Dieses Kunststück brachte der Familienbetrieb Lanner aus Aigelsbach, Gemeinde Hofstetten/Grünau, die im Pielachtal liegt, zusammen. Acht Fleckviehkühe erreichen gemeinsam eine Lebensleistung von über 800.000 kg Milch.
1963 wurde die Rinderzucht- u. Absatzgenossenschaft Pielachtal auf die Beine gestellt und genau so lange ist die Familie Lanner als Gründungsmitglied dabei. Im ersten Kontrolljahr 1965 stand ein Abschluss von 8,4 Kühen mit 3.313 kg Milch zu Buche. Der Betrieb entwickelte sich laufend weiter. Der größte Schritt wurde sicher 2005, mit der Errichtung eines Laufstalles mit Schrapperentmistung und Tiefstreuliegeboxen für 50 Kühe, gemacht.
Lebensleistung und Milchmenge – kein Widerspruch
Mit dem Umzug in den Laufstall wurde ein deutlicher Leistungsfortschritt erreicht, welcher sicherlich auch auf den gewonnenen Komfort für die Kühe zurückzuführen ist. Ein ‚Wellnessbereich‘ für die Kühe ist laut Betriebsführer Emmerich Lanner der 2012 abgeschlossene Zubau für 17 Milchkühe und Jungvieh. Spaltenboden mit Gummibelag und 130er Tiefstreuliegeboxen machen den separat geschaffenen Stallplatz zu einem ‚Luxusbereich‘ für die Tiere.
Trotz der sehr hohen Milchleistung, die schon seit einigen Jahren konstant um die 11.000 kg liegt, schafft es Familie Lanner auch, dass ihre Kühe alt werden. Mittlerweile haben neun Damen die magische Grenze von 100.000 kg Milch Lebensleistung überschritten. Fünf davon stehen aktuell noch immer am Betrieb. Die hohe Lebensleistung der Tiere ermöglicht es, circa 50 Prozent der weiblichen Nachkommen als Zuchtkälber über die Zuchtviehversteigerung in Bergland zu vermarkten.
Die stolze Familie Lanner mit ihrer Ausnahmekuh ROLINA – aktuell 154.329 kg Milch Lebensleistung
Der Hof liegt im Pielachtal, 15 km südlich der Landeshauptstadt St. Pölten
Ausgetrieben wird bei den Lanners auch noch. Das Jungvieh kommt mindestens einmal in seinem Leben auf die Weide. „Mit all ihren negativen und positiven Aspekten“, so der Betriebsführer, aber die gewonnene Vitalität will er nicht missen.
Eine unglaubliche Leistung von Mensch und Tier
Der Betrieb Lanner hat vor kurzem eine außergewöhnliche Leistung geschafft, welche nicht alltäglich und wahrscheinlich fast einzigartig in der Fleckviehwelt ist: Acht Kühe haben gemeinsam eine unglaubliche Menge von 835.000 kg Milch in ihrem Leben ermolken. Dazu zählen: ROLINA (V.: Faber Red), ihre Tochter ROLINE (V.: Horito), REX (V.: GS Who), RAFFE (V.: Ress), FRANKELL (V.: GS Vandor), VAMPIR (V.: Zauber), VIOLETTA (V.: GS Rico) und FERTE (V.: GS Medium). Neben dem Lebenswillen der Tiere und deren Leistungsbereitschaft gehören ein gutes Auge, das nötige, konsequente Engagement und ausreichend Geduld der Züchterfamilie zum Erfolgsrezept.
Wichtig ist sicherlich auch die gute Versorgung der alten Damen rund um die Geburt. So wird täglich vom Landwirt händisch Propylenglykol verabreicht, beginnend zwei Wochen vor dem Abkalben bis hin zur gesicherten Trächtigkeit. Nach der Geburt wird jede Kuh vom Tierarzt auf ihren Gesundheitszustand überprüft und wenn nötig behandelt. Diese Mehrkosten bzw. diesen Mehraufwand nimmt die Familie gerne auf sich, damit es den Kühen, insbesondere den ‚alten Damen‘ gut geht. „Jede Kuh bekommt eine zweite Chance“, so Emmerich Lanner. Das gilt vor allem auf die Milchleistung und die Fruchtbarkeit bezogen.
Tochter + Mutter gemeinsam 285.000 kg Lebensleistung
Ein ganz besonderes Kunststück haben die beiden Kühe ROLINA und ROLINE zusammengebracht. ROLINE (V.: Horito), ist das erste Kalb von ROLINA (V.: Faber Red). Sie haben nicht nur am Betrieb die 100.000-kg-Milch-Schallmauer geknackt, sondern gemeinsam über 285.000 kg Milch ermolken. Das ist eine Marke, die in der Fleckviehwelt seinesgleichen sucht. Beide Damen stehen aktuell noch immer am Betrieb und bereiten den Lanners große Freude.
Das Herzstück der Familie ist sicherlich die Ausnahmekuh ROLINA. Mit einer Lebensleistung von aktuell 154.329 kg Milch und 12.346 kg Fett und Eiweiß zählt sie diesbezüglich aktuell zu den besten Kühen in Österreich, von denen, die noch immer produzieren. Der Betriebsführer ist besonders erfreut darüber, dass vor kurzem ROLINAs Trächtigkeit zum 12. Kalb bestätigt wurde. Eine extrem gute Fruchtbarkeit zeichnet die 150.000 kg-Kuh aus. So hatte sie bis zur 10. Abkalbung eine Zwischenkalbezeit von 351 Tagen.
Mutter ROLINA (li.) und Tochter ROLINE erreichen gemeinsam unglaubliche 285.000 kg Milch Lebensleistung
Kuhkomfort wird ausgebaut
Um das Wohl der Tiere weiter zu verbessern und natürlich auch die Arbeit zu erleichtern, hat der Betrieb einen Neubau für 70 Milchkühe mit Melkroboter geplant. Besonderes Augenmerk wird auf einen großzügigen Abkalbe- und Selektionsbereich auf Tiefstreu gelegt, weil dieser aktuell nur sehr begrenzt zur Verfügung steht, jedoch das Um und Auf rund um das Abkalben ist. Leider hat sich der Baubeginn durch die aktuelle, globale Wirtschaftssituation und der damit verbundenen Baustoffknappheit ein wenig verzögert.
Ein kleineres Projekt, das gerade umgesetzt wird, ist die Überwachung des gesamten Tierbereiches mittels Videokameras. Emmerich Lanner will auch in der arbeitsintensiven Zeit nicht den Überblick über seine Kühe verlieren und greift dann zum Handy, um sich über die Situation im Stall ein Bild machen zu können.
Keine spezielle Besamungs-Genetik
Wer glaubt, dass am Betrieb Lanner bei der Besamungsstierauswahl speziell auf Lebensleistung bzw. Langlebigkeit geachtet wird, sitzt am falschen Dampfer! Diese Attribute waren laut Betriebsführer noch nie ein Hauptkriterium. Entscheidender sind hingegen Zellzahl, Inhaltsstoffe und die Milchleistung. Auch das Hornlosgen hat bei der Besamungsstierauswahl keine besondere Bedeutung. Wirft man einen Blick auf den aktuellen Kuhbestand, dann findet man unter den gut 70 Milchkühen keinen Stiervater öfter als dreimal. Eine gesunde Streuung und eine gezielte Stärken-Schwächen-Anpaarung werden forciert.
Fleiß, ein gutes Auge fürs Rind und natürlich auch das nötige Glück braucht man, damit man das schaffen kann, was der Familie Lanner in den letzten Jahren gelungen ist. 9 Kühe haben die 100.000 kg Milch überschritten, ROLINA sogar die Grenze von 150.000 kg Milch.