Mit viel Zielstrebigkeit und Ehrgeiz bauten Daniela und Richard Truppe ihren Fleckviehzuchtbetrieb, der schon von jeher nicht gerade klein war, immer weiter aus. Nunmehr bewirtschaften sie 132 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und 40 ha Wald. Die Zucht wird von Bäuerin Daniela gemanagt.
Zu finden ist der Zuchtbetrieb der Familie Truppe in Strassburg im Gurktal, im Norden Kärntens auf einer Seehöhe von 630 m. Er umfasst 62 ha landwirtschaftlich genutzte Eigenfläche, dazu kommen noch 70 ha Pachtfläche und 40 ha Wald. Durch die Pachtflächen ist die gesamt bewirtschaftete Fläche großteils arrondiert. Nahezu ein Drittel der Flächen wird als Grünland bewirtschaftet, auf den restlichen ca. 55 ha werden Getreide und Silomais angebaut. Während der Betriebsführer Richard (51 Jahre) seine Schwerpunkte in der Außenwirtschaft setzt, kümmert sich Betriebsführerin Daniela (44 Jahre) verstärkt um die Zuchtarbeit inklusive Spermaauswahl und Eigenbestandbesamungen.
Unterstützt werden die beiden vom Vater des Betriebsführers Armin sowie von der 23-jährigen Tochter Michaela und deren Lebenspartner Stefan (26 Jahre). Auch Mutter Elisabeth hilft noch mit. Tochter Michaela arbeitet seit 2018 bei der Raiffeisenbank Gurktal. Ihr Lebenspartner betreibt am eigenen Betrieb Fresserproduktion. Besonders erwähnenswert ist, dass auch die Damen auf dem Traktor sitzen und aktiv bei der Außenwirtschaft mithelfen.
Ein früher Fleckviehzuchtbetrieb
Ursprünglich wurde am Zuchtbetrieb Truppe, wie dies damals üblich war, Kärntner Blondvieh gehalten. Die bessere Milch- und Fleischleistung des Fleckviehs veranlasste die Familie Truppe bereits im Jahr 1958 zum Ankauf der ersten Fleckvieh-Kühe. Die Qualität der Rasse Fleckvieh und die gute Vermarktungsmöglichkeit führten dazu, dass bereits nach 10 Jahren nur mehr Fleckvieh am Betrieb gezüchtet wurde. Besonders bemerkenswert ist auch, dass die Familie Truppe die gesamte Zucht auf neun bis zehn zugekaufte Fleckviehzuchttiere aufbaute. Bereits im Jahr 1972 wurden die ersten Fleckviehzuchtstiere über die Zuchtviehversteigerung vermarktet. Heute stehen 65 Fleckviehkühe mit Nachzucht am Betrieb. Somit werden in den Ställen der Familie Truppe insgesamt ca. 200 Zuchtrinder gehalten. Davon sind ca. 50 Stück Mastvieh.
Haltung und Fütterung
Im Jahr 2000 übernahmen die jungen Betriebsführer die Landwirtschaft mit 18 Fleckviehkühen und strebten eine weitere Aufstockung an. Schon bald darauf zog man mit den Zuchtrindern vom ursprünglichen Anbindestall mit Mittellangstand und Rohrmelkanlage in einen Laufstall mit Tiefboxen und Schrapperentmistung. In den letzten 15 Jahren wurde die Kuhzahl um ein Drittel aufgestockt und die Leistung gleichzeitig um über 1.000 kg Milch gesteigert.
Im September 2013 wurde ein Melkroboter installiert, da der Melkstand zu klein wurde. Neben der Begeisterung für die Technik eines Roboters trug dieser Schritt auch zur Steigerung der Lebensqualität durch Arbeitsentlastung bei.
Die Kühe werden mit Grassilage, Maissilage, Kraftfutter und Heu gefüttert. Die Kraftfutterzuteilung erfolgt mittels Transponder. Auf Grassilage und Heu beschränkt sich die Ration der Kalbinnen. Für die Kälber steht ein Milchtränkeautomat zur Verfügung, Heu und Kraftfutter wird ad libitum angeboten. Die Ochsen, die im Tretmiststall des Zweitbetriebes gehalten werden, erhalten Maissilage, Kraftfutter und Heu.
Zucht auf Milch plus Fleisch
Angestrebt wird eine kombinierte Fleckviehkuh mit einem gut aufgehängten, drüsigen und gesunden Euter. Hoher Wert wird auf die Fitnessmerkmale und den Charakter, der im Laufstall eine wichtige Rolle spielt, gelegt. Da die männlichen Tiere selbst gemästet werden, ist auch die Fleischkomponente von großer Bedeutung und im Steigen begriffen. Tiere mit gutem Fleischansatz und einem ordentlichen Rahmen mit guten Nettotageszunahmen sind wichtig.
Die Linienzucht spielt am Betrieb Truppe eine große Rolle. Die problemlose L-Linie hat sich deutlich durchgesetzt. Aber auch die A-Linie ist im Bestand verankert.
Die Familie Truppe wünscht sich eine immer wiederkehrende Überprüfung der genomischen Zuchtwerte durch vollständige Exterieurbeurteilung der Kühe in den Betrieben.
Kärntens erste 100.000 Liter Kuh
Stamm-Mutter der erfolgreichen L-Linie, von der aktuell 87 weibliche Tiere in der Herde sind, ist LISETTE (V.: Mucki, 15/14 6.565-4,29-3,37-503, HL.: 9. 7.398- 5,29-3,28-634). Die 1968 geborene Kuh war 1982 mit einer Leistung von 75.266 kg Milch die beste Dauerleistungskuh in Kärnten und ein paar Jahre später die erste 100.000-Liter-Kuh des Kärntner Fleckviehzuchtverbandes. 1987 wurde diese Kuh mit dem Dr.-Anton-Pohl-Preis ausgezeichnet und Familie Truppe erhielt mit ihr die Goldene Staatsmedaille vom Landwirtschaftsministerium. Am Betrieb Truppe wird Wert auf hohe Lebensleistung gelegt.
Weitere Erfolge
Bei den ursprünglich alle zehn Jahre stattfindenden Gurktaler Gebietsrinderschauen war Familie Truppe auch stets erfolgreich vertreten: 1984 Gruppensieg der Jungkühe neumelk durch LERCHE (geb. 08.02.1980, V.: Palm, 8/8 5.876-4,42-3,60-472) und Reservesieg in der Gruppe Jungkühe altmelk durch KIRSCHE (geb. 23.04.1980, V.: Palm, 9/9 6.569-4,33-3,16-493).
1994 Gruppensieg durch LAURINA (geb. am 18.08.1986, V.: Robinson, 9/9 6.163-4,62-3,62-508) und 2005 schließlich der Gesamtsieg durch LOMENA (geb. 25.12.2000, V.: Zetor, 7/6 6.956-4,08-3,74-544) und ein Gruppensieg durch KNOSPE (geb. 23.08.1998, V.: Egol, 8/7 6.659-3,79-3,65- 496).
Der Hof der Familie Truppe in Strassburg in Kärnten
Familie Truppe (v. l. n. r.): Tochter Michaela und Lebenspartner Stefan, Betriebsführerehepaar Daniela und Richard, Eltern Elisabeth und Armin
60 Fleckviehkühe stehen derzeit im Stall der Familie Truppe
100.000-kg-Kuh AMIRA, *27.01.2004, V.: Haxzeus, 11/11 7.942-3,80-3,61-588, HL.3. 10.115-3,66-3,47- 721
100.000-kg-Kuh ANKE, *14.09.2003, V.: Poldi, 9/9 9.835-3,61-3,44-693, HL. 4. 11.082-3,61-3,37-773
LOMENA (V.: Zetor), Gesamtsiegerin der Gebietsrinderschau Gurktal 2005; 7/6 6.956-4,08-3,74-544, HL. 4. 8.402-3,53-3,66-605
Tochter Jungzüchterin und Vater Funktionär
Erstklassig bei der Schau 2005 war auch Tochter Michaela beim Bambiniwettbewerb. Sie konnte sogar den Gesamtsieg der Bambini mit Kalb BÄRBL erreichen und wurde bei dieser Schau so motiviert, dass sie im Jahr 2008 bei der Gebietsrinderschau Metnitztal beim Jungzüchterbewerb teilnahm und mit Kalbin LORITA wiederum den Reservevorführsieg in der Gruppe mit nach Hause nehmen konnte.
Der Betriebsführer ist seit 2006 Obmannstellvertreter der Viehzuchtgenossenschaft Gurktal und auch Aufsichtsratsvorsitzender der Molkereigenossenschaft St. Veit.