Festliegende Tiere verursachen hohe Kosten und rauben vor allem sehr viel wertvolle Zeit. Die gute Nachricht daran ist, dass diese Stoffwechselerkrankung durch ein gutes Fütterungskonzept auf ein Minimum reduziert werden kann.
Der wichtigste Faktor rund um die Transitphase ist die tägliche Futteraufnahme. Kühe mit hohen Futteraufnahmen haben kein Milchfieber! Selbst wenn zu viel Kalzium und Kalium gefüttert wird. Eine trockenstehende Gruppe, welche einphasig gefüttert wird, sollte eine Futteraufnahme von über 14 Kilo erreichen. Leider ist es in den meisten Fällen nicht möglich, die tatsächlich gefressenen Mengen genau zu beurteilen. Grund dafür sind die kleinen Gruppen (3-10 Kühe) in Kombination mit den tierindividuellen Schwankungen (gerade frisch trockengestellt und kurz vor der Kalbung).
Hohe Futteraufnahmen sind die beste Milchfieberprophylaxe
Ein besseres Hilfsmittel dagegen sind Brunsterkennungssysteme, welche die täglichen Wiederkauminuten erfassen. Die Tiere sollten stets über 500 Wiederkauminuten liegen. Wenn angenommen der Gruppendurchschnitt bei 510 Wiederkauminuten liegt und eine Kuh auf 350 Wiederkauminuten abfällt, frisst diese Kuh signifikant weniger (ausgenommen sind Kühe 12 Stunden vor der Geburt). Das Risiko für Milchfieber erhöht sich dadurch drastisch. Verfettete Trockensteher sind von dieser Symptomatik besonders stark betroffen. Ausschlaggebend sind zu hohe Nefa-Werte im Blut (beginnende Ketose), welche zu einer verminderten Futteraufnahme führen. Damit hohe Futteraufnahmen erzielt werden können, müssen ganz simple Faktoren, wie es auch bei den Laktierenden der Fall ist, berücksichtigt werden.
Frisch vorlegen
Grundfutter von hochwertiger Qualität (wenig Rohasche und ein gutes Gärsäuremuster) muss täglich frisch vorgelegt und angeschoben werden. Wird eine Trockensteherration gemischt, wird diese häufig für zwei Tage vorgelegt. Dies ist zum einen der Fall, weil der Faktor Arbeitszeit auf den Betrieben sehr begrenzt ist, zum anderen ist es technisch oftmals nicht möglich, eine separate Mischung für zum Beispiel fünf Kühe zu machen. In diesem Fall muss besonders auf ein regelmäßiges Anschieben sowie auf eine mögliche Nacherwärmung geachtet werden. Im Sommer ist von einem mehrtägigen Vorlegen der Ration generell abzuraten. Als Alternative zu einer eigenen Trockensteherration könnte die Kuhration mit Stroh gestreckt werden.
Hitzestress vermindern
Bezugnehmend auf den Sommer muss natürlich auch der Faktor Hitzestress erwähnt werden. Einige Betriebe sind mit dem Problem konfrontiert, dass die Abkalber im Spätsommer/Herbst teils geringe Biestmilchmengen erzeugen, lebensschwache Kälber zur Welt bringen, die Frischmelker geringere Milchleistungen vollbringen und die Anzahl an Festlieger steigt. Die Ursache für dieses Szenario ist ganz klar der Faktor Hitzestress. Durch Hitzestress sinkt die Futteraufnahme und wie bereits erwähnt ist dies der Anfang vom Übel. Daher möchte ich selbst aus Sicht eines Fütterungsberaters sagen, dass eine „perfekte“ Rationsgestaltung nur einen sehr begrenzten Mehrwert bringt, wenn die Tiere unter Hitzestress leiden und zu wenig fressen. Die Montage von einem guten Kühlsystem ist daher unerlässlich.
Abb. 1: Die Grafik zeigt die unterschiedliche Futteraufnahme einer Trockenstehergruppe. Es wird für zwei Tage gemischt. Auch wenn immer Futter am Futtertisch liegt, sinkt die Futteraufnahme am zweiten Tag signifikant ab
Angepasste Mineralstoffversorgung bei Trockenstehern und Laktierenden
Die Mineralstoffversorgung ist ein zentrales Thema, wenn es darum geht, Milchfieber vorzubeugen. Wie bereits seit längerem bekannt ist, sollten Trockensteher möglichst kalzium- und kaliumarm gefüttert werden. Aus diesem Grund sollten extensiv gedüngte Grassilagen in Kombination mit einem hohen Silomaisanteil (>50 Prozent) gefüttert werden. Leider ist dieses Wunschszenario häufig nicht möglich. Einige Betriebe haben ausschließlich intensiv gedüngte Grassilagen oder können nicht 50 Prozent Maissilage füttern. Dies führt selbstverständlich zu erhöhten Kalzium und Kaliumwerten in der Trockensteherration. Dennoch ist es auch bei solchen Gegebenheiten möglich, den Anteil an Milchfieber erkrankten Tieren sehr gering zu halten. Ein wichtiger Faktor, welcher häufig völlig außer Acht gelassen wird, ist die Kalziumversorgung der Frischmelker. In sehr vielen Rationen wird zu wenig Futterkalk ergänzt. Dies hat den Effekt, dass die Kalziumspeicher vom Tier leergefahren werden. Dadurch ist es in der Folgelaktation nicht möglich, ausreichend Kalzium aus den Knochen zu mobilisieren. Bezugnehmend auf die Kalziummobilisation ist auch die Versorgung von Magnesium und Vitamin D3 zu nennen. Eine ausreichend hohe Zufuhr von den genannten Elementen sowohl in der Laktation als auch in der Trockensteherphase ist essentiell für die Kalziumfreisetzung.
Ein spannendes Thema ist die Phosphorversorgung in der Trockenstehzeit. Vor einigen Jahren wurde man noch dazu angehalten, Phosphor bei den Trockenstehern zu ergänzen. Aufgrund der gestiegenen Phosphorwerte im Grünland und der großteils Raps basierten Fütterung stehen wir tatsächlich vor der Tatsache, dass viele Trockensteherrationen zu hohe Phosphor-Gehalte aufweisen und das Milchfieber-Risiko drastisch erhöhen. Aus diesem Grund benötigen konventionelle Betriebe zu 90 Prozent keine Phosphorergänzung über das Mineralfutter. Wird trotz erhöhter Phosphorwerte aus der Ration ein phosphorbetontes Trockenstehermineral eingesetzt, erhöht sich das Risiko für Milchfieber. Biobetriebe benötigen in den meisten Fällen weiterhin eine Phosphor-Ergänzung.
(Auszug aus dem Artikel „Mit diesen Fütterungsgrundsätzen hat Milchfieber keine Chance” von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater; Tel. 0664 34 13 068 | www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 5/24)