Der Hof der Familie Erlbacher liegt in der Gemeinde Ramsau/D., im Ortsteil Leiten am Fuße des Dachsteins. Der Biobetrieb (seit 1980) wird von Kathrin und Sebastian seit 2018 bewirtschaftet. Der Haupterwerbszweig des Betriebes ist, wie sehr häufig in der Region, der Tourismus.
Ein beliebtes Ausflugsziel, die Silberkarhütte, befindet sich ebenfalls im Besitz der Familie. Am Heimbetrieb werden Zimmer vermietet. Die Zimmervermietung und die Bewirtschaftung der Silberkarhütte wird von Sebastians Eltern geführt.
Der Hof der Familie Erlbacher in Ramsau am Dachstein
Familie Erlbacher, v. l.: Herwig, Sigrid, Leni, Kathrin mit Baby Paul, Sebastian und Leo
Sebastian ist für die Landwirtschaft zuständig. Die mit den 16 Kühen produzierte Milch wird an die Ennstalmilch geliefert. Aus eigener Produktion werden Fleisch- und Milchprodukte, aber auch Wurst- und Selchprodukte hergestellt und an die Gäste am Heimbetrieb und in der Silberkarhütte verkauft. Damit wird das Schlachtvieh zu 90 Prozent am Betrieb vermarktet.
Die Gäste schätzen es sehr, dass sie Produkte direkt vom Betrieb erhalten. Die Kinder der Gäste dürfen mit den Eltern in den Stall, um so die Landwirtschaft zu erleben, wie sie wirklich ist. Damit kann man sagen, dass sich Landwirtschaft und Tourismus gegenseitig brauchen und ergänzen.
Grundsätzlich hat jedes Familienmitglied seinen Hauptaufgabenbereich auf dem Betrieb. Durch die zwei Standbeine des Betriebes müssen alle zusammenhelfen. Im Winter geht Sebastian seiner Teilzeitbeschäftigung als Pistengerätfahrer am Obertauern nach. In dieser Zeit übernimmt sein Vater die Melkarbeiten.
Obwohl die Haupteinnahmequelle der Tourismus ist, wird die Landwirtschaft auch als Grundlage für den Tourismus betrachtet – beide bilden eine Einheit.
Tourismus und Landwirtschaft ergänzen sich am Betrieb Erlbacher ideal
Gebäude und Maschinen
2011 wurde ein Neubau für die Kühe und das Jungvieh errichtet. Dieser wurde als Laufstall mit Tiefboxen ausgeführt. Die Laufflächen wurde mit Spalten und Gummimatten ausgestattet. 2022 wurden zusätzlich sechs Außenliegeboxen errichtet. Für die Kraftfutterzuteilung wurde ein Transponder eingebaut. Gemolken wird in einem 3er Side-by-Side-Melkstand. Ein planbefestigter Auslauf ermöglicht es den Tieren, jederzeit ins Freie zu gelangen.
Der Betrieb ist maschinell sehr gut ausgestattet. Außer einer Ballenpresse, welche in Gemeinschaft genutzt wird, sind am Betrieb alle Maschinen vorhanden. Die Heuarbeiten werden, wenn möglich, mit den Nachbarn gemeinschaftlich durchgeführt.
Der Laufstall für die Kühe und das Jungvieh wurde 2011 errichtet, 2022 kamen die Außenliegeboxen dazu.
Grünlandprofi
Am Betrieb wird auf beste Grundfutterqualität großer Wert gelegt. Besonders die Grünlandbewirtschaftung ist ein Steckenpferd von Sebastian. Trotz der Höhenlage wird am Betrieb viermal gemäht. Dadurch wird junges Gras geerntet und die Verdaulichkeit ist sehr hoch. Es wird von jedem Schnitt eine Grundfutteranalyse durchgeführt. Durch das junge hochverdauliche Futter sind auch die Milchinhaltsstoffe für einen Biobetrieb sehr gut. Durch langjährige intensive Bekämpfung hat man das Problem „Ampfer“ sehr gut im Griff. Um das Grünland in Schuss zu halten, wird jedes Jahr ein Teil der Fläche nachgesät.
Sebastian ist überzeugter Biobauer, begeisterter Fleckviehzüchter und Grünlandprofi
Verdünnte Gülle wird nach jedem Schnitt zum richtigen Zeitpunkt (Regen oder bewölkt) ausgebracht, im Herbst wird Mist auf fast alle Flächen verteilt. Zusätzlich düngt der Betrieb fast jedes Jahr mit Schwefel. Sebastian achtet auch auf eine saubere Einstellung der Erntemaschinen und versucht, möglichst hoch zu mähen. Circa 20 Prozent der Ration besteht aus belüftetem Heu (Ballenbelüftung). Gerade als Biobetrieb ist Sebastian überzeugt, dass das Grundfutter von größter Bedeutung ist.
Das Grundfutter wird mit dem Mischwagen vorgelegt. Die aufgewertete Ration reicht für etwa 26 Kilo Milch. Die Mischung enthält Grassilage, Heu, Luzerne und Kraftfutter und wird täglich einmal vorgelegt. Mehrmals am Tag wird das Futter rangeschoben. Zusätzlich bekommen die Kühe am Transponder maximal 5 Kilo Kraftfutter (neumelkende Kühe). Das Kraftfutter wird grundsätzlich streng nach Leistung zugeteilt. Zusätzlich werden eine Mineralstoffmischung und Salz nach Bedarf verabreicht. Außerdem haben die Kühe 24 Stunden Zugang zur Weide.
Zucht und Vermarktung
Trotz starker Betonung auf den Tourismus ist Sebastian ein begeisterter Fleckviehzüchter. Schon in seiner Kindheit hat er sich sehr stark für die Kühe und die Milchproduktion interessiert. Wichtig sind ihm rahmige und langlebige Kühe. Die Melkbarkeit darf nicht zu hoch sein, die Milchleistung muss ebenfalls passen.
Sebastian hat auch immer wieder hochwertige Zuchttiere zugekauft, um seine Kuhbasis zu verbessern. Schlussendlich ist er aber überzeugt, dass die eigene Zucht die bessere Basis ist.
Neben den genomischen Jungvererbern setzt er auch immer wieder nachkommengeprüfte Stiere am Betrieb ein. Sebastian lässt die meisten weiblichen Tiere genotypisieren. Damit hat er eine breitere Möglichkeit, seine Selektionsentscheidungen zu treffen.
Sehr stolz ist Sebastian auch, dass er mit seiner Kuh KIRA, einer GS MYDARLING-Tochter, bei der Steiermarkschau 2023 teilnehmen konnte.
KIRA (V: GS Mydarling) auf der Steiermarkschau 2023
Die Stierkälber werden nach Traboch geliefert. Das Schlachtvieh wird fast zur Gänze im eigenen Tourismusbetrieb vermarktet.
Zukunftsperspektive
Sebastian wird in den nächsten Jahren versuchen, die Produktion weiter zu verbessern. Je nach Flächenverfügbarkeit wird er den Kuhbestand leicht aufstocken. Großes Augenmerk legt er auch weiterhin auf die Optimierung des Grünlandes. Ein erklärtes Ziel des Betriebsführers ist es auch, mehr Zuchtvieh zu produzieren und zu verkaufen.
Obwohl die Haupteinnahmequelle der Tourismus ist, wird die Landwirtschaft weiterhin als Grundlage für den Tourismus betrachtet. „Ich möchte mit der vorhandenen Struktur auch künftig Milchwirtschaft, Zucht und Tourismus bestmöglich kombinieren“, so der Betriebsführer.