Familie Hörmann, Steiermark

GS WIRKSTOFF – Allroundtalent aus Zuchtstätte mit vielen Facetten

Im Zentrum der Steiermark, auf einer leichten Anhöhe gelegen, befindet sich der Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Hörmann vlg. Retzmoar. Zwischen den Industriestädten Leoben und Bruck an der Mur liegt der Hof in der Ortschaft Oberaich, unweit der S6 und somit nahe am Vermarktungszentrum Traboch. Der Retzmoarhof ist seit 1906 im Familienbesitz, wird im Nebenerwerb mit viel Engagement bewirtschaftet und verbindet Tradition und Innovation.

Familie Hörmann, von links: Florian mit Angelika, Elisabeth, Martin mit Lena, Ernst, Magdalena mit Karsten

Familie Hörmann, von links: Florian mit Angelika, Elisabeth, Martin mit Lena, Ernst, Magdalena mit Karsten

Der Retzmoarhof der Familie Hörmann in Oberaich, Steiermark

Der Hof der Familie Hörmann in Oberaich im Bezirk Bruck an der Mur, Steiermark

Ein Meilenstein für den Betrieb war der Bau des Liegeboxenlaufstalls im Jahr 2011. Der Warmstall bietet den Kühen optimale Bedingungen: Tiefboxen, einen großzügigen Laufgang mit Schrapper-Entmistung sowie Gummimatten. Die Herde umfasst rund 25 Milchkühe, die sich durch viel Kapazität, Gesundheit und Langlebigkeit auszeichnen. Gemolken wird in einem 8er-Side-by-Side-Melkstand.

Aufzucht und Fütterung

Die gesamte weibliche Nachzucht bleibt am Hof und bildet die Grundlage für eine nachhaltige Zucht. Die Kälber werden rund zwölf Wochen mit Vollmilch getränkt und drei bis vier Wochen in Einzelboxen gehalten. Danach verbleiben sie bis zirka zehn Monate auf Tiefstreu. Ab einem Alter von etwa zehn Monaten kommen die Kalbinnen in den Liegeboxenlaufstall mit Hochboxen. Im Sommer weiden die Kalbinnen ab zwölf Monaten auf der rund acht Kilometer entfernten Alm. Ein Teil der Stierkälber bleibt ebenfalls am Betrieb. Diese werden kastriert und als Einstellochsen vermarktet.

Die Fütterung erfolgt zweimal täglich mithilfe eines BalleMax, einem selbstfahrenden Ballenabwickler. Die Grundration der Tiere besteht aus 70 Prozent Grassilage und 30 Prozent Maissilage, ergänzt durch Kraftfutter. Das Kraftfutter wird über einen Transponder individuell zugeteilt und besteht aus einer eigenen Getreidemischung sowie Fertigfutter mit höherem Eiweißanteil.

Zuchtstrategie

Der Schwerpunkt der Fleckviehzucht liegt auf exterieurstarken, problemlosen Tieren mit genügend Kapazität. Die Anpaarungen werden von Sohn Florian übernommen, der als Zuchtberater bei der Rind Steiermark tätig ist. Der Betrieb nimmt auch am Projekt FOKUHs teil, weshalb die gesamte weibliche Nachzucht seit Jahren genotypisiert wird.
Seit dem letzten Jahr wird vermehrt gesextes Sperma eingesetzt. Kalbinnen mit einem Gesamtzuchtwert von mindestens 120 sowie ausgewählte Kühe werden gesext besamt. Die Aufteilung liegt bei 40 Prozent gesextem Sperma, 30 Prozent konventionellem Sperma und 30 Prozent Fleischrassen. Ziel ist es, dadurch das Zuchtwertniveau und die Euterqualität der Herde zu verbessern. Im Besamungserfolg konnte bis jetzt keine Verschlechterung durch gesextes Sperma festgestellt werden.
Die zuchtwertstärksten Tiere werden über Embryotransfer genutzt und es wird versucht, mit der aktuellsten Genetik anzupaaren. Ziel ist es, jährlich ein bis zwei Tiere über Embryotransfer zu nutzen.
Aktuell kommen folgende Stiere zum Einsatz: HIMOLA, GS HONORAR, STRADIVARI, GS HOCHTIROL, SUEDEN Pp, GS MACH MIT Pp, GS WELL DONE, GS DUPLEX und HILLCREST.
Alle Anpaarungen werden mit der von Genostar hauseigenen Softwarelösung GS AIO berechnet und auch die Besamungsmeldungen über die GS AIO-App erfasst.

Besonderer Zuchterfolg

Ein besonderer Erfolg in der Zucht ist der Stier GS WIRKSTOFF. Dieser Nachkomme von WASSERSPIEL aus der MANAUS-Tochter FILIPPA überzeugt nicht nur durch seine äußerst korrekte Erscheinung, sondern auch durch überragende Leistungsdaten. GS WIRKSTOFF zeichnet sich durch hervorragende Milchleistung (+1.028 kg, -0,03 F%, -0,03 E%) und außergewöhnliche Fitnesseigenschaften aus. Besonders in den Bereichen Persistenz (PER 110), Fruchtbarkeit (FRW 110) und Eutergesundheit (EGW 126) kann der WASSERSPIEL-Sohn überzeugen. Besonders hervorzuheben ist das sehr ausgeglichene Exterieurdiagramm mit Tendenz zu längeren Strichen (115).

Die Stiermutter FILIPPA entspricht exakt der Zuchtphilosophie der Familie Hörmann. So überzeugt FILIPPA mit einem enormen Doppelnutzungscharakter, feinem Knochenbau und einem funktionellen und sehr drüsigen Euter.

MANAUS-Tochter FILIPPA, die Mutter von GS WIRKSTOFF

Vielfalt am Hof

Neben der Fleckviehzucht setzt die Familie auf zusätzliche Standbeine, um die Vielfalt am Hof zu erhöhen. Mit dem Stallneubau 2011 entstanden rund um den Stall neue Steilflächen. Diese werden von Mitte Juni bis November jedes Jahr mit 175 Weidegänsen bestückt, die dann ab Hof vermarktet werden.
Für die Zukunft sind am Betrieb große Pläne in Vorbereitung. Durch den Kauf einer angrenzenden Liegenschaft wird der Hof derzeit um einen touristischen Bereich erweitert. Geplant ist es, Appartements im Rahmen von „Urlaub am Bauernhof“ anzubieten.

Betriebsdaten

Familie Hörmann, Oberaich, Steiermark

Seehöhe: 580 m

Familie: Ernst und Elisabeth, Kinder: Martin 30, Florian 25, Magdalena 19, Johanna (21, verstorben 2017)

Arbeitskräfte: Elisabeth (1 AK), Mithilfe von Mann Ernst und Sohn Florian (sind beide Vollzeit berufstätig)

Betriebsschwerpunkte: Milchproduktion, Zucht- und Nutzviehvermarktung, Forst, Weidegänse

Betriebsgröße: 29,6 ha Grünland und Acker (Eigen- und Pachtflächen), 20 ha Forst, 16 ha Alm (alleiniges Servitut)

Tierbestand: 26 Milchkühe, 35 Stück weibliche Nachzucht, 5 Mastrinder

Herdenkennzahlen:
Ø Alter der Kühe: 5,3 Jahre
Ø Lebensleistung: 29.218 kg
Ø Zwischenkalbezeit: 377 Tage
Ø Erstkalbealter: 28 Monate
Ø GZW der Kalbväter: 134,9

Milchleistungsentwicklung:

Autor: Ewald Fladl, Rind Steiermark