In der schönen Südost-Steiermark, nur unweit von der slowenisch-ungarischen Grenze entfernt, liegt in der Marktgemeinde Riegersburg, benannt nach der gleichnamigen Burganlage, der Betrieb der Familie Staudacher – einer der wenigen Milchviehbetriebe in dieser Region.
Die Gegend rund um die Riegersburg ist geprägt von einer sehr hügeligen Landschaft. Aufgrund des Klimas, bei dem der Maisanbau zu Höchsterträgen führt, wird ein Großteil der Flächen als Ackerland bewirtschaftet. Der Rest ist infolge der Hanglage meist nur als extensives Dauergrünland geeignet. Da Milchviehbetriebe sowohl das Acker- als auch das Grünland nutzen können, haben sich einige wenige in der Region etabliert.
Der Hof der Familie Staudacher, im Hintergrund die Riegersburg
Familie Staudacher, v. l.: Sohn Patrick, Sohn Lukas und das Betriebsleiterehepaar Günter und Silvia
Betrieb im Vollerwerb geführt
Das Betriebsleiterehepaar Silvia und Günter führt den Betrieb seit der Hofübernahme 1998 im Vollerwerb. 1999 wurde ein neuer Tiefboxenlaufstall gebaut und im Jahr 2000 begannen sie mit der Milchleistungskontrolle. Aktuell werden 79 Rinder gehalten, davon 42 Kühe. Großvater Herbert unterstützt sie bei der täglichen Arbeit und die Söhne Patrick, hauptberuflich Fütterungsberater, und Lukas, Landmaschinenmechaniker, helfen regelmäßig nach Feierabend und am Wochenende mit.
Fütterung und Futtergewinnung
Aufgrund der guten Anbaubedingungen versucht die Familie den Großteil des Grund- und Kraftfutters selbst anzubauen. Nur die Eiweißkomponente muss für die Voll-TMR der Milchkühe zugekauft werden.
In die drei Fahrsilos häckselt der Betrieb nur beste Grassilage. Im Herbst wird jeder Fahrsilo anschließend mit Maissilage befüllt und als „Sandwich“ siliert. Als Energiekraftfutter wird die hofeigene Gerste und der Körnermais von einer mobilen Mahl- und Mischanlage gemahlen und mit Futterkalk, Mineralfutter und Futterharnstoff fertig gemischt. Um auf Stroh in der Mischration verzichten zu können, wird einmal täglich pro Kuh circa ein halbes Kilogramm Heu auf die Ration gegeben. „Natürlich könnte man die TMR um einige zusätzliche Komponenten erweitern, aber wir möchten die Ration einfach und vor allem kostengünstig halten“, so der Betriebsleiter.
Aufgrund der Hanglage können Teile des Grünlandes nur extensiv bewirtschaftet werden. Diese Grassilage „zweiter Qualität“ wird zu Rundballen gepresst und dient als Futter für die Kalbinnen und Trockensteher. Kalbinnen bis 10 Monate erhalten eine Mischung aus dieser Grassilage und der Milchkuhration. Danach werden sie ausschließlich mit dieser Silage und gegebenenfalls Stroh gefüttert. Die Trockensteher bekommen die Grassilage und pro Tag etwa zwei Kilogramm Körnermaisschrot, welcher vorher mit Trockenstehermineralfutter gemischt wird. Weder die Trockensteher noch die Kalbinnen werden vor der Kalbung angefüttert.
Auslauf mit Außenliegeboxen
Um das Tierwohl zu verbessern, entschied man sich 2022 einen Auslauf mit 37 Außenliegeboxen zu bauen. Dies war keine einfache Aufgabe – schließlich musste hierfür erst ein Teil vom Hang abgetragen und mithilfe einer Steinmauer fixiert werden. Das Dach der Liegeboxen wurde so gewählt, dass es vor allem am Nachmittag genügend Schatten auf die Tiere wirft. Davor war die direkte Sonneneinstrahlung auf den Liegebereich im alten Stall ein großes Problem. Falls notwendig können im Außenbereich auch zusätzlich Ventilatoren montiert werden. Man hofft, so ein angenehmes Klima für die Kühe schaffen zu können. Aktuell nehmen die Tiere den Auslauf sehr gerne an. Kenntlich macht sich dies speziell in der Zellzahl, die seither auf deutlich unter 100.000 gesunken ist.
Voriges Jahr wurde ein Auslauf mit 37 Außenliegeboxen gebaut
Besamung und Zucht
Für die Stierauswahl ist Sohn Patrick zuständig, der sich schon seit vielen Jahren für die Rinderzucht interessiert. Er wählt die Stiere gezielt und tierindividuell aus. Da hauptsächlich mit Jungstieren besamt wird, achtet er auf eine große Vielfalt an verschiedenen Vererbern. Um eine problemlose Herde zu züchten, ist ihm eine gute Persistenz und ein gutes Euter inklusive korrekter Strichplatzierung wichtig. Zurzeit werden folgende Stiere eingesetzt: MOSER P*S, GS HIERMIT, GS EL TORO, HEILIGTUM, GS DELUXE, ZELDA, GS WHITESTAR, SKYLINE, GS SPUTNIK und SENATOR.
Seit Kurzem sind neben Betriebsleiter Günter auch beide Söhne Eigenbestandsbesamer, daher wechseln sie sich beim Besamen ab. Trotzdem erreichte die Familie letztes Jahr einen durchschnittlichen Besamungsindex von 1,8 beziehungsweise eine Zwischenkalbezeit von 376 Tagen.
Management
Die Familie Staudacher versucht die Herde möglichst einfach und ohne teure Technik zu managen.
Sie vertrauen auf ein gutes Auge und Gefühl fürs Tier – was zur Freude der Eltern auch beide Kinder mitbekommen haben. Zudem schaut auch Großvater Herbert noch regelmäßig im Stall vorbei.
Blick in die Zukunft
Da nun genügend Platz vorhanden ist, möchte die Familie in den nächsten Jahren die Herde um ein paar Kühe – mithilfe der eigenen Nachzucht – erweitern. Ob künftig ein Melkroboter die Kühe melken oder der Melkstand vergrößert wird, ist noch offen.