Fleckvieh als „Milchrasse“ mit dem gewissen EXTRA in Spanien auf dem Vormarsch. War bis vor einigen Jahren Österreichs Paraderasse nur als Mutterkuh bekannt, so misst sich Österreichs Genetik mittlerweile mit den Holsteinkühen in Spaniens TOP-Betrieben!
Im Zuge des III. Fleckviehtages in Spanien, der diesmal im Baskenland stattfand, verschaffte sich die Delegation aus Österreich – DI Alexander Manrique Gómez (geneticAustria GmbH), DI Thomas Tüchler (LK NÖ) und Stefan Mitterböck (NÖ Genetik Rinderzuchtverband) – vor Ort einen Überblick, wie Österreichs Exportschlager auf den spanischen Betrieben funktioniert. Zu Beginn stand aber der ausgebuchte Fleckviehtag am Programm, an dem zahlreiche, wissbegierige Züchter teilnahmen. Die unzähligen Wortmeldungen der spanischen Landwirte zeigten vom großen Interesse an der Rasse Fleckvieh.
HF-Champion bekommt Konkurrenz vom Fleckvieh!
Im Anschluss des theoretischen Teiles des Fleckviehtages konnten sich die Teilnehmer am Betrieb Ametsleku ein Bild davon machen, was Österreichs Rasse Nr. 1 wirklich kann. Die Betriebsführer Sandra und Ernesto zählen sicher zu den Vorzeigefarmen in Spanien.
Vor über zwei Jahren wurde die Entscheidung getroffen, in Fleckviehtiere aus Österreich zu investieren. Mittlerweile werden über 50 Kühe vom Roboter gemolken. Die besten Damen der Herde erreichen über 45 kg Milch im Wochenschnitt. Das beeindruckte auch die Tagungsteilnehmer, die die Tiere aus Österreich bestaunten. Besonders ins Auge sprangen dabei zwei Kühe: die GS DER BESTE Tochter GERLINA, gezüchtet vom Betrieb Peham, Krahof und die REMMEL Tochter SEMMEL gezüchtet vom Betrieb Winter, Frankenfels.
Die Damen haben auch starke Konkurrenz, steht nebenan niemand geringerer als ein Gruppenchampion der letzten Europaschau der Rasse Holstein. Trotz der extrem hohen Qualität der Holstein-Tiere setzten Ernesto und Sandra auf Fleckvieh aus Österreich und das mit sehr großer Zufriedenheit.
Eine Besonderheit gibt es am Betrieb Ametsleku: Es müssen 100 Prozent der Grund- und Kraftfuttermittel zugekauft werden. Das geschieht mittels einer Art fertigen ‚Kälber-TMR‘, die in Quaderballen gepresst gelagert wird. Die TMR besteht aus: 30 Prozent Wickenheu, 20 Prozent normales Heu, 43 Prozent Kraftfutter, 5 Prozent Melasse, 2 Prozent Mineralstoffe, Kalk usw.
Der Betrieb Ametsleku präsentiert stolz zwei Erstlingskühe (V.: Remmel und GS Der Beste), die sie in Bergland angekauft haben.
Betriebsführer Ernesto mit der REMMEL-Tochter in der 1. Laktation
Spanische Züchter investieren in Genetik aus Österreich
Im Zuge der Fleckviehtour konnten zahlreiche Betriebe besichtigt werden, die in den letzten Jahren Zuchtvieh aus Österreich angekauft haben. So wurde der Betrieb Gómez González besucht, wo eine WOBBLER-Tochter nach der zweiten Abkalbung mit einem Wochenschnitt von 56 kg Milch beeindruckte. Eine Erstlingskuh GS WOIWODE x DELL fiel mit ihrer extrem hohen Euterqualität und frischen, jugendlichen Erscheinung ins Auge, bei einer Einsatzleistung von 37 kg Milch. Augenscheinlich war, dass fast alle Züchter großen Wert auf die Genetik legen. So auch bei den Besamungsstieren, wo vermehrt GS DER BESTE und GS SPUTNIK zum Einsatz kommen.
Ausnahmekühe am Betrieb Junquera
Ein absolutes Highlight war der Besuch des Betriebes Junquera, östlich von La Coruna gelegen. Die Geschwister Manuel und Rocio präsentierten uns fünf Fleckviehkühe, die den einheimischen Gästen das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Zwei MINT-Töchter waren sicherlich das Prunkstück dieser Kollektion. Dabei stach nicht nur das gewaltige Exterieur ins Auge, sondern auch die Kondition, bei welcher sich die Tiere bei 50 kg bzw. 40 kg Tagesmilchmenge präsentierten. Das kommt aber nicht von ungefähr. So selektiert der Betriebsführer Manuel alle Tiere selbst im Stall von Importeuer Antonio Barreira und beweist dabei sein Gespür fürs Rind. Der wichtigste Faktor neben dem konsequenten Management ist sicherlich das gute Auge der Geschwister. Die Kühe am Betrieb Junquera hinterließen bei allen Gästen einen bleibenden Eindruck und machten somit Werbung für Österreichs Fleckvieh.
Spitzentiere aus Ö stellte der Betrieb Junquera seinen interessierten Nachbarn vor, die aus dem Staunen nicht herauskamen.
Kraftfuttereinsatz extrem
In Österreich ist es nicht vorstellbar, aber auf den spanischen Betrieben ist es Realität: 17, 18 kg Kraftfutter je Tier und Tag! Es gibt zwei Hauptgründe dafür. In manchen Stallungen ist nicht immer ausreichend Grundfutter vorhanden. Noch intensiver wirkt sich aber die offensive Beratung der Futtermittelfirmen in puncto mehr Kraftfuttereinsatz aus. In Spanien gibt es keine unabhängigen Beratungsstellen, wie in Österreich, die eine objektive Berechnung durchführen.
Die Kühe haben teilweise mit den übertriebenen Kraftfuttermengen zu kämpfen – Azidose und Klauenprobleme sind unausweichlich. DI Thomas Tüchler, Futtermittelberater von der LK NÖ, hat sich vor Ort die Rationen angesehen, diese nach Möglichkeit betrieblich gleich angepasst und das Kraftfutter um bis zu sechs Kilo reduziert.
Am Betrieb Ametsleku wurde dies bereits Mitte Oktober mit großem Erfolg umgesetzt. Die Fleckviehkühe geben jetzt mit viel weniger Kraftfutter zwei bis drei Kilo mehr Milch, bei deutlich besseren Inhaltsstoffen und sind zudem noch vitaler.
Fleckvieh gefragt – starker Partner!
GENETIK AUSTRIA mit ihrem spanischen Partner, Antonio Barreira, sind federführend punkto Export aus Österreich. Der spanische Markt beschränkt sich nicht nur auf den Import von trächtigen Kalbinnen, sondern kauft auch qualitativ, hochwertige Milchkühe an. Besonderes Augenmerk wird bei den Kunden auf die Inhaltsstoffe, ausreichend Milch und ein gutes Exterieur gelegt, welches auf Langlebigkeit hoffen lässt. Fresser, Jungkalbinnen, Zuchtstiere und Fleckvieh – Fleisch-Tiere sind genauso gefragt.
Dieses breite Spektrum macht Spanien zu einen der wichtigsten und verlässlichsten Exportländer im EU-Raum und die Nachfrage ist ständig am Steigen. Kurz um – ein starker Partner, der den heimischen Markt hoffentlich langfristig beleben wird.
Die Genetik aus Österreich muss sich in Spaniens TOP-Betrieben mit den Holsteintieren messen.
In den großen Herden kümmern sich Management- und Fütterungsfachleute sowie Tierärzte um das Wohlbefinden der importierten Zuchtrinder aus Österreich.
Autor: Stefan Mitterböck, NÖ-Genetik