Am Fuße des Hochkönigs, im Salzburger Pinzgau, liegt der Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Fersterer. Der auf über 1000 m Seehöhe gelegene Bergbauernhof ist zwar rauerem Klima ausgesetzt, jedoch begeistert der Betrieb mit einem wunderschönen Ausblick und einer hervorragenden Fleckviehzucht.
Bewirtschaftet wird der Hof von drei Generationen. Betriebsführer Johann und Elisabeth sowie ihr Sohn Hannes sind in die tägliche Arbeit am Hof involviert. Neben der 35 ha großen Landwirtschaft und 80 ha Wald betreiben die Altbauern Alois und Katharina im Sommer die auf 1200 m gelegene „Eggeralm“ in Hintermoos. Die Söhne Alexander und Sebastian helfen nach ihren Möglichkeiten am Betrieb tatkräftig mit. „Die Zusammenarbeit am Hof und auf der Alm sind ausschlaggebend für den wirtschaftlichen und züchterischen Erfolg“, ist sich Betriebsführer Johann sicher. Ein ehrwürdiges Bauernhaus, moderne Zubauten, die sich gut einfügen, eine sehr gepflegte Hofanlage und die idyllische Lage machen den Eggerhof oberhalb des Ortszentrums von Hinterthal bei Maria Alm somit zu einem besonders schönen Familienbetrieb.
Geschichte
Der Eggerhof wurde erstmals im 15. Jahrhundert namentlich erwähnt. Bis zum Jahre 1804 wurde der Hof mehrmals verkauft, bevor dieser von der Familie Fersterer erworben worden ist. Anfang der 1990er-Jahre wurde neben der Sanierung des Bauern- und Gästehauses ein Austragshaus sowie eine Hackgutheizung errichtet. Bereits 2000 wurde ein Laufstall für 30 Milchkühe und in den darauffolgenden Jahren eine Maschinenhalle sowie eine Hackgutlagerhalle gebaut. 2012 erfolgte der Laufstallanbau für 30 Jungtiere und 2015 wurde ein Jungviehlaufstall für 40 Tiere geschaffen.
Am Fuße des Hochkönigs liegt auf 1.004 m Seehöhe der Bergbauernhof der Familie Fersterer
Familie Fersterer, v. l. n. r.: Altbauern Alois und Katharina, Betriebsführer Elisabeth und Johann, Julia und Hofnachfolger Hannes mit Sohn Johannes und hinten Alexander und Sebastian (Söhne)
Haltung und Fütterung
Mit 30 Milchkühen, 110 Jungtieren und der jährlichen Aufzucht von ca. 15 Zuchtstieren beschäftigt sich die Familie intensiv und mit Leidenschaft mit der Fleckviehzucht. Die Milchkühe werden im Laufstall mit Spaltenboden und gut eingestreuten Tiefliegeboxen gehalten. Für eine optimale Versorgung vor und nach der Kalbung dient eine geräumige, eingestreute Abkalbebox. Je nach Entwicklung des Kalbes kommt es zur weiteren Aufzucht bis zu einem Alter von ca. vier Monaten in Gruppenhaltung mit großzügigem Strohbereich. Die Stiere und Kalbinnen werden in Großgruppen im Tiefmiststall gehalten.
Den Milchkühen wird eine aufgewertete Grundfutterration mittels Futtermischwagen vorgelegt. Die Ration besteht aus Gras- und Maissilage, Kraftfutter und Mineralstoffen. Zusätzlich wird an der Transponderstation eine Eiweiß-/Energiemischung angeboten. Die Kälber erhalten bis zur zwölften Lebenswoche Vollmilch und werden mittels Milchtaxi getränkt.
Die Erntearbeit ist aufgrund der steilen Hanglage sehr arbeitsaufwändig. Im Jahr werden ca. 800 Silage-Rundballen erzeugt. Die Heuarbeit auf den steileren Hängen erfolgt mittels Reform Muli.
Die Milchkühe verbringen den Sommer auf der „Eggeralm“ in Hintermoos, wo sich die Altbauern Alois und Katharina um den Almausschank und die Tiere kümmern. Das Jungvieh wird auf den zugepachteten Almen in Hinterthal gealpt.
Die Eggeralm in Hintermoos auf 1.200 m Seehöhe
Begeisterte Züchter
Die Familie Fersterer setzt bei der Besamung zu 100 Prozent genomische Jungvererber ein. Als Teilnehmer am Projekt „FoKUHs“ wird die gesamte weibliche Nachzucht typisiert. Auch bei den männlichen Kälbern werden fast alle genomisch getestet und entsprechend selektiert. Es konnten dadurch Jungtiere mit hohen genomischen Zuchtwerten ermittelt werden. Aktuell stehen am Betrieb 19 Rinder mit einem gGZW über 130! Die Entscheidungsfindung bei der Stierauswahl übernehmen Vater Johann und die Söhne Hannes und Alexander gemeinsam.
Aktuell werden am Betrieb folgende Stiere eingesetzt: HAMLET Pp*, MEMORY PP*, SUNSHINE, IQ P*S, EASY, GS DELUXE, GS WOWARD und WUNDERLING.
In den letzten Jahren wurden rund drei Embryotransfer-Spülungen pro Jahr durchgeführt. Zurzeit sind die interessantesten männlichen Jungrinder am Betrieb zwei HASHTAG-Söhne aus der MALAGA-Tochter ELARIA (GZW 132): HIGHKING mit GZW 139 und HILLINGER mit GZW 139. Beide überzeugen mit sehr hohen Milchwerten von 140 und 145 bzw. Fleischwerten von 121 und 116. Außerdem stehen noch drei weitere interessante HAMLET-Söhne (zwei davon mischerbig hornlos) mit GZW über 132 am Betrieb. Bei den weiblichen Jungrindern haben aktuell elf Tiere einen GZW über 130. Weiters konnten 2021 zwei Jungvererber an die Genostar Rinderbesamung GmbH verkauft werden – ein toller züchterischer Erfolg!
Mit GS MUCKI steht aktuell ein sehr ausgeglichener MANAUS-Sohn mit einem GZW von 131 (ZWS August 2022) im Einsatz. Dieser Stier überzeugt vor allem mit sehr ausgewogenen Fitnesswerten und besticht mit einem tadellosen Exterieur und einer guten Milchvererbung. Aus Sicht des Betriebsführers ist dieser Stier ein fehlerfreier Allrounder. Der HERZPOCHEN-Sohn GS HAYDN wurde ebenfalls 2021 an die Besamungsanstalt Genostar verkauft und überzeugt mit einem GZW von 129 (ZWS August 2022) und rundum ausgeglichenen Werten.
„Durch die Genomselektion und den Embryotransfer ist die Zucht sehr schnelllebig geworden. Durch das Projekt FoKUHs haben wir die Genomdaten und dann die tatsächlichen Eigenschaften unserer Kühe verglichen und haben festgestellt, dass diese sehr zieltreffend waren. Die Genomauswertung ist für uns somit eine große Unterstützung, jedoch sollte man die Kuhlinien und Rinder mit dem Züchterauge genauso kritisch beachten“, so Betriebsführer Johann.
Vermarktung und Schauerfolge
Die männlichen Kälber werden ab Hof verkauft. Aussichtsreiche Kandidaten werden genotypisiert und bleiben bis zur Ergebnisrücklieferung am Betrieb – danach werden diese entsprechend selektiert und die besten zur weiteren Aufzucht am Betrieb gehalten.
Bei der weiblichen Nachzucht werden alle Kälber am Betrieb aufgezogen. Für den Betriebsführer gibt es in der Entscheidung, welches Tier am Betrieb verbleibt, vier wichtige Faktoren: Zuchtwert, Euter, Milchmenge und Fitness.
Ein fehlerfreier Allrounder GS MUCKI (Manaus x Remmel)
Aus der gleichen Kuhfamilie wie GS MUCKI: SEGEN (Don Juan x Remot)
Auf der Versteigerung in Maishofen und teils Ab-Hof werden jährlich zwischen 35-40 Kühe und Jungkühe in Milch sowie circa 12-15 Zuchtstiere versteigert. Neben der Milchproduktion stellt somit die Zuchtrindervermarktung das zweite wichtige Einkommen am Betrieb dar.
Auch auf vielen Rinderschauen, wie z. B. bei der Bundesfleckviehschau, Dairy Grand Prix, Verbandsschauen der Rinderzucht Salzburg und auch auf Gebietsschauen konnten in den letzten Jahren sehr gute Erfolge verzeichnet werden.
Ausblick
Jeder Betrieb muss für seine betrieblichen Voraussetzungen die möglichst passende Kuh halten und züchten. Deshalb ist auch in Zukunft für den Betrieb ein breites Angebot bei der Stierauswahl wichtig. Die Familie will den Einsatz der jüngsten Genetik weiter forcieren, Kälber genotypisieren und in weiterer Folge entscheiden, welche Tiere am Betrieb bleiben. Mit konsequenter Zuchtarbeit, viel Fleiß und natürlich ein bisschen Glück können sicherlich auch in den nächsten Jahren weitere züchterische Highlights am Betrieb erreicht werden.