Die Gegend um Güssing ist unter anderem für die Weinsorte Uhudler bekannt. Dieser Direktträger darf nur in dieser Region gepflanzt werden. Dass auch gute „Fleckviehgenetik“ hier gedeiht, beweist mit GS WUHUDLER der aktuell beste von mehr als 700 WABAN-Söhnen, der von der Familie Bauer gezüchtet wurde.
Familie Bauer betreibt in Gamischdorf, einem Ortsteil der kleinen südburgenländischen Gemeinde Sankt Michael, einen Fleckviehzuchtbetrieb mit rund 100 Kühen. Im südlichen Burgenland ist der Strukturwandel weit fortgeschritten. Viele Betriebe haben die Rinderhaltung aufgegeben und sind auf andere Produktionsrichtungen umgestiegen, nicht so der Betrieb von Christian Bauer.
Von jeher ein expandierender Betrieb
Seine Eltern haben im Jahr 1985 einen neuen Anbindestall mit Kurzstand gebaut und nach dem damals neuesten Stand der Technik rund 20 Milchkühe und die gesamte Nachzucht gehalten. Der nächste Entwicklungsschritt erfolgte im Jahr 2000. Mit der Errichtung eines Liegeboxenlaufstalles mit Weelink-Fütterung (mobiles Fressgitter) sowie einem 2×3-Autotandemmelkstand wurde die Kuhzahl auf 70 aufgestockt. Das nötige Milchkontingent wurde sukzessive zugekauft. Im alten Anbindestall wurden die Kälber und Jungkalbinnen untergebracht.
Als dann die Entscheidung auf politischer Ebene gefallen war, die Milchquote abzuschaffen, entschloss sich die Familie Bauer neuerlich zu einem Wachstumsschritt: Mit dem Zubau von weiteren 40 Liegeplätzen und einem Tiefstreubereich für die Trockensteher im Jahr 2014 wurde die Kuhzahl auf knapp über 100 aufgestockt. Mit der Investition erfolgte auch die Anschaffung eines Fütterungsroboters der Firma Wasserbauer. Die Melktechnik wurde ebenfalls auf Roboter umgestellt. Die Kühe werden mit einer Doppelbox von GEA gemolken.
Aktuell produziert der Betrieb Bauer rund 850 Tonnen Milch, die von der Berglandmilch verarbeitet werden. Beim Auslaufen der Quote waren Lieferrechte für 750.000 kg vorhanden.
Die weibliche Nachzucht bleibt am Betrieb und wird nach dem Abkalben selektiert, die männlichen Kälber werden überwiegend auf den Nutzkälbermärkten in Greinbach verkauft.
Keine Grassilage
Die Fütterung der Kühe erfolgt mit einer aufgewerteten Mischration, die für 28 kg Milchleistung ausgelegt ist. Das leistungsbezogene Kraftfutter wird im Roboter gefüttert. Die Ration besteht aus Maissilage, Heu, Stroh, Biertreber, einer Getreidemischung aus Gerste und Triticale sowie einer Eiweißergänzung. Es wird keine Grassilage mehr gefüttert, weil die Vegetation in den letzten oft sehr heißen und trockenen Jahren die notwendigen guten Qualitäten verhindert hat.
Die Flächenausstattung von insgesamt 130 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche setzt sich aus 40 ha Eigengrund und 90 ha Pachtgrund zusammen. Rund 30 ha Wiesen befinden sich in einem Naturschutzgebiet, auf denen das Heu gewonnen wird.
Die 100 ha Ackerland werden zu 50 Prozent mit Mais bebaut, die restliche Fläche besteht aus je 10 ha Gerste, Triticale, Soja, Wechselwiese und Grünbrache.
Arbeitswirtschaftliche Aspekte
Die Arbeit am Hof wird vom Betriebsführer und einer Fremdarbeitskraft erledigt. Auch die Eltern Rudolf und Elisabeth helfen tatkräftigst mit. Mag. Ruth Schintag, die Lebenspartnerin von Christian, ist als Tierärztin in einer Gemeinschaftspraxis tätig. Die Außenwirtschaft ist deshalb an einen Lohnunternehmer ausgelagert. Mit diesem besteht auch eine Kooperation durch as Betreiben einer Biogasanlage.
Zuchtziel: melkrobotertaugliche Kuh
Sein Zuchtziel definiert Christian mit einer mittelrahmigen Kuh mit sehr gutem Fundament, aber vor allem einem hervorragenden Euter, welches der Roboter ohne Probleme melken kann. Die zu große Kuh bekommt im Stall relativ schnell Probleme in den Liegeboxen wie auch im Roboter. Diese Kühe wurden in den letzten Jahren ebenfalls schneller ausselektiert wie auch jene, bei denen das Euter Probleme machte. Hier sind vor allem der Euterboden, die Strichstellung und die Strichplatzierung wichtig.
In den letzten Monaten wurden verstärkt Stiere mit Euterzuchtwerten über 120, wie z. B. HERZPOCHEN, HERMELIN, RAUCH oder HEIMAT eingesetzt.
Der Betrieb Bauer nimmt am Projekt Fokuhs teil. Dadurch werden alle weiblichen Tiere genomisch untersucht. Vor dem Projektstart wurden die interessantesten Stierkälber getestet. GS WUHUDLER stammt aus der Anpaarung von WABAN mit der sehr fundamentstarken MANIGO-Tochter HERTA. HERTA selbst brachte bisher drei männliche Kälber. Ihre Mutter HANSA (V.: Willenberg) hat bisher sechs weibliche Nachkommen. Bei fast allen liegen die genomischen Zuchtwerte im Bereich von 120 bis 125. Hier ist das genetische Potential dieser Kuhfamilie deutlich sichtbar.
Engagierter Schauteilnehmer
Bei fast allen Ausstellungen des Burgenländischen Rinderzuchtverbandes ist auch die Familie Bauer mit großem Engagement mit ihren Tieren vertreten. Einer der größten Erfolge war der Sieg bei der letzten Gala der Tiere: Die RAVE-Tochter BEA war die Siegerin der jungen Kühe.
Für die Zukunft wünscht sich Christian Bauer möglichst stabile Rahmenbedingungen für die Milchproduktion. Die Leistung seiner Herde möchte er bei rund 10 000 kg Stalldurchschnitt etablieren.
Der Betrieb Bauer in Gamischdorf im Burgenland
Von links: Betriebsführer Christian Bauer, Tochter Clara (11), Eltern Rudolf und Elisabeth, Lebenspartnerin Mag. Ruth Schintag
HERTA (Manigo x Willenberg), die Mutter von GS WUHUDLER; 3/2 HL 9.834-3,40-3,40-669; gGZW 123, MW 116
GS WUHUDLER (Waban x Manigo), GS WUHUDLER, GZW 136, MW 127, FIT 119; ÖZW 136 +1.266 -0,16 -0,09
BEA (GS Rave x Mythos), 4/3 HL. 11.508-3,78-3,46-833, GZW 108 MW 107 (Stand April 2020); Siegerin der Jungkühe bei der Gala der Tiere (Foto in der 1. Lakt.)