Fallende Milchpreise beziehungsweise nach wie vor hohe Betriebskosten wirken sich spürbar negativ auf die einzelnen Deckungsbeiträge aus. Da die Milchpreise nicht nach eigenem Ermessen erhöht werden können, liegt das Optimierungspotenzial somit lediglich in der Reduktion der Kosten bzw. der Steigerung der Effizienz.
Rund 50 Prozent der Ausgaben werden durch die Fütterung verursacht. Macht es daher betriebswirtschaftlich gesehen Sinn, aufgrund der aktuellen Marktsituation den Kraftfutteranteil zu reduzieren?
Rund 50 Prozent der Ausgaben werden durch die Fütterung verursacht.
Das Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs
Es gibt keine klare Definition, ab welcher Menge von hohen Kraftfuttergaben gesprochen wird. In meinen Augen ist dies ab zehn Kilo Kraftfutter der Fall. Das Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs beschreibt die Tatsache, dass sich mit gesteigerte Einsatzmenge der Output vom jeweilig eingesetzten Produkt reduziert. Genauso verhält es sich auch beim Kraftfuttereinsatz: Wenn ein bis drei Kilo Kraftfutter gefüttert werden, kann man pauschal pro Kilo Kraftfutter mit einer Leistungssteigerung von circa zwei Liter Milch rechnen. Werden hingegen zehn Kilo gefüttert, reduziert sich der gesteigerte Milchertrag auf ca. 1,4 bis 1,6 Liter Milch pro kg Kraftfutter. Auch wenn die Verwertung in Milchleistung pro gefüttertem Kilo Kraftfutter bei hohen Kraftfuttermengen geringer ausfällt, ist dies absolut wirtschaftlich. Schlussendlich liegt der Preis pro Kilo Kraftfutter unter dem Auszahlungspreis pro Liter Milch (bei konventionellen Betrieben). Die pauschale Antwort auf die Frage, ob es in der aktuellen Situation Sinn macht, das Kraftfutter zu reduzieren, lautet somit ganz klar Nein!
Die Fruchtbarkeit hat einen großen Einfluss
Kraftfutter hebt die Milchleistung und rechnet sich wie bereits beschrieben. Jedoch muss hier ein großer Unterschied zwischen Frischmelker und Altmelker gemacht werden. Während Frischmelker das Kraftfutter effizient in Milch umwandeln, ist dies bei Altmelkern nicht mehr der Fall. Wird mit einem Transponder oder dem Melkroboter gefüttert, ist daher die Kraftfutterzuteilungstabelle ganz entscheidend, um Geld zu sparen und gleichzeitig die Altmelker nicht verfetten zu lassen. Insbesondere bei Bio-Betrieben spielt die gezielte Kraftfutterreduktion eine entscheidende Rolle. Auf sehr vielen Betrieben (Bio und konventionell) sehe ich hier häufig ein großes Optimierungspotenzial.
Wenn eine AGR (aufgewertete Grundfutterration) oder TMR (totale Mischration) gefüttert wird, muss die Persistenz sowie die Fruchtbarkeit sehr gut sein, um eine effiziente Futterverwertung zu erreichen. Am LKV-Bericht sollten die durchschnittlichen Laktationstage bei Fleckvieh nicht über 180 Tage ansteigen. Als Faustregel sagt man, dass eine Erhöhung von 10 Laktationstagen im Herdenschnitt circa einem Leistungsverlust bei gleicher Fütterung von ca. 1 Liter Milch entsprechen.
(Auszug aus dem Artikel „Sind hohe Kraftfuttermengen noch wirtschaftlich?“ von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater, www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 2/23)