Neue genetische Besonderheit

Fleckvieh Haplotyp 1 (FH1) beeinflusst die Non-Return-Rate beim Fleckvieh

Seit April 2014 wird bei Fleckvieh der Genort Fleckvieh Haplotyp 4 (FH4) veröffentlicht. Ab August 2024 kommt nun der Genort Fleckvieh Haplotyp 1 (FH1) hinzu, der die Non-Return-Rate beeinflusst und in der Wirkung und Frequenz weitestgehend mit FH4 vergleichbar ist. Beide Genorte führen im reinerbigen Zustand, das heißt, wenn das Schadallel sowohl vom Vater als auch von der Mutter vererbt wird, zum frühzeitigen Abgehen des Embryos und damit zum Umrindern nach 21 Tagen. Das Vererbungsbild ist daher rezessiv. Das bedeutet, dass bei der Anpaarung zweier FH1-Träger zu erwarten ist, dass jeder vierte Embryo reinerbig ist und daher frühzeitig abgeht.

Bei Anpaarung eines FH1-Trägerstieres an eine untypisierte Kuh mit einem FH1-Träger als Vater wird jeder achte Embryo reinerbig erwartet. Solche Anpaarungen sollten jedenfalls vermieden werden. Ungewollte Risikoanpaarungen werden am besten durch die Nutzung des RDV Anpaarungsprogramms OptiBull beziehungsweise externe Programme vermieden.

Die Häufigkeit des Schadallels bei FH1 liegt bei rund 3,5 Prozent bei weiblichen Tieren der letzten Geburtsjahrgänge. Der durch FH1 verursachte rein ökonomische Schaden ist daher sehr gering. Beim Vergleich der Befruchtungswerte von FH1-Trägern mit freien Tieren fällt auf, dass diese nur um 0,39 Prozent niedriger sind. Im Besamungseinsatz weisen daher Stiere, die Träger von FH1 sind, praktisch identische Befruchtungsraten wie freie Stiere auf. Wie für FH4 ist auch bei FH1 ein direkter Gentest verfügbar, der für alle Tiere vorliegt, die seit November 2021 typisiert wurden. Der Gentest wurde in Zusammenarbeit mit der TU München (Prof. Dr. Ruedi Fries, Prof. Dr. Hubert Pausch) entwickelt. Für Tiere, die davor untersucht wurden, wird ein Haplotypentest ausgewiesen, der jedoch eine niedrigere Zuverlässigkeit aufweist als der direkte Gentest.

Gekennzeichnet werden Trägertiere mit „F1C“ wobei „F1“ für Fleckvieh Haplotyp 1 steht und „C“ für Träger (engl. carrier). Freie Tiere werden mit „F1F“ ausgewiesen, wobei „F“ für frei (engl. free) steht.

FH1 wird als Genetische Besonderheit veröffentlicht und daher nicht auf offiziellen Zuchtdokumenten angedruckt.

Prominente Trägerstiere für FH1 sind zum Beispiel: HUTERA, HARIBO, GS HUT AB, HAINAU, HUBRAUM, HERZSCHLAG, HELSINKI, ISERSCHEE, EPHRAIM.

Autor: Hermann Schwarzenbacher für das Zuchtwertschätzteam

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