Die Barmherzigen Brüder sind seit mehr als 450 Jahren im Gesundheitswesen tätig. In Österreich betreibt der Orden gemeinsam mit über 8.530 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an rund 30 Standorten Krankenhäuser sowie zahlreiche Sozial- und Gesundheitseinrichtungen. Am Standort Kainbach – etwa fünf Kilometer östlich von Graz – wird auch erfolgreich Landwirtschaft betrieben.
Im Gesundheitsbereich helfen die Barmherzigen Brüder kranken Menschen, betreuen und begleiten Menschen mit Behinderung und setzen sich für Drogenkranke und Obdachlose ein.
Drei Hauptproduktionszweige
In Kainbach in der Oststeiermark leitet Manfred Gruber zusammen mit drei Mitarbeitern neben dem Milchviehbetrieb mit aktuell 50 Kühen plus Nachzucht eine 1000 kW Hackschnitzelheizung, die mit Hackschnitzeln aus den eigenen 100 ha Wald beliefert wird. Die Wärme wird vor allem für die hofeigene Molkerei und die Lebenswelt Kainbach der Barmherzigen Brüder, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, benötigt.
Für den Eigenbedarf wurde die Milch seit jeher in den Einrichtungen innerhalb der Steiermark verwendet. Seit 2002 werden Trinkmilch, die sogenannte „Schlossmilch“, sowie Joghurt und Topfen auch professionell vermarktet. Aktuell verarbeitet die Molkerei etwa 300.000 Liter Milch im Jahr (Vermarktung je 40 Prozent Trinkmilch und Joghurt und 20 Prozent Topfen). Abnehmer sind Großküchen, Gesundheitseinrichtungen, Gasthäuser und der Einzelhandel.
Mit viel Technik in die Zukunft
Betritt man den im Jahr 2019 errichteten Milchviehstall, begeistert er jeden Besucher! Zuerst fallen die zwei rund 50 m2 großen Strohboxen mit Massagebürsten für die Trockensteher bzw. Special-Needs ins Auge. Trockenstehende Kühe, die einen zu hohen Body-Condition-Score (BCS) haben, kommen die ersten Wochen mit dem Jungvieh auf die Weide. So nehmen diese in der Trockenstehzeit nicht zu viel zu und können gesund in die nächste Laktation starten.
Schaut man auf die Decke, verteilen sich durch den gesamten Stall dutzende Schläuche zur Belüftung, wobei das Lüftungssystem in drei Zonen eingeteilt ist. Im Kälberbereich läuft die Anlage aus Frischluftgründen durchgehend. Im Special-Need-Bereich und im restlichen Milchviehstall schaltet sie sich ab 15 °C ein und reguliert sich je nach Temperatur automatisch nach oben. Ab einer Wärme von 25 °C erreicht sie eine Leistung von etwa 80 Prozent.
Da melkendes Personal immer schwer zu finden war, entschied man sich für einen Melkroboter. Dieser steht in der Mitte des Stalles. Sowohl die normal melkenden Kühe als auch die selektierten Tiere können über Treibwege – je nach Freigabe – den Roboter betreten. Da der Roboter aktuell noch nicht ganz ausgelastet ist, erreicht man momentan 3,0 Melkungen pro Tier und Tag.
Für einen sauberen Spaltenboden sorgt ein Spaltenroboter, der alle drei Stunden den gesamten Kuh- und Jungviehbereich abfährt. Eingestreut werden die Boxen einmal täglich mit Hilfe eines automatischen Einstreusystems. Dabei verbraucht der Betrieb etwa zwei Strohballen pro Woche.
Kälberaufzucht und Jungvieh
Im hinteren Bereich des Stalles befindet sich das Jungvieh. Während die Jungrinder noch auf Tieflauf gehalten werden, haben die trächtigen Kalbinnen Hochboxen, die mit gehäckseltem Stroh eingestreut werden. Zusätzlich kann das Jungvieh im Sommer täglich auf die 12 ha große Weide hinter dem Stall.
Die Kälber werden separat im linken Teil des Stalles gehalten. In den ersten zwei Wochen sind sie in Einzelboxen und kommen dann in eine der drei Gruppenboxen mit Tieflauf und Tränkeautomaten. Dort wird die Tränkemenge (MAT) langsam bis zum 48. Tag gesteigert. Vom 48. Tag bis zum 60. Tag können die Kälber ad libitum trinken. Danach wird die Menge wieder bis zum 72. Tag auf null reduziert. Damit sorgt man für eine optimale Entwicklung der Kälber.
Fütterung
Auch die Fütterung der Kühe und Kalbinnen übernimmt ein Roboter, der drei verschiedene Rationen mischt: eine für Trockensteher und ein- bis zweijährige Kalbinnen, eine für die laktierenden Milchkühe und die Kalbinnen älter als ein Jahr und eine für die Special-Needs (drei Wochen vor der Kalbung bis drei Wochen nach der Kalbung).
Grundsätzlich enthalten die Rationen Mais- und Grassilage (50:50), Körnermais, Getreide aus der eigenen Produktion, eine fertige Futtermischung und Mineralfutter. Insgesamt wird aber maximal vier kg Kraftfutter in die Grundration gemischt, der Rest wird über den Melkroboter gefüttert.
Größte Unterschiede zu der normalen Milchkuhration bestehen in der Erhöhung der Menge von Maissilage bei den Special-Needs bzw. der Zugabe von Stroh bei der Trockensteherration.
Landwirtschaftsbetrieb der Barmherzigen Brüder, Kainbach, Steiermark
Die zwei rund 50 m² großen Strohboxen mit Massagebürsten für die Trockensteher bzw. Special-Needs
Der großzügig dimensionierte Vorwartebereich
Für einen sauberen Spaltenboden sorgt ein Spaltenroboter
Kälberbuchten mit Tränkeautomat
ZECKI Pp*, eine MAJESTAET PP-Tochter mit gGZW 126
Besamung & Zuchtphilosophie
Herr Gruber – der Betriebsleiter – versucht als Eigenbestandsbesamer die Herde ständig zu verbessern. Dabei liegt sein Hauptaugenmerk vor allem auf gute Euter und Fundamente. Dies merkte man schon bei Bezug des neuen Stalles, denn es musste keine einzige Kuh aufgrund des Euters den Stall verlassen.
Für die Anpaarung verlässt sich Herr Gruber stets auf den Anpaarungsplaner GS AIO, welcher auf die Wünsche des Betriebsleiters eingestellt wurde. Um in Zukunft mehr hornlose Tiere im Stall zu haben, werden zudem ca. 20 Prozent hornlose Stiere eingesetzt. Aktuelle Besamungsstiere sind: MERCEDES Pp, GS JEDERMANN, MANAUS, GS WUHUDLER, GS ZARAS, MCGYVER, GS MURTAL Pp, WESTWIND, GS HOFSTATT, VALTRA Pp und WEISSENSEE.
Vermarktung
Da der Betrieb momentan in der Aufstockungsphase ist, braucht er die komplette Nachzucht. Sobald die 60 – 65 Milchkühe erreicht sind, werden wieder Jungkühe und trächtige Kalbinnen über die Rinderzucht Steiermark vermarktet sowie Tiere, die den züchterischen Ansprüchen des Betriebsleiters nicht genügen, mit Weiß-Blauen Belgier Stieren belegt. Stierkälber werden mit wenigen Wochen verkauft. Die Kreuzungskalbinnen werden aufgezogen und mit knapp 24 Monaten über das AMA-Gütesiegel-Programm vermarktet.