhaupt noch Rinder?
Für das Hauptreferat der Vollversammlung unter dem Titel „Nutztierhaltung vs. Klimaschutz – Brauchen wir überhaupt noch Rinder?“ konnte Professor Dr. Wilhelm Windisch von der TU München gewonnen werden. Er fesselte mit seinen Ausführungen das Publikum und animierte alle Verantwortungsträger zur laufenden Kommunikation ihrer Arbeit unter dem Motto „Tu Gutes und rede darüber“. Eine hochintensive Tierproduktion belastet Umwelt und Klima, erzeugt Nahrungskonkurrenz zum Menschen und wird zukünftig vermehrt Druck der Gesellschaft verspüren. 1 kg veganes Lebensmittel generiert mindestens 4 kg nicht essbare Biomasse. Wiederkäuer können daraus zusätzliche Nahrung generieren ohne dazu in Nahrungskonkurrenz zum Menschen zu stehen. Das Optimum zwischen der Produktion an Lebensmitteln pro Flächeneinheit und der begleitenden Wirkung auf Umwelt und Klima wird erreicht durch:
- Verzicht auf Nahrungskonkurrenz (direkt und indirekt) durch Nutztiere.
- Maximale Futtereffizienz der unvermeidlich anfallenden, nicht essbaren Biomasse.
- Minimierte CH4-Bürde für Milch und Fleisch von Wiederkäuern.
Lebensmittelsicherheit in Verbindung mit Umwelt- und Klimaschutz erfordert eine standortgerechte Kreislaufwirtschaft. Das funktioniere nur mit Rindern. Gefragt sind daher resiliente Rinder mit Effizienz in Milch- und Fleischproduktion – Eigenschaften, die die Rasse Fleckvieh bestens ins sich vereinen kann!
Erfolgreiches Team geht in den Ruhestand
Obmann Sebastian Auernig würdigte die Leistungen der langjährigen, verdienten Mitarbeiterinnen Christine Hofbauer, Andrea Riegler und Hermine Steiner. Mit Freude konnte er auch die beiden ehemaligen Geschäftsführer Ing. Richard Pichler und Ing. Johann Tanzler in der Runde der Vollversammlung begrüßen und ihnen für ihre nach wie vor bestehende Unterstützung danken.
Grußbotschaften
In Grußbotschaften kamen der Tiroler Hausherr ÖkR Kaspar Ehammer und ASR Geschäftsführer Dr. Johann Ertl zu Wort. Beide dankten für die gute Zusammenarbeit mit Fleckvieh Austria und gingen nochmals auf die Erkenntnisse des Referates von Dr. Windisch ein.
In den abschließenden Grußworten dankte der Obmann der Rinderzucht Austria Stefan Lindner den Fleckviehzüchtern in Österreich für ihre aktive Mitarbeit in der züchterischen Weiterentwicklung der Rasse. Er beleuchtete aktuelle Themen der Interessensvertretung und unterstrich, mit welchem Herzblut die Züchterfamilien ihre Arbeit tun. Fleckvieh ist Doppelnutzung und Doppelnutzung ist die Seele des österreichischen Weges in der Rinderzucht.
Professor Dr. Windisch fesselte die Zuhörer
Verdiente Mitarbeiterinnen gehen in den Ruhestand
Dr. Ertl, Geschäftsführer der ASR, war zu Gast
Obmann Stefan Lindner – Fleckvieh ist die Seele der österreichischen Rinderzucht
Autor: Reinhard Pfleger, Fleckvieh Austria