Doppeltes Glück?

Auswertungen zur Häufigkeit von Zwillingsgeburten

In Milchviehbetrieben hält sich die Freude über Zwillingsträchtigkeiten meistens in Grenzen, weil das oft mit negativen Auswirkungen verbunden ist. Es kommt unter anderem zu häufigerem Verwerfen bzw. zu Frühgeburten, mehr Fruchtbarkeitsproblemen (z. B. Nachgeburtsverhaltung), lebensschwachen Kälbern und bei gemischt geschlechtlichen Zwillingen ist das weibliche Kalb fast immer unfruchtbar (Zwicke).

Fleckvieh-Zwillingskälber

Fleckvieh mit mehr Zwillingsgeburten

In Abbildung 1 ist die Entwicklung des Zwillingsanteils in den letzten Jahren in Österreich zu sehen. Daraus ist ersichtlich, dass der Anteil bei den Rassen Brown Swiss und Holstein in den letzten Jahren weitgehend stabil geblieben ist, beim Fleckvieh aber von gut 5 Prozent auf 7 Prozent doch deutlich gestiegen ist. In Deutschland ist die Entwicklung ähnlich, allerdings lag der Zwillingsanteil im letzten Jahr beim Fleckvieh bei 6,3 Prozent und damit etwas niedriger. Bei Brown Swiss lag der Anteil in Deutschland bei 4,2 Prozent und damit fast gleich wie in Österreich. Ein Teil des Anstiegs beim Fleckvieh kann auf die gestiegene Nutzungsdauer zurückgeführt werden. Wie aus Abbildung 2 am Beispiel Fleckvieh ersichtlich ist, ist der Zwillingsanteil bei späteren Abkalbungen deutlich höher als bei der ersten Abkalbung.

Abb. 1: Entwicklung des Zwillingsanteils für Fleckvieh (FV), Brown Swiss (BS) und Holstein (HF) in Österreich

Abb. 2: Zwillingsanteil nach Kalbezahl beim Fleckvieh

Abb. 2: Zwillingsanteil nach Kalbezahl beim Fleckvieh

Große Unterschiede zwischen Stieren

Aus früheren Arbeiten mit österreichischen Daten (Diplomarbeit Veronika Atteneder, 2007) bzw. aus der Literatur kann man davon ausgehen, dass es eine genetische Komponente für die Zwillingshäufigkeit gibt. Diese ist vor allem auf der Mutterseite gegeben (maternal), wo man von einer Erblichkeit (Heritabilität) zwischen 2 und 5 Prozent ausgehen kann. Die paternale Komponente, also der Belegstier, scheint erwartungsgemäß kaum einen Einfluss zu haben (paternale Heritabilität nahe 0).

Die Bedeutung der maternalen Komponente, also den Einfluss des Vaters der Kuh, kann man aus der sehr großen Bandbreite an Zwillingshäufigkeiten ablesen. In der Tabelle sind die Fleckvieh-Stiere mit den meisten bzw. den wenigsten Zwillingsabkalbungen als Vater der Kühe aufgelistet. Um den Zufall möglichst gering zu halten, wurden nur Stiere (Muttersväter) mit mindestens 1000 Erstkalbungen und mindestens 1000 höheren Abkalbungen in Deutschland und Österreich ausgewählt, wobei auch insgesamt zumindest 1000 aus Österreich dabei sein mussten. Die Bandbreite geht von 1,8 Prozent beim Stier EMMERICH bis zu 16,7 Prozent beim Stier HUMPERT. Das bedeutet, dass jede sechste Abkalbung einer HUMPERT-Tochter eine Zwillingsgeburt ist, in höheren Laktationen sogar jede fünfte.

Tab.: Fleckvieh-Stiere mit dem höchsten bzw. niedrigsten Zwillingsanteil als Vater der Kuh

(Auszug aus dem Artikel „Doppeltes Glück? Ein paar Auswertungen zur Häufigkeit von Zwillingsgeburten“ von Dr. Christian Fürst, ZuchtData; Fleckvieh Austria Magazin 3/23)