Kolumbien – 2024

Kolumbien – ein Land setzt auf Know-how aus Österreich

Kolumbien ist ein Land in Lateinamerika und zählt aktuell über 50 Millionen Einwohner. Fast ein Drittel der Bevölkerung lebt in und im Umland der Hauptstadt Bogota, wo auch das Kerngebiet der Rinderzucht ist. Die Hauptexportgüter der Landwirtschaft sind Kaffee und Schnittblumen. Kolumbien ist auch ein Land der Rinder.

Geschätzt werden 30 Millionen Rinder im Land gehalten. Die Rinderzucht genießt in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Land und Rinder zu besitzen ist in Kolumbien ein wichtiger Schlüssel, um gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten. Daher gehört es zum Bild des Landes, dass Investoren aus anderen Wirtschaftszweigen landwirtschaftliche Betriebe besitzen, wo in überschaubaren Einheiten intensive Rinderzucht betrieben wird. Das vorherrschende Produktionssystem ist Weidewirtschaft. Der Kraftfuttereinsatz ist gering. Aufgrund der Lage auf Höhe des Äquators ist keine Vorratswirtschaft notwendig, da ganzjährige Vegetation möglich ist. Die Stallungen für die Tiere sind einfach ausgeführt mit großzügigem Platzangebot für die gehaltenen Zuchtrinder. Die Betreuung der Tiere erfolgt zum überwiegenden Teil von Lohnarbeitskräften.

Intensive Zusammenarbeit mit Österreich

Die österreichische Exportorganisation Genetic Austria in Person von Verkaufsleiter Alexander Manrique Gomez steht in intensivem Austausch mit dem kolumbianischen Fleckviehzuchtverband AsoSimmental. Gemeinsam mit Geschäftsführer Filippo Rapioli organisierte er eine Fachveranstaltung mit theoretischen und praktischen Inhalten, die der lokale Verband als 1. Fleckviehtag in Kolumbien bewarb.

Der Verband AsoSimmental Colombia umfasst aktuell 124 Zuchtbetriebe mit rund 6.000 Tieren in der Zuchtpopulation. Die Organisation einer flächendeckenden Leistungsprüfung ist eine große Herausforderung für den Verband und kann nur in eingeschränktem Umfang sichergestellt werden. So sind Pedigree-Daten oft die einzig verfügbare Information zu den Zuchttieren. Fleckvieh aus Österreich genießt in Kolumbien einen hervorragenden Ruf. Die Betriebe in der Hochzucht versuchen mit Zukauf von Embryonen und aktueller Genetik in Form von Samen aus Österreich und Deutschland ihre Herden weiterzuentwickeln. Eine weitere Besonderheit der Fleckviehzucht in Kolumbien ist, dass keine männlichen Kälber zur Mast verwendet werden, sondern als Natursprungstiere zur Kreuzung auf lokale Rassen wie Brahman oder Zebu höchste Nachfrage haben und gute Erlöse erzielen.

Fleckviehtag – ein voller Erfolg

Der Fleckviehtag startete mit einer Vortragsveranstaltung für Berater und Züchter in einem Hotel in Bogota, die bis zum letzten Platz ausgebucht war. Geschäftsführer Reinhard Pfleger, Fleckvieh Austria, brachte in seinem Beitrag einen Überblick über Zuchtziel und Zuchtprogramm von Fleckvieh in Österreich und erläuterte deren praktische Umsetzung. Alexander Manrique Gomez referierte über die richtige Interpretation von Zuchtwerten und hob die Vorzüge der Nutzung von genomischen Jungvererbern hervor. Anton Maislinger, Züchter aus dem FIH, stellte als Praktiker seinen Betrieb vor und schilderte die Arbeitsabläufe eines österreichischen Fleckviehzüchters mit besonderem Augenmerk auf Managementthemen wie Klauenpflege.

FleckScore und Preisrichten löst großes Interesse aus

Der zweite Teil der Fachveranstaltung war der Praxis gewidmet. Auf Wunsch von AsoSimmental stand dieser ganz im Zeichen des Systems FleckScore. Austragungsort war der Betrieb Hacienda Chicamocha, der etwa drei Stunden von Bogota entfernt auf über 2.000 Meter Seehöhe gelegen ist und eine eigene Molkerei betreibt. Reinhard Pfleger erläuterte direkt am Tier Hintergründe und Funktionsweise von FleckScore. Er hob die Bedeutung der Beurteilung des Exterieurs als Grundlage für die gezielte Paarung hervor und bewertete gemeinsam mit den Teilnehmern mehrere Kühe. Mittels der Internetanwendung www.fleckscore.com konnten die mehr als 50 Teilnehmer live deren Bewertung ins System eingeben. In weiterer Folge erläuterte Reinhard Pfleger auch die Grundlagen für das Preisrichten von Fleckvieh. Das Schauwesen genießt in Kolumbien einen sehr hohen Stellenwert und ist wichtiger Maßstab für den Verkaufserfolg von Zuchttieren. Im Anschluss an das FleckScore- und Preisrichtseminar wurden fünf Jungtiere der Hacienda Chicamocha versteigert und erzielten Erlöse von bis zu umgerechnet 4.000 Euro.

Start mit Genomik

Im Vorfeld der Fachveranstaltungen organisierte der Verband den Besuch von insgesamt acht Zuchtbetrieben, die im Umland von Bogota produzieren. Im Zuge dieser Betriebsbesuche boten die österreichischen Vertreter Beratung in Fragen zu Zucht, Anpaarung und Management an. Gleichzeitig wurden erstmals Proben von weiblichen Zuchttieren zur Genotypisierung in Kolumbien durchgeführt.

Criadoro La Martina – Beispiel für nachhaltige Fleckviehzucht

Besonders beeindruckend für die österreichischen Gäste war der Besuch des Zuchtbetriebes La Martina, der durch seine zahlreichen Erfolge im Schauwesen bekannt ist. La Martina bewirtschaftet auf über 3.000 Meter Seehöhe rund 150 Hektar Land. Die Tiere ernähren sich fast ausschließlich vom Weidegang. Aufgrund der Höhenlage ist die extreme UV-Strahlung eine Herausforderung für die Tiere. Die Züchter suchen daher nach Möglichkeit nach Stieren, die Augenpigmentierung vererben, da diese Tiere besser Resistenz gegenüber Augenkrebs zeigen. Der Betrieb wird als Familienbetrieb mit Lohnarbeitskräften geführt und produziert aktuell bei 70 Fleckviehkühen eine tägliche Durchschnittleistung von rund 20 kg Milch. Es konnte die Siegerin der Nationalschau 2014 anlässlich des Fleckvieh-Weltkongresses in Kolumbien auf der Weide besichtigt werden. Die HUPSOL-Tochter SALOME zeigte sich auch mit 12 Lebensjahren noch mit beeindruckendem Exterieur.

Kolumbien – ein spezieller Markt für Fleckvieh

Der Fleckviehtag in Kolumbien wurde seitens des Verbandes als voller Erfolg gewertet. Mit dem Einstieg in die Genotypisierung weiblicher Tiere wurde ein historischer Schritt gesetzt. Ziel des Verbandes ist es, die genomischen Zuchtwerte für eine verbesserte Anpaarungsberatung zu nutzen und das Vertrauen der Züchter in genomische Jungvererber zu stärken. Der Wunsch nach kontinuierlicher Unterstützung in der Umsetzung des Zuchtprogrammes sowie für eine Wiederholung eines Fleckviehtages wurde seitens des kolumbianischen Verbandes zum Ausdruck gebracht.

Zucht mit Stolz

Die Fleckviehzüchter in Kolumbien betreiben die Zucht mit viel Herzblut und Stolz. Die Qualität der österreichischen Genetik wird geschätzt und soll auch zukünftig helfen, die Fleckviehzucht im Land positiv zu beeinflussen. Abschließend sei der Vertriebsorganisation Genetic Austria in Person von Alexander Manrique Gomez ein herzlicher Dank von Fleckvieh Austria für ihren Einsatz rund um die Zusammenarbeit mit AsoSimmental und seiner Züchter ausgesprochen.

Kolumbien – Land der Rinder

Kolumbien – Land der Rinder

Veranstalter und Referenten des 1. Fleckviehtages in Kolumbien

FleckScore und Preisrichten live am Tier mit Alex Manrique und Reinhard Pfleger

FleckScore und Preisrichten live am Tier mit Alex Manrique und Reinhard Pfleger

Großes Interesse auf den Betrieben bei der Beprobung der Tiere für die Genomische Selektion

Großes Interesse auf den Betrieben bei der Beprobung der Tiere für die Genomische Selektion

Die Top-Herde von La Martina auf über 3.000 Meter Seehöhe

Die Top-Herde von La Martina auf über 3.000 Meter Seehöhe

SALOME (V: Hupsol) - Gesamtsiegerin der Nationalschau 2014 mit den Preisrichtern Christian Straif und Reinhard Pfleger

SALOME (V: Hupsol) – Gesamtsiegerin der Nationalschau 2014 mit den Preisrichtern Christian Straif und Reinhard Pfleger

SALOME (V: Hupsol) im Alter von 12 Jahren auf der Weide von La Martina

SALOME (V: Hupsol) im Alter von 12 Jahren auf der Weide von La Martina

Die Referenten aus Österreich inmitten der Spitzenzüchter Kolumbiens

Autor: Ing. Reinhard Pfleger, Fleckvieh Austria