Über dieses aktuelle Thema referierte Prof. Dr. Kay Uwe Götz, Leiter des Instituts für Tierzucht der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, bei der Generalversammlung des FIH in der Bauernmarkthallte in Ried. In diesem Artikel sind die wesentlichsten Aussagen kurz zusammengefasst.
An den folgenden Kernaussagen kommt man nicht vorbei: „Die Nutztierhaltung muss so transformiert werden, dass Nahrungskonkurrenz zum Menschen vermieden wird und unerwünschte Landnutzungsänderungen unterbleiben. Dabei muss das Tierwohl gewahrt und verbessert werden. In den pflanzlichen Ersatzprodukten wird keine Bedrohung, sondern eine sinnvolle Ergänzung für die menschliche Ernährung gesehen“. Prof. Götz fordert die Politik auf, die Rahmenbedingungen für diesen Transformationsprozess zu schaffen.
Der Ausbau der Nutztierhaltung in den entwickelten Ländern hat in anderen Teilen der Welt wie z. B. in Südamerika zu erheblichen Landnutzungsänderungen auf Kosten des Regenwaldes geführt. Es ist weder vorstellbar noch wünschenswert, dass sich dies zur Befriedigung der erwarteten Nachfragesteigerung bis 2050 so fortsetzt (Götz 2022), Foto: FIH aus Shutterstock
Die Welt hat sich verändert
Im 20. Jahrhundert war die Tierzucht geprägt durch das Bestreben, die Wirtschaftlichkeit der Tierhaltung unter Einhaltung der Regeln des Tierschutzes zu verbessern. Dieser Ansatz wird mittlerweile von vielen Seiten in Frage gestellt, denn von einer „guten“ Nutztierhaltung verlangt die Gesellschaft heute mehr als nur die Einhaltung von Mindeststandards beim Tierschutz. Auch unter Wissenschaftlern herrscht Einigkeit, dass Tierwohl mehr ist als die Berücksichtigung der Vorgaben des Tierschutzgesetzes und der dazugehörigen Verordnungen.
Nutztierhaltung steht aber auch wegen ihrer Umweltwirkungen und den von ihr bewirkten Landnutzungsänderungen in der Kritik. Dabei treten häufig Zielkonflikte zwischen Tierwohl und Umweltwirkungen auf. Der Ausbau der Nutztierhaltung in den entwickelten Ländern hat in anderen Teilen der Welt zu erheblichen Landnutzungsänderungen geführt. Es ist weder vorstellbar noch wünschenswert, dass sich dies zur Befriedigung der erwarteten Nachfragesteigerung bis 2050 so fortsetzt. Andererseits wird die zukünftige Nachfrage nicht in Deutschland oder Österreich, sondern hauptsächlich in den Schwellenländern entstehen. Schärfere Regelungen in der EU können daher zu Effekten führen, die in der Summe kontraproduktiv sind. Europäische Nutztierhaltung der Zukunft sollte also keine Landnutzungsänderungen in anderen Teilen der Welt induzieren und mit möglichst geschlossenen Nährstoffkreisläufen arbeiten.
(Auszug aus dem Artikel „Bäuerliche Rinderzucht und Nutztierhaltung in der Diskussion – Lösungen sind möglich!“ von Prof. Dr. Kay Uwe Götz, Leiter des Instituts für Tierzucht der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, u. Dr. Josef Miesenberger, Geschäftsführer FIH; Fleckvieh Austria Magazin 4/22)