Dr.-Anton-Pohl-Preis, ZAR-Lebensleistungsaward, mehrfach leistungsstärkster Betrieb Österreichs, 13 Kühe mit 100.000 kg Milch aus ein und demselben Kuhstamm und diverse erfolgreiche Schauteilnahmen – erreicht hat der Josefinenhof von Aigner Erich in seiner Ära schon vieles. Doch woher kommt diese außergewöhnliche Kombination aus Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit und worauf achtet der Betrieb schon seit Jahrzehnten in seiner Zuchtausrichtung?
Beheimatet ist der Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Aigner vulgo Josefinenhof in der waldreichen Hochsteiermark in der Gemeinde Turnau. Man kann aber schon vorwegnehmen – die Forstwirtschaft spielt am Betrieb mit 5 ha seit jeher eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist man schon seit Generationen bestrebt, Zuchtvieh der Sonderklasse zu züchten.
Lebensleistungskünstler
Wie eingangs erwähnt, konnte der Betrieb den ZAR-Lebensleistungsaward, der von der Rinderzucht Austria 2019 ins Leben gerufen wurde, bereits entgegennehmen. Für diese Ehrung müssen zehn Kühe die Marke von 100.000 kg Milch überschreiten. Aktuell kann die Familie Aigner auf dreizehn 100.000er-Kühe zurückblicken. Das Bemerkenswerte daran ist, dass alle Kühe aus dem A-Stamm gezüchtet sind. Weiters schafften zwei Tiere, welche auf Versteigerungen verkauft wurden, diese Milchmenge auf ihren Käuferbetrieben zu übertreffen.
A-Stamm
Ihren Ursprung nimmt die A-Linie am Betrieb Aigner durch einen Jungkalbinnenzukauf im Jahr 1970 am Versteigerungsstandort Leoben. Schnell war klar, dass die Linie vor allem durch Leistungsbereitschaft besticht. Ein weiterer wichtiger Faktor war die Problemlosigkeit, warum man in der Vergangenheit immer mehr Tiere des A-Stamms zur eigenen Remontierung nutzte. Aktuell gehen 92 Prozent der Tiere auf diese Linie zurück.
Neben der hohen Herdenleistung bzw. Dauerleistung zeigen sich die Vorzüge der Linie auch in der mehrfachen Auszeichnung Top-Herde-Steiermark, wo auch Zellzahl und Zwischenkalbezeit entsprechend gewichtet werden.
Haltung und Fütterung
2003 wurde am Betrieb ein neuer Rinderstall für 32 Milchkühe und 28 Kalbinnen mit Schrapperentmistung erbaut. Die Kühe sind in komfortablen Tiefboxen untergebracht, die Kalbinnen in Hochboxen. Das Altgebäude wurde umgebaut und dient als Platz für die weibliche Nachzucht bis zu einem Alter von einem Jahr. Im Jahr 2014 erfolgte der Zubau eines Melkstands (7er Autotandem der Fa. Happel) sowie der Zubau von acht weiteren Liegeboxen für laktierende und acht Liegeboxen für hochträchtige Kalbinnen.
Die Fütterung der Kälber erfolgt drei Monate mit Vollmilch. Wasser, Kraftfutter und Heu werden nach den ersten Lebenstagen frei zur Verfügung gestellt. Anschließend werden die Kälber bis zu einem Jahr intensiv gefüttert. Je nach Alter und Belegzeitpunkt werden die Tiere ein- oder zweimal gealpt. Die Kalbinnen über einem Jahr werden mit einer Mischung aus Grassilage und Maissilage gefüttert. Den laktierenden Kühen wird eine AMR, ausgelegt auf 28 kg Milch, vorgelegt. Diese besteht aus Grassilage, Maissilage, Biertreber, Raps-, Gersten-, Maisschrott und Mineralstoffen. Das Leistungskraftfutter wird händisch am Futtertisch zwei Mal täglich nach dem Melken zugeteilt.
Das Grünland wird für die Gegend eher unüblich intensiv genutzt und vier bis fünf Mal gemäht. Siliert wird über Lohnunternehmer mittels Feldhäcksler, um optimal geschnittenes und gleichmäßiges Futter zu gewinnen. Ansonsten wird der Betrieb in Eigenmechanisierung bewirtschaftet.
Betriebsführer Erich mit seiner Frau Karin und den Kindern Katja und Elias
GS MOHIKANER-Tochter ARIELLE steht aktuell in der 7. Laktation mit rund 70.000 kg LL. Mütterlicherseits befinden sich in ihrem Stammbaum bereits vier Kühe mit über 100.000-kg-Lebensleistung (Foto in der 2. Lakt.)
GS MALAMUTE Pp* (GS MA 17 Pp* x Hubraum x Waldbrand); gGZW 126; MW 127 (Stand ZWS Dez. 2020)
ADORA (V.: Hubraum); Mutter von GS MALAMUTE Pp*
Leistungsstarke Jungkühe
Die Stierkälber werden am Betrieb bis zu einem Gewicht von ca. 120-130 kg aufgezogen. Danach werden diese ausschließlich über den Nutzrindermarkt in Traboch vermarktet. Auf der weiblichen Seite kalben nahezu 100 Prozent der weiblichen Tiere am Betrieb ab. Der Betriebsführer zieht es vor, die Tiere aufgrund der Eigenleistung und des Exterieurs zu selektieren. Im Jahr werden zwischen 10 und 12 Kühe auf der Zuchtrinderversteigerung in Traboch verkauft. Da diese konstant mit 30-40 kg Tagesmilchmenge angeboten werden können, erfolgt der Absatz sehr zufriedenstellend.
Zuchtphilosophie
Erich hat eine klare Vorstellung, was seine Zuchtausrichtung betrifft. In der Bullenauswahl setzte schon Vater Siegfried seit jeher auf die Schwerpunkte Rahmen, Milchmenge und Eutervererbung. Ungewöhnlich früh nutzte Junglandwirt Erich Hornlosstiere für seinen Bestand. Es war für ihn ein Versuch, bei dem er gespannt war, ob die für ihn so wichtigen Merkmale Bestand haben. Nach positivem Verlauf dieses Projekts setzte man nach und nach mehr auf Hornlosgenetik.
Am Betrieb werden aussichtsreiche Kandidaten beider Geschlechter genotypisiert. Aktuell steht ein GS MA 17 Pp* besticht aber nicht nur mit dem Hornlosgen Pp, sondern, wie könnte es aus der Zuchtstätte Aigner anders sein, mit folgenden Merkmalen: Rahmen 117, Euter 124 und Milchmenge über +1.100 kg. So verwundert es natürlich nicht, dass neben zahlreichen Hornlosstieren wie GS HERANGO Pp*, GS MYSTERIUM Pp*, HERAKLES Pp*, VALTRA P*S sowie VICI Pp* auch der selbstgezüchtete MALAMUTE Pp* auf der Besamungsliste zu finden ist. Aktuell werden am Betrieb gut 50 Prozent der Belegungen mit Hornlosstieren durchgeführt. Bei den älteren Kühen kommt Erich nach wie vor gerne auf den altbewährten Allrounder GS WERTVOLL zurück.
Eines ist sicher, der Josefinenhof weiß, welchen Weg er weiterhin gehen wird. Dieser liegt nicht in betrieblichem Wachstum, sondern in der ständigen Verbesserung von Tierwohl und Kuhkomfort.