Zuchtprogramm Fleckvieh AUSTRIA

Der erfolgreiche Weg wird fortgesetzt

Wie jedes Jahr steht auch heuer die Analyse des Zuchtprogramms Fleckvieh Austria auf dem Plan. Obwohl sich von einem Jahr zum nächsten meist nur geringfügige Änderungen ergeben und in vielen Fällen lediglich Zahlen aktualisiert werden müssen, gibt es dennoch einige besondere Aspekte, die näher beleuchtet werden sollen.

Großer Leistungssprung

Tabelle 1 zeigt die phänotypischen Leistungen in einigen zentralen Merkmalsbereichen seit 2010. Dabei sollte stets berücksichtigt werden, dass diese Werte durch Faktoren wie Wetterbedingungen, Futter- und Preissituation sowie die Qualität der Daten beeinflusst werden können.

Bei der Milchleistung wurde heuer die Schallmauer von 8000 kg übersprungen, das bedeutet eine Steigerung um fast 100 kg pro Jahr seit 2010. Die genetische Entwicklung von Fett- und Eiweißgehalt war in den letzten Jahren leicht negativ, phänotypisch sind die Inhaltsstoffe in diesem Zeitraum durch das verbesserte Management aber stabil geblieben.

Tabelle 1: Entwicklung von ausgewählten phänotypischen Leistungen bei Fleckvieh AUSTRIA seit 2010 (ZuchtData-Jahresberichte, 2010-20234


Trotz des hohen Leistungsniveaus und der weitgehend negativen genetischen Zusammenhänge zeigen die meisten Fleisch- und Fitnessparameter eine stabile bis leicht positive Entwicklung.

Im Fleischbereich sind die täglichen Zunahmen der Maststiere weitgehend stabil, die Ausschlachtung zeigt eine leicht positive Tendenz und die Handelsklasse hat sich keineswegs verschlechtert, sondern liegt aktuell klar über dem Niveau von vor 15 Jahren. Der Anteil an Stieren mit Handelsklasse E oder U lag im letzten Jahr um 8 Prozent höher als 2010.

Im Fitnessbereich steigt die Nutzungsdauer bereits seit etwa 20 Jahren wieder langsam, aber kontinuierlich an und lag 2024 mit 4,06 Jahren um immerhin 4 Monate höher als 2010. Die durchschnittliche Lebensleistung der abgegangenen Kühe ist in diesem Zeitraum um zirka 8000 kg gestiegen, das sind mehr als 500 kg pro Jahr. In Abbildung 1 ist die Entwicklung der Lebensleistung und der Anzahl Abkalbungen über die letzten 20 Jahre zu finden. Die durchschnittliche Anzahl Abkalbungen der abgegangenen Kühe liegt aktuell bei 4,16 und damit immerhin um 0,43 Abkalbungen über dem Wert von vor 20 Jahren.

Die Fruchtbarkeitsparameter Besamungsindex und Zwischenkalbezeit blieben in den letzten Jahren weitgehend stabil. Die durchschnittliche Zellzahl ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Allerdings ist die Median-Zellzahl (die Hälfte liegt über bzw. unter diesem Wert) seit 2010 von 70.000 auf 61.000 gesunken. Das heißt, das allgemeine Zellzahlniveau hat sich zwar verbessert, aber die extremen Ausreißer („Millionäre“) haben etwas zugenommen.

Abb. 1: Phänotypische Entwicklung von Anzahl Abkalbungen und Lebensleistung in den letzten 20 Jahren beim Fleckvieh in Österreich

Genetische Entwicklung sehr positiv

Für die Bewertung langfristiger Entwicklungen werden genetische Trends herangezogen, die die durchschnittlichen Zuchtwerte je Geburtsjahrgang widerspiegeln. Abbildung 2 zeigt die genetischen Trends der weiblichen Population in den Hauptbereichen Gesamtzuchtwert (GZW), Milchwert (MW), Fleischwert (FW) und Fitnesswert (FIT). Seit 2010 beträgt der jährliche Zuwachs beim GZW 2,5 Punkte. Der Milchwert verzeichnet bereits seit Jahrzehnten einen nahezu linearen Anstieg von 2,2 Punkten pro Jahr. Beim Fleischwert lässt sich in den letzten Jahren ein leichter Aufwärtstrend erkennen, mit einem jährlichen Plus von 0,5 Punkten seit 2010. Besonders deutlich zeigt sich der Anstieg beim Fitnesswert: Hier stieg der jährliche Zuwachs von 0,1 Punkten (2000 bis 2010) über 0,5 Punkte (2010 bis 2015) auf 1,4 Punkte pro Jahr im Zeitraum von 2015 bis 2022.

Abb. 2: Genetische Trends für GZW, MW, FW und FIT der österreichischen Fleckvieh-Kühe

Abb. 2 - Genetische Trends für GZW, MW, FW und FIT der österreichischen Fleckvieh-Kühe

Im Exterieurbereich sind weiterhin deutliche Verbesserungen zu beobachten, insbesondere im Bereich des Euters, aber auch beim Fundament. Beide Merkmalsgruppen sind im Gesamtzuchtwert lediglich indirekt über die Nutzungsdauer, den Euter- und den Klauengesundheitswert abgebildet, spiegeln jedoch durch ihre hohe Bedeutung in der Praxis diese positive Entwicklung wider. Nach einem längeren Anstieg beziehungsweise Rückgang haben sich Rahmen beziehungsweise Bemuskelung mittlerweile weitgehend stabilisiert.

Anteil genotypisierter Tiere steigt weiter

Für die Qualität der Single-Step-Zuchtwerte ist ein möglichst hoher Anteil genotypisierter Tiere entscheidend, die mit phänotypischen Leistungen in die Zuchtwertschätzung einfließen. Vor allem dank des Herdentypisierungsprojekts FOKUHS (HERDE) sind inzwischen bereits 15,1 Prozent der lebenden weiblichen Fleckviehtiere in Österreich genotypisiert (Abb. 3). Zwischen den Zuchtverbänden bestehen zwar deutliche Unterschiede, jedoch konnte bei allen ein Zuwachs im Vergleich zu den letzten Jahren verzeichnet werden. Bei Kälbern und Jungrindern liegt der durchschnittliche Genotypisierungsanteil bei 16,1 Prozent, während er bei Erstlingskühen 18,3 Prozent erreicht. Durch FOKUHS HERDE sowie durch unabhängige züchterische Initiativen soll sichergestellt werden, dass der Genotypisierungsanteil weiter steigt.

(Auszug aus dem Artikel „Zuchtprogramm Fleckvieh AUSTRIA – der erfolgreiche Weg wird fortgesetzt“ von Dr. Christian Fürst, ZuchtData; Fleckvieh Austria Magazin 1/25)