Mit einem zweitägigen Festprogramm einschließlich Fachsymposium, Galaabend und beeindruckender nationaler Simmental-Fleckviehschau am Areal des Nestville-Ausstellungsparks in Hniezdne bei Stara Lubovna, Nordost-Slowakei, faszinierte der Slowakische Fleckviehzuchtverband die zahlreichen Besucher des In- und Auslandes. Nestville ist eine bekannte Whisky-Brennerei, die für die Bevölkerung, ihre Kunden, und vor allem den Reitsportlern eine Fülle von Freizeitaktivitäten bietet und imposante Anlagen betreibt. Ausgestattet mit Stallungen, Reithallen, Vorführring, Sitztribünen, Kino, Museum, Gaststätten, Parkanlagen usw. eignete sich das Areal natürlich auch für ein größeres Rinderzuchtevent bestens.
Die Verbandsführung mit Präsident DI Peter Repisky, Direktor DI Matus Kohut, Zuchtleiter DI Ivan Pavlik und Assistentin Dagmar Petruskova boten mit ihren Züchtern, meist viehstarke Großbetriebe aus allen Regionen der Slowakei, ein hervorragendes Programm zum Anlass des 30. Bestandsjubiläums der Züchtervereinigung Zvaz chovatelov slovenskeho strakateho dobytka – druzstvo (ZCHSSD) mit ihrem Sitz in Levice in der Westslowakei.
Der nationale Fleckviehzuchtverband umfasst 150 Mitgliedsbetriebe mit 27.000 Herdebuchkühen, die eine Durchschnittsleistung von 7.075-3,93-3,49 aufweisen. Unter MLP stehen 35.000 Fleckviehkühe. Die Herdengröße in den Fleckviehfarmen liegt bei rund 250 Kühen. Der Fleckviehanteil beträgt im Rassenspektrum 32,2 Prozent. Auch etwa 2.000 kleinere bäuerliche Betriebe halten Fleckvieh, das aber nur zum Teil in der Leistungsprüfung erfasst ist.
Am ersten Veranstaltungstag beschäftigten sich die slowakischen Fleckviehzüchter in enger Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, dem Landwirtschaftsministerium, der Besamungswirtschaft, der großen Futtermittelfirmen wie Schaumann und Sano mit aktuellen Themen der Züchtung (Genomische Selektion, ökologische Merkmale, Hornloszucht), ökonomischen Fragen unter stark steigenden Futterkosten und weiterer wichtiger Zuchtzielmerkmale auch im Blickpunkt des Klimawandels.
Das festliche, musikalisch umrahmte Abendprogramm begann mit Grußansprachen, Züchter-Ehrungen sowie mit der Überreichung von Dankesurkunden an langjährige Förderer und Freunde der slowakischen Simmental-Fleckviehzucht sowie auch an die aus Italien (Lorenzo Degano), Tschechien (Josef Kucera), Deutschland (Bernd Luntz) und Österreich (Richard Pichler) geladenen Gäste. Die Diplome und Ehrengeschenke wurden von Landwirtschaftsminister Samuel Vlcan und Verbandsvorsitzenden Peter Repisky übergeben.
Hohe Betriebsmittelpreise dämpfen die Profite
Im Gespräch mit den Gastgebern war zu erfahren, dass man derzeit mit dem Zuchtviehabsatz, vor allem mit dem Export, nicht zufrieden ist, was auf die bekannten Ursachen – Pandemie, insbesonders aber der russisch-ukrainische Krieg – zurückzuführen ist. Die Schlachtviehpreise sind hoch, dies kommt der Zweinutzungsrasse Fleckvieh sehr zugute. Der Milchpreis liegt bei zufriedenstellenden 40 Cent, der Direktvermarkter-Milchpreis bei 80 Cent. Futtermittel, Handelsdünger, Treibstoffe u. a. Betriebsmittel sind enorm teuer und reduzieren die Profite beträchtlich.
Fleckviehchampionat am zweiten Ausstellungstag
Preisrichter Lorenzo Degano und seine Assistentin Fiorella aus Udine richteten vor einem großem Publikum die 10 Tiergruppen mit insgesamt 54 Kühen aus 17 Zuchtherden, beginnend bei den Jungkühen bis hinauf zu Kühen mit 5 Laktationen. Die Ergebnisse wurden von Lorenzo in englischer Sprache interpretiert und von Ivan Pavlik ins Slowakische übersetzt. Für die besten 3 Kühe pro Klasse sowie die jeweilige Eutersiegerin wurden ähnlich wie bei uns attraktive Preise vergeben. Als Preis-Sponsoren engagierten sich viele Firmen und Besamungsorganisationen. Sie waren am Schaugelände mit informativen Ausstellungs-Kiosken vertreten. Als bedeutende KB-Unternehmen sind die SBS in Luzianky, die Top Genetik und die CRV hervorzuheben.
Qualitätsverbesserung gegenüber früheren Championaten deutlich sichtbar
Wenn man sich an die Darbietungen der Fleckvieh-Präsentationen in den letzten 30 Jahren erinnert, wobei man da besonders an die jährlichen Ausstellungen im Rahmen der Internationalen Agrarmesse in Nitra, AGROKOMPLEX, denkt, kann man eine beachtliche genetische und phänotypische Qualitätsverbesserung feststellen. Diese Anerkennung muss man den engagierten Zuchtleitern der einzelnen Betriebe wie auch des Verbandes respektvoll zollen. Nicht zuletzt ist diese Aufwärtsentwicklung auch auf die internationale Zusammenarbeit beim Einsatz von Spitzenvererbern sowie in der genomischen Zuchtwertschätzung und im Fleckscore-Nachzuchtbeschreibungssystem zurückzuführen. In Typ und Leistung wird das slowakische Fleckvieh den Stammzuchtländern Deutschland und Österreich immer ähnlicher, was wegen der eingesetzten bekannten Stierlinien zu erwarten war.
Die Championkühe
Nach der eingeklatschten Kür der Championkühe der Jungkühe und der älteren Kühe standen eine sehr harmonische, formsichere und gut beeuterte Jungkuh, Kat.Nr. 29, aus der Linie WOBBLER, besamt mit GS DELUXE, und die großrahmige, edle, gelbgedeckte Hochleistungskuh, Kat.Nr. 52, Vaterlinie WALDHOER ET, besamt mit GS HOERI, am Podest. Eutersiegerin wurde die Kuh, Kat.Nr. 49, eine FLOREAL-Tochter mit 3 Kalbungen aus dem Betrieb PD Sekcov Tulcik. Dem Zuchtbetrieb der Jungkuhsiegerin, Agrodruzstvo Bystre, überreichten die deutschen Gäste mit Dr. Hans Ertl an der Spitze, weiters Dr. Georg Röhrmoser und Bernd Luntz, ihren Ehrenpreis.
Dem Zuchtbetrieb PD Senohrad wurde von Richard Pichler die Ehrenglocke der österreichischen Fleckviehzüchter für die Championkuh der älteren Kühe, Std.Nr. 52, übergeben. Für die Übersetzung der Gruß- und Dankesworte stand Univ.Professor Dr. Peter Strapak, Uni Nitra, zur Verfügung. Auch die Einladung zur Teilnahme am Fleckvieh-Weltkongress in Österreich wurde im Zuge der Preisverteilung nochmals ausgesprochen.
Abschließend sei festgestellt, dass sich die slowakischen Fleckviehzüchter große Mühe gegeben haben, ihr Verbandsjubiläum gebührend in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu stellen. Zu ihren Zuchterfolgen gratulieren wir aufrichtig und wünschen ihnen weiterhin viel Glück und Erfolg.
Von li. Hans Ertl, Richard Pichler, Prof. Dr. Peter Strapak, Josef Kucera; ganz rechts Georg Röhrmoser
Championkuh Kat. Nr. 52 mit Züchter
Autor: Ing. Richard Pichler