Die Kunst in der Zucht ist es, nicht nur ein einzelnes Merkmal zu verbessern, sondern möglichst alle relevanten Merkmalsbereiche wie Milch, Fleisch, Fitness, Gesundheit und Exterieur gemeinsam züchterisch weiterzuentwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der Gesamtzuchtwert, der die wirtschaftlich wichtigen Merkmale umfasst, bereits vor 25 Jahren (1998) eingeführt. Wie gut liegt das Fleckvieh in Österreich auf dem Weg zu diesem Ziel?
ZILMA PP (Majestaet PP* x Symposium) vom Milchhof Steiner, Hernstein, NÖ
Hohes Leistungsniveau
In Tabelle 1 sind die phänotypischen Leistungen für einige wichtige Merkmalsbereiche seit 2015 dargestellt. Bei phänotypischen Leistungen ist immer zu bedenken, dass diese auch von der Witterungs-/Futter-/Preissituation und auch von der Datenqualität abhängen können, sodass einzelne Jahre oft nur eine begrenzte Aussagekraft haben. Bei der Milchleistung hat sich aus den genannten Gründen die seit Jahrzehnten deutlich positive Entwicklung in den letzten Jahren etwas eingebremst, liegt im Schnitt der letzten Jahre aber trotzdem bei ca. 100 kg pro Jahr. Die meisten Fleisch- und Fitnessparameter zeigen eine stabile bis leicht positive Entwicklung. Bei den Fruchtbarkeitsparametern hat sich der Besamungsindex im letzten Jahr leicht verbessert, die Zwischenkalbezeit ist weitgehend stabil geblieben.
Tabelle 1: Entwicklung von ausgewählten phänotypischen Leistungen bei Fleckvieh AUSTRIA seit 2015 (ZuchtData-Jahresberichte, 2015-2022)
Die Nutzungsdauer ist aufgrund der Futter- und Marktsituation (teilweise Futterknappheit, hohe Schlachtkuhpreise) nach längerer Zeit leicht zurückgegangen, liegt aber nach wie vor bei ziemlich genau vier Jahren. Die langfristige Entwicklung der Nutzungsdauer und Lebensleistung ist aber durchaus erfreulich, was in der Abbildung 1 zu sehen ist.
Abb. 1: Phänotypische Entwicklung von Nutzungsdauer und Lebensleistung in den letzten 20 Jahren beim Fleckvieh in Österreich
Positive genetische Trends
Zur Beurteilung von längerfristigen züchterischen Entwicklungen sind die genetischen Trends, also die durchschnittlichen Zuchtwerte pro Geburtsjahrgang, am besten geeignet. In Abbildung 2 sind die genetischen Trends der weiblichen Population für die Hauptbereiche Gesamtzuchtwert (GZW), Milchwert (MW), Fleischwert (FW) und Fitnesswert (FIT) dargestellt. Beim GZW liegen die Steigerungen von 2000 bis 2010 bei 1,9 und von 2010 bis 2020 bei 2,5 GZW-Punkten pro Jahr. Die Unterschiede zwischen den Zuchtverbänden bei den GZW-Steigerungen sind gering (2,2-2,6 GZW-Punkte pro Jahr seit 2010). Das zeigt das hohe Niveau der Zuchtarbeit und die enge österreichweite Zusammenarbeit im Zuchtprogramm.
Der Milchkomplex zeigt bereits seit Jahrzehnten einen weitgehend linearen Anstieg von 2,2 MW-Punkten pro Jahr. Der FW zeigt nur eine leicht positive Entwicklung (+0,5 FW-Punkte pro Jahr seit 2010), beim Fitnesswert FIT wird die Steigerung zunehmend stärker (2000 bis 2010: 0,1; 2010 bis 2015: 0,6; 2015 bis 2020: 1,1 FIT-Punkte pro Jahr).
(Auszug aus dem Artikel „Zuchtprogramm Fleckvieh AUSTRIA – Fortschritte in (fast) allen Bereichen“ von Dr. Christian Fürst, ZuchtData; Fleckvieh Austria Magazin 1/23)