Das Pinkatal liegt am südöstlichsten Rand von Österreich. Hier in Winten, einem Ortsteil der Gemeinde Eberau und nur wenige 100 Meter von der ungarischen Grenze entfernt, betreibt Familie Mittl Ackerbau, Rinderzucht und Weinbau.
V. l.: Eltern Hermann und Christine, Betriebsführer Carina und Christian, vorne die Kinder Lukas (4), Emilia (6), Johanna (3); Foto: privat
Wer an das Burgenland denkt, dem fällt wahrscheinlich zuallererst der Wein ein. Die Gemeinde Eberau liegt an der Pinkataler Weinstraße, welche von Deutsch Schützen bis Moschendorf führt und somit ein Teil der kleinsten Weinbauregion des Südburgenlandes ist. Klimatisch zählt diese Region am Rand der pannonischen Tiefebene zu den wärmsten in Österreich. Neben dem Weinbau spielt der Ackerbau eine wichtige Rolle. Hauptsächlich wird Getreide und Mais angebaut, aber auch Ölkürbis und Soja findet man auf den Feldern. Der enorme Strukturwandel und Konkurrenzdruck durch größere Märkte hat viele Landwirte in den letzten Jahrzehnten veranlasst, die Tierhaltung aufzugeben – nicht so Familie Mittl!
Der Betrieb Mittl liegt im burgenländischen Eberau; Foto: privat
Futtermittel aus eigenem Betrieb
Christian Mittl hat den Betrieb erst vor kurzem von seinen Eltern übernommen. Er bewirtschaftet mit seiner Frau Carina 112 ha Gesamtfläche. Auf 80 ha Acker werden Mais (24 ha), Weizen (22 ha), Gerste (10 ha), Soja (5 ha) sowie Feldfutter angebaut. Dazu gehören noch 20 ha Wiesen, 11 ha Wald und 0,7 ha Weingartenfläche zum Betrieb. Diese Flächenausstattung ermöglicht die Fütterung der Rinder annähernd ohne Zukauf von Futtermittel. Die aufgewertete Mischration aus 2/3 Mais- sowie 1/3 Grassilage enthält rund 4 kg Kraftfutter, welches aus den selbst angebauten Komponenten Weizen, Gerste, Mais und Soja besteht. Die restliche Kraftfuttergabe erfolgt über einen Transponder.
Wein weicht Rind
Die Hofübernehmer setzen voller Engagement und Leidenschaft auf die Rinderzucht und Milchproduktion. Der Weinbau wurde sukzessive reduziert, dafür die Rinderhaltung ausgebaut und erweitert. Der aktuelle Tierbestand beträgt rund 180 Stück, der sich aus rund 75 Milchkühen, 20 Maststieren sowie der gesamten weiblichen Nachzucht zusammensetzt. Abnehmer der Milch ist die Berglandmilch, in der sich Christian auch aktiv als Funktionär für die Anliegen der Milchbauern einsetzt. Seine Laufbahn begann als Mitglied des Jugendbeirates. Den Jungzüchterclub des Burgenländischen Rinderzuchtverbandes hat er zehn Jahre lang als Obmann geleitet.
Zuchtziel: robust und langlebig
1997 wurde der Kuhstall in einen Liegeboxenlaufstall umgebaut, um den arbeitswirtschaftlichen Anforderungen zu entsprechen. Inzwischen wurde der Kuhstall schon zweimal erweitert. Die Aufzuchttiere sind ebenfalls in Liegeboxenlaufställen untergebracht, die Maststiere werden in Tieflaufboxen auf Stroh gemästet. Erst im Jahr 1999 ist Familie Mittl der Leistungskontrolle beigetreten, somit handelt es sich um einen relativ jungen Zuchtbetrieb. Sein Zuchtziel beschreibt der Betriebsleiter mit der problemlosen, robusten, langlebigen Kuh.
Für die Anpaarung wird das Programm OptiBull vom burgenländischen Rinderzuchtverband verwendet. Eingesetzt werden überwiegend genomische Jungvererber, wobei auf genügend Streuung geachtet wird.
Ausnahmekuh Anja
Aus einer RUMBA-Tochter gezogen, startete die WILLE-Tochter ANJA im Dezember 2014 ihre erste Laktation, die sie mit über 9.500 kg Milch mit guten Inhaltsstoffen und überragenden Zellzahlen abschloss. Mit dieser Leistung und einem interessanten Zuchtwert ist sie aufgefallen. Da der genomische Zuchtwert noch deutlich über dem konventionellen lag, wurde entschieden, die Kuh über Embryotransfer (ET) zu nutzen. Beim ersten Transfer war die quantitative Ausbeute mit einem Kalb nicht sonderlich hoch, die qualitative aber umso erfreulicher, handelt es sich doch um die beste Tochter des Stieres GS WRIGLEY. Diese GS WRIGLEY-Tochter ANGELA steht derzeit bei einem gGZW von 136 und wurde auch über ET genutzt. Von ihr gibt es aktuell Trächtigkeiten von den Stieren WEISSENSEE, HELSINKI, EDELSTEIN und WAY.
GS WRIGLEY-Tochter ANGELA (MV.: Wille), die Halbschwester von GS W1; Foto: Lang
ANJA selbst hat noch zwei Laktationen mit über 11.000 und knapp 13.800 kg Milch geleistet und lediglich bei zwei LKV-Proben mehr als 100.000 Zellen zu Buche stehen. Kurz vor der vierten Abkalbung ist ANJA plötzlich und völlig unerwartet verendet. Einige ihrer 14 Nachkommen haben sehr gut typisiert, überragend dabei war der GS WATTKING-Sohn GS W1, der bis auf den Kalbeverlauf einen sehr kompletten Vererber im Zuchtprogramm FLECKVIEH AUSTRIA darstellt.
GS W1 (GS Wattking x Wille); Foto: stephanhauser.com
Betriebsdaten
Christian und Carina Mittl, 7521 Eberau, Winten 12
Lage: Seehöhe 215 m; Ø Niederschlag: ca. 700 mm
Fläche: gesamt 112 ha, davon 80 ha Acker, 20 ha Wiesen, 11 ha Wald, 0,7 ha Weinbau
Leistung:
Autor: Ing. Hannes Lang, BRZV