Der Betrieb der Familie Neuper vlg. Ölser liegt im steirischen Salzkammergut in der Gemeinde Bad Mitterndorf. Der Hof befindet sich direkt in der Ortschaft Bad Mitterndorf. Durch die beengte Lage wurde der neue Milchviehstall außerhalb der Ortschaft neu errichtet.
Seit dem Ende der sechziger Jahre wird am Betrieb Fleckvieh gezüchtet. Bereits der Vater war ein begeisterter und sehr erfolgreicher Fleckviehzüchter (Teilnahme an der Bundesfleckviehschau 1972,1978 und1990). Der Betrieb ist ein reiner Grünlandbetrieb und wird im Vollerwerb geführt. Ein zusätzliches Standbein am Betrieb sind die Norikerzucht und Pferdeschlittenfahrten.
Familie Neuper: Hofnachfolger Martin, Betriebsleiter Peter und Rosemarie, Eltern Johanna und Peter sen. (v. l. n. r.)
Gebäude
2015 hat sich die Familie entschlossen, einen neuen Milchviehstall zu bauen. Da im Ort ein Neubau in diesem Umfang nicht möglich war, plante man, den Stall circa einen halben Kilometer vom Wohnhaus entfernt im Freiland zu errichten. Die Entscheidung ist auch deshalb so gefallen, weil Hofnachfolger Martin auch in Zukunft auf die Milchwirtschaft und Rinderzucht setzen will.
Der neue Stall wurde 2015 außerhalb des Ortes gebaut
Bei der Planung wollte man einen gut durchlüfteten, geräumigen Laufstall mit Hochboxen und Spalten bauen. Wichtig war es dem Betrieb auch, dass man mit dem Traktor nicht nur in die Abkalbeboxen, sondern auch in die anderen Bereiche des Stalles hineinfahren kann. Obwohl der Stall planmäßig eine Ost-West Ausrichtung hat, war bald klar, dass die Luft im Stall verbessert gehört.
Es ergab sich ein Projekt „Luftqualität im Kuhstall“ mit dem LFZ Raumberg-Gumpenstein und der Firma DE-LAVAL. Schlussendlich wurden sieben Ventilatoren und eine Sprinkleranlage eingebaut. Das Gesamtsystem wird nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit gesteuert. Dadurch werden die Tiere auch in Richtung Futtertisch gesteuert. Durch die Luftverbesserung im Stall wurde laut Auswertung vom LFZ Raumberg-Gumpenstein die Fruchtbarkeit (Sommer) verbessert, aber auch die Klauengesundheit wurde positiv beeinflusst (Kühe liegen mehr).
Der Betrieb hat am Projekt „Luftqualität im Kuhstall“ von LFZ Raumberg-Gumpenstein und der Firma DeLaval teilgenommen. 7 Ventilatoren sorgen für frische Luft im Stall
Auch die Wasserversorgung ist dem Betrieb sehr wichtig. Insgesamt wurden drei Doppeltränker im Stall eingebaut. Zusätzlich haben die Tiere Zugang zu einer großer Trogtränke (Badewanne). Auch ein Spaltenroboter ist im Einsatz. Dadurch haben die Kühe saubere Klauen und Euter. Gemolken wird mit einem Melkroboter. Der Kuhverkehr ist nicht gelenkt. Das Jungvieh und die Pferde werden im alten Stall im Ort gehalten.
Kälber
Die Kälber werden 14 Tage in Einzelboxen gehalten, dann kommen sie in eine geräumige Gruppenbox. Die Kälber werden circa drei Wochen mit Vollmilch getränkt und dann auf Austauschertränke umgestellt. Am Anfang gab es Gesundheitsprobleme bei den Kälbern. Bei Messungen der Luftbewegungen im Stall wurde Zugluft festgestellt. Die Lösung der Probleme waren aufklappbare Deckel bei den Einzelboxen und der Gruppenbox. Dadurch konnte sich ein Mikroklima aufbauen und die Kälbergesundheit war wieder in Ordnung.
Fütterung
Gefüttert wird mit einem Mischwagen und einmal täglich vorgelegt. Die Mischung enthält Grassilage, Maissilage, Biertreber und Fertigfutter, Mineralstoff und Salz. Im Sommer wird zur Stabilisierung Propionsäure eingemischt. Die Mischung ist für 24 Liter Milch ausgelegt.
Insgesamt stehen dem Betrieb 1600 m³ Fahrsilo zur Verfügung. Im Melkroboter werden bis zu fünf Kilo Kraftfutter verabreicht. Die Maissilage wird zur Gänze von einem Betrieb aus Oberösterreich zugekauft.
Besonders wichtig ist dem Betriebsführer die Grundfutterqualität, und deshalb wird möglichst früh gemäht. Nach jedem Schnitt wird Gülle ausgebracht. Der angefallene Mist wird im Herbst auf verschiedenen Flächen ausgebracht.
Mit dem Futtermischwagen wird ein Mal am Tag eingefüttert und circa fünf Mal wird mit einem batteriebetriebenen Futterschieber nachgeschoben
Das Futter-Anschieben übernimmt circa fünfmal täglich ein handgeführter, batteriebetriebener Futterschieber.
Die Kalbinnen im belegfähigen Alter werden auf den Heimweiden gehalten, um sie problemlos belegen zu können. Dadurch gibt es am Betrieb kontinuierliche Abkalbungen sowie eine gleichmäßige Auslastung des Milchroboters. Der Rest der Kalbinnen wird gealpt. Im Winter werden 10 Kalbinnen auf einen anderen Betrieb ausgelagert.
Zucht
„Milch ist nicht alles, aber ohne Milch ist alles nichts!“ – nach diesem Motto wird am Betrieb die Zucht ausgerichtet. Fleckvieh wird am Betrieb gehalten, weil es Milch und Fleisch produziert, aber auch sehr robust ist. Die Stierkälber können gut vermarktet werden und in der Haltung verzeiht Fleckvieh Managementfehler leichter als andere Rassen.
In der Zucht legt der Betrieb besonderes Augenmerk auf gesunde Fundamente, korrekte Euter und natürlich auch auf die Milchleistung. Grundsätzlich orientiert man sich bei der Stierauswahl am Anpaarungsplan GS-AIO. Aus den vorgeschlagenen Stieren wird dann der passende ausgewählt. Stiere werden ausgesucht, die im Rahmen möglichst nicht unter 100 Punkte liegen und in der Fettvererbung nicht unter minus 0,2 Prozent fallen.
Der Betrieb Neuper ist seit 2023 auch Mitglied beim Projekt „FoKUHs Herde“. Aber auch schon vor der Projektteilnahme wurden viele Tiere genotypisiert. Derzeit steht am Betrieb ein weibliches Kalb von WINTERTRAUM aus GS W1 mit einem GZW von 139 und eine hornlose VICI Pp-Kalbin aus GS HERZTAKT mit einem GZW 135, die bereits über Embryotransfer genutzt wurde. Hoch typisiert ist auch die Kuh ROMY mit einem GZW von 135 (Mydarling x Haribo).
Auf der männlichen Seite wurde bereits ein Stierkalb von HOERI aus GS HERZTAKT von GENOSTAR angekauft. Das Stierkalb hat einen GZW von 140 und stammt von der GS HERZTAKT-Tochter LETICIA mit einem GZW von 134. Weitere vier sehr gute Stierkälber stehen derzeit zur Aufzucht in Kalsdorf.
Da am Betrieb immer wieder hochtypisierte weibliche Rinder stehen, hat man sich entschlossen auch den Embryotransfer als Mittel zur Zucht einzusetzen.
Peter sen., Peter und Hofnachfolger Martin mit ULME (GZW 139, Wintertraum x GS W1)
Pferde
In der Familie Neuper ist die Norikerzucht eine große Leidenschaft. Insgesamt werden neun Zuchtstuten am Betrieb gehalten. Die Fohlen werden immer wieder zu guten Preisen verkauft. Seit 1978 bietet der Betrieb Pferdekutschenfahrten in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Tourismus an. Im Winter kann mit bis zu vier Gespannen gleichzeitig gefahren werden. Die Pferdeschlittenfahrt trägt damit nicht unwesentlich zum Betriebseinkommen bei.
Arbeitskreismilch
Mit dem Stallneubau hat man sich entschlossen, dem Arbeitskreis für Milch beizutreten. Der Betrieb ist daher seit acht Jahren Mitglied beim Arbeitskreis Milch in Liezen. Durch die Aufzeichnungen im AKM-Online und durch die laufende Weiterbildung hat man viel profitiert. Die Kenntnis der betriebseigenen Kennzahlen sowie der Erfahrungsaustausch mit den Berufskollegen hat den Betrieb in seiner Weiterentwicklung positiv unterstützt.
Eines der Standbeine des Betriebes ist die Pferdeschlittenfahrt
Ausrichtung für die Zukunft
Mittelfristig ist die Errichtung von Außenliegeboxen und ein befestigter Auslauf geplant. Der Einsatz von genetisch hornlosen Fleckviehstieren wird in Zukunft verstärkt werden. Züchterisch wird man weiter an der Verbesserung der Fundamente und der Lebensleistungen arbeiten. Dabei wird auch weiterhin mit den modernen Zuchttechniken wie Herdentypisierung und Embryotransfer gearbeitet werden.