Familie Wurzinger, Puchberg am Schneeberg, Niederösterreich
JUNG – DYNAMISCH – GENOMISCH
Am Fuße des Schneeberges, im südlichen Niederösterreich, liegt der Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Wurzinger. Die Betriebsführer, Franz und Ingrid, bewirtschaften gemeinsam mit ihrem Sohn Herbert den auf 830 m Seehöhe liegenden Betrieb. Dieser umfasst 33 Milchkühe sowie 55 Jungtiere.
Weiters leben die Kinder Andreas und Manuela am Hof und helfen, soweit es ihnen möglich ist, mit. Andreas arbeitet als Zuchtberater beim Nö Genetik Rinderzuchtverband und übt nebenbei die Funktion als Obmann der Österreichischen Jungzüchtervereinigung aus. Manuela ist auf der Burgenländischen Landwirtschaftskammer in Eisenstadt tätig, wo sie sich um die landwirtschaftlichen Facharbeiter- und Meisterausbildungen kümmert.
Der Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Wurzinger ist einer der aufstrebendsten Zuchtbetriebe in Niederösterreich. Das Augenmerk wird dabei nicht nur auf die Zucht, sondern auf das gesamte Management gelegt. Diese jahrelange und konsequente Arbeit zeigt schön langsam Früchte. So konnte in diesem Jahr nicht nur die Gebietsrinderschau in Greinbach gewonnen, sondern auch der erste Zuchtstier an die Besamungsstation GENOSTAR verkauft werden.
Zucht & Genomic
Mit der Einführung der genomischen Zuchtwertschätzung begann der Betrieb vom „normalen Milchviehbetrieb“ vermehrt das Augenmerk auf die Zucht zu legen. Mit ein Grund, warum der Betrieb am Projekt FoKUHs teilnimmt, ist die Erfassung von genaueren Gesundheitsdaten, die folglich noch präziser in die Zuchtwertschätzung einfließen sollen und somit dem Betrieb wieder zugutekommen. Aktuell setzt Familie Wurzinger fast ausschließlich genomische Jungvererber ein (GS WUHUDLER, WETTINER, EMERALD, HYPER, GS ZARAS).
Erster Erfolg – GS HILUX
Ein Meilenstein gelang dem Betrieb 2017 durch die Typisierung zahlreicher weiblicher Tiere. Zwei sehr interessante Kälber wurden dabei entdeckt. Im Jahr 2018, beim ersten Embryotransfer am Betrieb, wurden sie erfolgreich gespült. Aus diesem Transfer entstammt der Besamungsstier GS HILUX. GS HILUX ist mit 138 MW-Punkten aktuell der viertbeste verfügbare Stier nach Milchwert. Vor allem die positiven Inhaltsstoffe mit +0,31 % Fett und +0,11 % Eiweiß, trotz über +900 M-kg, fallen stark ins Auge. Des Weiteren lässt er im Exterieur fast keine Wünsche offen. Seine Stärke liegt dabei ganz klar im Euter mit 124 Punkten. Der einzige Wermutstropfen dabei ist, dass er leider Träger des Erbfehlers F2C ist. Auch seine Mutter GIRAFFE (V.: GS Wattking) zeigt diese Stärken. GIRAFFE ist eine mittelrahmige Jungkuh mit einer starken Bemuskelung, einem trockenen Fundament und einem sehr hoch sitzenden Euter. Leider konnten aus dem ET nur männliche Kälber gewonnen werden.
Schnellerer Zuchtfortschritt über Zukauf
Um auch auf der weiblichen Seite züchterisch voranzukommen, entschloss sich Sohn Andreas, zwei genetisch interessante Zuchtkälber zu kaufen. Es handelt sich dabei um eine genetisch reinerbige MEDICUS-Tochter und eine HERZTAKT-Kalbin mit einem aktuellen GZW von 131. Beide Rinder wurden bereits mehrmals über Embryotransfer genutzt. Jedoch ist es bei diesem Kauf nicht geblieben. Als die sehr hoffnungsvolle HERZSCHLAG-Tochter SILLI bei der GENOSTAR-Schau in Traboch zum Verkauf angeboten wurde, entschlossen sich die Brüder, diese Kalbin zu kaufen. Mittlerweile hat SILLI ein gesundes, weibliches Kalb zur Welt gebracht. Mit 135 Punkten im Euter typisiert zählt SILLI nicht nur zu den höchsten HERZSCHLAG-Töchtern in diesem Bereich, sondern zeigt das sensationelle Euter auch in Natura. Gepaart mit einem aktuellen GZW von 130 sowie einem MW von 125 zählt SILLI sicherlich zu den wertvollsten Tieren am Betrieb. Die aktuelle Milchmenge von 33 kg, der angenehme Charakter und das außergewöhnliche Euter der Erstlingskuh erfreut das Züchterherz der Familie.
Über ET schneller zum Erfolg
Im Jahr 2019 wurden bereits sechs erfolgreiche ET durchgeführt. Diese Anzahl wird sich im Jahr 2020 mit Sicherheit mehr als verdoppeln. Aktuell zählt damit die Züchterfamilie Wurzinger in Niederösterreich mit Sicherheit zu jenen Betrieben, die am häufigsten ihre wertvollen Tiere über Spülungen nutzen. Die treibende Kraft hierfür ist Sohn Andreas, der sein züchterisches Know-how bestens einbringen kann. Aufgrund der vielen ET liegt es eigentlich auf der Hand, dass die Belegungen der Tiere zu fast 50 Prozent mit Embryonen erfolgen. Das Betriebsleiterehepaar züchtet aber nicht nur auf einen hohen GZW, sondern auf langlebige Kühe mit dementsprechend guten Exterieur- und Fitnesseigenschaften.
Schauerfolge
Sohn Herbert besitzt eine große Leidenschaft für das Schauwesen. So nahm der Betrieb in den vergangenen Jahren an zahlreichen Ausstellungen teil. Den größten Erfolg feierte die Familie Wurzinger bei der Wechsellandrinderschau 2020 in der Greinbachhalle. Jungkuh GEMSE (V.: Etoscha) holte sich den Gesamtsieg Jung. Aber GEMSE ist nicht nur schön, sondern gibt ihre guten Gene erfolgreich weiter. So steht am Betrieb ein weibliches GS MIDNIGHT-Kalb mit GZW 127 und MW 124, R: 109, B: 101, F: 115, E: 123. Auf züchterisch hoch interessante Tiere gepaart mit ausgezeichnetem Exterieur will der Zuchtbetrieb künftig sein Augenmerk legen.
Vermarktung, Aufzucht und Fütterung
Eine wichtige Einnahmequelle für den Betrieb ist die Vermarktung der Jungkühe. Zwischen 15 und 20 Jungkühe, bei einer Herdengröße von 33 Kühen, werden im Jahr über Versteigerungen vermarktet. Nicht nur die Käufer sind zufrieden mit den Jungkühen, auch der niederösterreichische Zuchtleiter Ernst Grabner ist schwer begeistert von den Kühen, die der Betrieb zur Vermarktung nach Bergland bringt. „Die strenge Selektion der Erstlingskühe ermöglicht einen noch schnelleren züchterischen Fortschritt“, so Sohn Andreas.
Die Kälberaufzucht erfolgt mit einer aufgewerteten Vollmilch und ad libitum. Bis zu einem Alter von 12 Wochen wird Milch verabreicht, danach erfolgt bis zu einem Jahr eine intensive Fütterung. Ein Großteil der Jungtiere verbringt den Sommer auf der Weide bzw. auf der Alm. Der Betrieb hat Anteile an zwei Almen und so kommen zwischen 14 und 16 Stück Jungvieh in die Berge auf über 1.000 m Seehöhe.
Die Milchviehherde genießt das ganze Jahr über die Stallhaltung mit aufgewerteter Mischration. Die Ration setzt sich aus 50 Prozent Grassilage und 50 Prozent Maissilage sowie Kraftfutter, Mineralstoffe und Wasser zusammen. Das komplette Getreide wie auch der Körnermais müssen zugekauft werden.
Familie Wurzinger: hinten Franz und Ingrid, vorne Herbert, Manuela, Andreas (v. l. n. r.)
GS HILUX (Hermelin x GS Wattking x GS Vogt), GZW 135, MW 138 (Stand: ZWS April 2020)
GS WATTKING-Tochter GIRAFFE, die Mutter von GS HILUX
Euter von SILLI (V.: Herzschlag), genomischer Euter-Zuchtwert: 135
GEMSE (V.: Etoscha) wurde bei der Wechsellandschau 2020 in der Greinbachhalle zum Champion der Jungkühe gekürt.