„Wir wollen mit dieser Ausstellung allen Züchterinnen und Züchtern eine Orientierung geben und aufzeigen, wohin die Reise in der Rinderzucht geht“, so Geschäftsführer Josef Miesenberger vom FIH. Ja, davon konnten sich am 8. September 2023 die Besucher aus nah und fern überzeugen und waren beeindruckt.
Beeindruckend war aber nicht nur die Qualität der ausgestellten Kühe, sondern auch die Qualität des Preisrichtens: Der erst 25-jährige Tobias Ammann aus Vorarlberg überzeugte nicht das erste Mal als Preisrichter mit seiner Rhetorik und seinem Fachwissen. Gekonnt und sicher rangierte er die Kühe aller drei Rassen und erhielt für sein Richten großes Lob von den Zuchtexperten.
Bei der Oö Zuchtrinderausstellung im Rahmen der Rieder Messe stellten die vier Zuchtverbände FIH, RZO, RZV und VFS ihre besten und schönsten Kühe zur Schau, davon 62 der Rasse Fleckvieh, die in neun Gruppen, eine davon die Nachzuchtgruppe nach VALTRA P*S, gerichtet wurden.
Jungkühe
Die erste Gruppe Fleckvieh präsentierte sich vor allem in der Spitze sehr stark, so der Preisrichter. Die optimale Sprunggelenkswinkelung und die Straffheit in der Fessel sicherten der MCGYVER-Tochter KANADA von Andreas Langer, Pregarten, RZO, den Gruppensieg vor der gut bemuskelten VERSTAPEN1-Tochter OSMATA von Bernhard Fischer, Peuerbach, FIH.
Sehr einheitlich erschien die zweite Gruppe der Erstkalbskühe und nur Nuancen entschieden, wer aufs Podest kam. Die rahmige WIKINGER-Tochter NICHTE von Bernhard Fischer, Peuerbach, FIH, nahm aufgrund ihres ausgeprägteren Doppelnutzungscharakters den Gruppensieg mit nach Hause. Hinter ihr auf Platz 2 folgte die feingliedrige GS INSTAGRAM-Tochter SALLY von Friedrich Hinterdorfer, Waldhausen im Strudengau, RZO.
In der dritten Gruppe der Fleckvieh-Erstlingskühe siegte die sehr ausgeglichene MAROKKO-Tochter HERMINE von Sonja und Manfred Karrer aus Mettmach, FIH, aufgrund ihrer Stärke in der Mittelhand. Den zweiten Platz sicherte sich mit ihrem hoch angesetzten Euter die MERCEDES-Tochter SELMA 5 von Karin und Alois Schmidseder aus Enzenkirchen, FIH.
Champion JUNG
In der Finalentscheidung stellte der Preisrichter zuallererst die Frage: „Was braucht eine Kuh, damit sie ihrem Besitzer bis ins hohe Alter Freude bereitet? Und gab gleich darauf die Antwort. „Sie braucht ein hoch angesetztes Euter, vier korrekt platzierte Zitzen, ein gutes Fundament und es braucht Milchtyp und Bemuskelung. Das wollen wir und dieses Bild wollen wir Ihnen auch mit nach Hause geben“, erklärte er den Zuschauern. Dann verkündete er den Champion JUNG: MAROKKO-Tochter HERMINE von Sonja und Manfred Karrer aus Mettmach, FIH. „Sie verkörpert das kompletteste Paket einer Fleckvieh-Jungkuh, wie ich es mir vorstelle“, so der Preisrichter. Als Reservechampion verließ die jugendliche, feingliedrige MCGYVER-Tochter KANADA von Andreas Langer, Pregarten, RZO, den Ring.
Champion JUNG: MAROKKO-Tochter HERMINEvon Sonja und Manfred Karrer, Mettmach, FIH. Sie erhielt die Ehrenglocke von Fleckvieh Austria.
VALTRA P*S-Töchter
Nachzuchtgruppe VALTRA P*S
VALTRA P*S, ein mischerbig hornloser VOTARY P*S-Sohn, wurde von Familie Sieglinde und Josef Haider aus St. Georgen am Walde gezüchtet. Seine Töchter überzeugen mit einem hohen Leistungspotential bei knapperer Melkbarkeit und ansprechender Euterqualität mit Stärken in der Strichplatzierung. VALTRA bringt Kühe mit viel Rahmen und Kapazität. Nach der Besprechung der Töchtergruppe durch Matthias Wieneroither, Geschäftsführer von der Oö Besamungs GmbH, rangierte der Preisrichter die VALTRA-Töchter. Er lobte die ausgeglichene Gruppe und platzierte die FRIEDA (MV: Herzschlag) von Maria und Ernst Kniewasser aus Spital am Pyhrn, RZO, aufgrund der besseren Strichstellung und -platzierung an die erste Stelle vor FINNI (MV: Mandrin) von Josef Holzmann, Weibern, FIH, die wegen ihres besseren Eutersitzes und Höhe des Euterbodens der Drittplatzierten vorgezogen wurde.
Kühe mit zwei und drei Abkalbungen
Sehr ausgeglichen zeigte sich auch die erste Gruppe der Zweitkalbskühe. Wegen der besseren Beckenneigung und -länge wählte Tobias Ammann die lange, mit einem drüsigen Euter ausgestatteten Weissensee-Tochter MELONE von Florian Anzengruber aus Pram, FIH, zur Gruppensiegerin, vor der breiten, ebenfalls gut beeuterten EDELSTEIN-Tochter HEIDI P von Martin Zauner aus Münzkirchen, FIH.
Sehr eindeutig war für den Preisrichter die Gruppensiegerin der zweiten Gruppe der Zweitkalbskühe. Aufgrund ihrer Vorzüge im Rahmen siegte die FELLA von Irmgard Rienesl, Freistadt, RZO. Die große und lange ETHOS-Tochter punktete zudem mit einem langen, gut eingebundenen Baucheuter, was ihr auch den Titel „Schöneutersiegerin“ einbrachte. Die Zweitgereihte, die harmonische MYLIFE-Tochter ANJA 38 von Josef Hurnaus, Kollerschlag, RZO, setzte sich vor der Drittplatzierten wegen ihrer Vorzüge im Eutersitz und Euterboden durch.
Es folgte eine Gruppe mit Drittkalbskühen, mit „enormer Spitze“, wie Tobias Ammann schwärmte. An die erste Stelle reihte er die lange und tiefrumpfige MACBETH-Tochter LUDMILLA von Katrin und Gerhard Holzer, Pabneukirchen, RZO. Mehr Qualität in den Verbindungen und das etwas Mehr an Bemuskelung waren die Vorzüge, um sie vor die enorm breite VOLLENDET-Tochter MONA von Florian Anzengruber, Pram, FIH, zu stellen. „Aber ein Euter in dieser Gruppe ist nicht zu toppen, nämlich das von der Drittplatzierten, Kat. 89“, so der Preisrichter. GLIMMER (V: Emmerich) von Wolfgang Huemer aus St. Georgen im Attergau, RZV, wird somit zur Schöneutersiegerin erklärt.
Finalgruppe der mittelalten Kühe
Champion MITTEL
In der Endrunde der mittleren Kuhklassen setzte sich die WEISSENSEE-Tochter MELONE von Florian Anzengruber aus Pram, FIH, wegen ihrer Vorteile in der Harmonie vor der kapitalen und exzellent beeuterten ETHOS-Tochter FELLA von Irmgard Rienesl, Freistadt, RZO, als Champion durch.
Champion MITTEL: MELONE (V: WEISSENSEE ), B: Anzengruber Florian, Pram, FIH
Ältere Kühe
Enorme Qualität und hohe Leistungsbereitschaft zeigten die Kühe mit vier und fünf Kälbern. Den Gruppen- und Schöneutersieg holte sich die mittelrahmige HUGOBOSS-Tochter PAULA von Andreas Übetsroider, Nussdorf, VFS, die mit Top-Fundament und -Euter herausstach. Ihr folgte auf Platz 2 die MAHANGO-Tochter FRANCINE von Elisabeth und Karl Lumetsberger aus St. Georgen am Walde, eine Kuh mit viel Kapazität und sehr guten Verbindungen.
Zu einem kräftigen Applaus rief Tobias Ammann gleich am Anfang der letzten Gruppe, Kühe mit sechs und sieben Kälbern, auf. Zur Gruppensiegerin ernannte er die VON WELT-Tochter WALISA von Hermann Wappis aus Gilgenberg am Weilhart, FIH, die die körperlichen Vorteile einer reifen Fleckviehkuh mit viel jugendlicher Frische vereinte. Zweite in dieser Gruppe wurde die GS VOLLWERT-Tochter BIBI von Elisabeth und Franz Grössinger, Eugendorf, VFS, die auch den Schöneutersieg mit nach Hause nehmen konnte.
Champion ALT
Beim Finale der älteren Kühe führte kein Weg an der exzellenten HUGOBOSS-Tochter PAULA von Andreas Übetsroider, Nussdorf, VFS, als Champion vorbei. Ebenso klar war als Reservechampion die VON WELT-Tochter WALISA von Hermann Wappis aus Gilgenberg am Weilhart, FIH.
Die Sieger der Rasse der Fleckvieh
Eliteversteigerung
Top-Genetik, vor allem auch in der Hornloszucht, wurde bei der Eliteversteigerung angeboten. Unter sehr großem Publikumsinteresse wurden acht erlesene Jungrinder und ein Embryonenpaket versteigert. Als teuerstes weibliches Tier wurde um 25.500 Euro die mischerbig hornlose M3 Pp*-Tochter NASCHI Pp* nach Deutschland verkauft und das teuerste männliche Jungtier der mischerbig hornlose INGMAR PP*-Sohn INSIDER Pp* wechselte um 16.000 Euro den Besitzer.
Als Premiere wurde im Anschluss an die Eliteversteigerung die moderne Boxenanlage, die im Versteigerungsstall des FIH kürzlich neu eingebaut wurde, mit der Versteigerung von 15 trächtigen Kalbinnen eingeweiht und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Oö Landesschau hat mit Spitzentieren aus dem Zuchtprogramm wieder beachtliche Akzente für die Fleckviehzucht gesetzt. Fleckvieh Austria gratuliert den Organisatoren zur gelungenen Schau und den Besitzern der Siegertiere herzlich!