In der österreichischen Fleckviehzucht gab es in den letzten Jahrzehnten enorme Weiterentwicklungen wie die gemeinsame Zuchtwertschätzung und enge Kooperation im Zuchtprogramm mit Deutschland und die Einführung der genomischen Selektion vor 10 Jahren. Welche phänotypischen und genetischen Fortschritte konnten dadurch erzielt werden?
In Tabelle 1 sind die phänotypischen Leistungen für einige wichtige Merkmalsbereiche seit 2015 dargestellt. Bei phänotypischen Leistungen ist immer zu bedenken, dass diese auch sehr stark von der Wetter-, Futter- und Marktsituation und sogar von der Datenqualität (z.B. Vollständigkeit der Besamungsmeldungen für Besamungsindex) abhängen können.
MINT-Tochter LIONA
Im Schnitt der letzten 5 Jahre ist die Milchleistung pro Laktation um beachtliche 135 kg gestiegen. Trotz dieser starken Milchleistungssteigerung und der weitgehend negativen genetischen Zusammenhänge zeigen die meisten Fleisch- und Fitnessparameter eine stabile bis leicht positive Entwicklung. So steigt die Nutzungsdauer bereits seit vielen Jahren wieder langsam aber kontinuierlich an, die Lebensleistung hat sogar um mehr als 600 kg pro Jahr stark zugenommen. Bei den Fruchtbarkeitsparametern ist beim Besamungsindex allerdings eine leichte Verschlechterung zu verzeichnen, bei der Zwischenkalbezeit ist die Entwicklung ungefähr stabil. Die weitere Entwicklung der Zellzahl, einer besonderen Stärke von Fleckvieh, muss man im Auge behalten.
Tabelle 1: Entwicklung von ausgewählten phänotypischen Leistungen bei Fleckvieh AUSTRIA seit 2015
Positive genetische Trends
Zur Beurteilung von längerfristigen Entwicklungen im züchterischen Bereich sind die genetischen Trends, also die durchschnittlichen Zuchtwerte pro Geburtsjahrgang, das Mittel der Wahl. Dabei kann man sich die Entwicklung der Besamungsstiere ansehen oder, wie in diesem Beitrag, die Entwicklung der weiblichen Population. Das ist letztlich die Tiergruppe, die auf den bäuerlichen Betrieben für den wirtschaftlichen Erfolg ausschlaggebend ist. In Abbildung 1 sind die genetischen Trends für die Hauptbereiche Gesamtzuchtwert (GZW), Milchwert (MW), Fleischwert (FW) und Fitnesswert (FIT) dargestellt. Beim GZW liegen die Steigerungen von 2000 bis 2010 bei 2,0 und von 2010 bis 2018 bei 2,4 GZW-Punkten pro Jahr. Beim MW sind die Werte in diesen Zeiträumen von 2,2 auf 2,3 MW-Punkte gestiegen. Beim FW zeigt sich eine praktisch stabile Entwicklung, wobei eine leicht negative Entwicklung in der Handelsklasse durch einen positiven Trend bei der Nettozunahme kompensiert wird. Beim FIT konnte die lange negative Entwicklung gedreht werden, sodass seit 2010 eine Steigerung von 1,0 FIT-Punkten pro Jahr zu verzeichnen sind.
Abb. 1: Genetische Trends für GZW, MW, FW und FIT der österreichischen Fleckvieh-Kühe
(Auszug aus dem Artikel „Aktuelles aus dem Zuchtprogramm Fleckvieh AUSTRIA“ von Dr. Christian Fürst, ZuchtData; Fleckvieh Austria Magazin 1/21)