Der Fleckviehzuchtbetrieb Lechner vulgo Pippel liegt im Bezirk Amstetten in der Gemeinde Viehdorf, im südwestlichen Niederösterreich. Vier Generationen leben hier unter einem Dach. Eines verbindet diese Generationen ganz klar: Fleiß, Geschick und betriebswirtschaftliche Entscheidungen, die überlegt und weit in die Zukunft ausgerichtet sind. Diese Eigenschaften machen den Milchviehbetrieb Lechner zum Vorreiter der Region. Doch nicht nur die imposante Betriebsstätte, sondern auch die Genetik, die im Stall steht, hat einiges zu bieten.
Mit stetigem, gesundem Wachstum zum Erfolg
Seit dem Bau eines neuen Anbindestalles im Jahr 1956 wird am Milchviehzuchtbetrieb Lechner gebaut, investiert und produziert. 1976 wurde dieser zunächst erweitert. In den Anfang 1990er Jahren zählte man schon 35 Milchkühe. 1997 wurde von den Eltern des Betriebsführers, Johann und Maria, ein Liegeboxenlaufstall für 60 Milchkühe gebaut. Mit steigender Tieranzahl darf natürlich die Arbeitswirtschaftlichkeit nicht aus dem Blickwinkel geraten. Seither setzt der Familienbetrieb in der Kälberaufzucht auf ihre zwei Tränkeautomaten. Doch die Fleckviehherde wächst weiter an. Zuerst ist man noch mit den trockenstehenden Kühen ausgewichen, aber der Gedanke an einen Stallneubau wurde immer realistischer.
Neues Stallgebäude mit moderner Technik und modernster Genetik
Nach der Betriebsübernahme 2016 entschieden sich Andrea und Franz, das junge Betriebsführerpaar, für den Neubau eines Stallgebäudes. Der großzügige Liegeboxenlaufstall bietet nun Platz für 115 Milchkühe und hat ein Außenmaß von 53 x 30 m. Zum Wohle ihrer Kühe wurden ein Special-Needs-Bereich in der Größe von 80 m² und zwei Abkalbeboxen mit je 40 m² errichtet. Insgesamt wird ein Stroh- und Ruhebereich von 160 m² geboten. Diese Wellnessoase ist natürlich direkt auf kurzem Wege mit den beiden GEA Monobox-Melkrobotern verbunden.
Unmittelbar vor den beiden Robotern ist ein großzügiger Vorwartebereich mit mehreren Zugangsmöglichkeiten eingerichtet. Eine Spezialität des Neubaus ist ein eigens eingerichteter kleiner Futtertisch, wo Heu ad libitum angeboten wird. Dieser Bereich mit sieben Fressplätzen kann auch abgetrennt werden und wird so zur Separation von Kühen für etwaige Verladungen genutzt.
Fütterung
Seit dem Jahr 2001 wird den Kühen eine aufgewertete Grundmischration mittels Futtermischwagen vorgelegt. Das Grundfutter setzt sich aus 55 % Silomais, 45 % Grassilage und 30 dag Stroh/Tier zusammen. Der hofeigenen Getreide-Maismischung wird das Eiweißkonzentrat Rinderkombi 35 beigefügt. Das Grundfutter wird mit der Kraftfuttermischung auf 24 Liter Milch aufgewertet. Zusätzlich wird in den beiden GEA-Robotern dieselbe Getreide-Mais-Eiweißmischung angeboten. Hier ist die Menge mit mindestens 1 kg und maximal 8 kg (4×2 kg Gaben) je nach Leistungsbereitschaft der Kuh festgelegt.
Jungvieh
Im Jahr 2019/Anfang 2020 wurde mit großzügigem Platzangebot für das gesamte Jungvieh umgebaut. Der ehemalige Liegeboxenlaufstall der Milchkühe wurde aus arbeitswirtschaftlichen Gründen auf Hochbuchten mit Gummiauflage für die trächtigen Kalbinnen modernisiert. Im ehemaligen Anbindestall finden nun die Jüngsten der Fleckviehtiere ihren Platz auf Strohbett vor, der ebenfalls komplett umgebaut wurde. Betreut wird das Jungvieh von den Frauen der Familie, Andrea und Maria.
Die männlichen Kälber werden mit vier Wochen an den Partnerstiermastbetrieb in der Gemeinde verkauft. Verlassen Kühe den Betrieb, wird die errechnete Kraftfuttergabe, gegenüber der produzierten Milchmenge, etwas erhöht. Diese Schlachtkühe bringen durchschnittlich 450 kg Schlachtgewicht. Red Holstein Stiere kamen am Betrieb nie zum Einsatz.
GS WRESTLER- konkurrenzfähig „ trotz“ oder „durch“ sicheres Pedigree?
Die Milch wurde in den 1950er und 60er Jahren am Betrieb Lechner mit Original Braunviehkühen produziert. 1972 trat Johann Lechner sen. dem Rinderzuchtverband bei. In den Folgejahren wurde durch den Zukauf von Fleckviehzuchtkälbern die Fleckviehzucht gestartet. Die sorgfältige Auswahl des Fleckviehspermas liegt bei Johann, dem Vater des Betriebsführers. Er führt die Besamungen seit der Geburtsstunde der Eigenbestandsbesamer in Niederösterreich im Jahr 1994 durch.
Die 90 Stück weibliche Nachzucht setzen sich aus 75 Prozent nachkommengeprüfter Väter und 25 Prozent genomischer Jungvererber zusammen. Johann setzte den „Ausnahmevererber“ RALDI mit Abstand am häufigsten in der Herde ein. Mit Erfolg kann man nur sagen, denn von RALDI stammen die beiden Stiermütter SELDI (MV: Waldfeuer) und RENATA (MV: Orbit). Bei der Anpaarung der STM SELDI ließ sich Familie Lechner trotz großem Angebot genomischer Jugend nicht beirren und setzte auf den NK-geprüften Vererber WOBBLER. GS WRESTLER (Wobbler x Raldi) erblickte somit im Juli 2018 das Licht der Welt. Die Vererbungsstärken von GS WRESTLER spiegeln die jahrelange Zuchtstrategie von Franz und Johann völlig wider: Milchmenge kombiniert mit exzellenten Fitnesseigenschaften und bestem Exterieur zeichnen diesen Stier als sehr harmonischen Anpaarungspartner aus.
Laut genomischer Voraussage vererbt GS WRESTLER knapp +1.000 kg Milch bei GZW 134. Der Fitnessbereich glänzt mit ND 124, Persistenz 115, Leistungssteigerung 118, Mbk 119, EGW 116, FRW 116, VIW 111 und Kalbeverlauf 112 und scheint makellos zu sein. Gesamt ergibt es einen ÖZW 141 und FIT 127. Auch das Exterieur spricht mit Euter 129 Fundament 112 für einen verstärkten Einsatz. Sieht man sich das Pedigree von GS WRESTLER an, findet man nur bestens bewährte Genetik ohne Ausnahmen: WOBBLER x RALDI x WALDFEUER x ROTAX. Er spricht mit Sicherheit Züchter in Gunstlagen mit intensiver Fütterung sowie Züchter in Berggebieten mit biologischer Produktion an.
Andrea und Franz Lechner mit den Kindern Luise (8), Franziska (6), Pauline (3), den Eltern von Franz, Johann und Maria, sowie seinem Großvater Johann sen.
Der Fleckviehzuchtbetrieb Lechner in Viehdorf, Niederösterreich
Der neue Liegeboxenlaufstall mit den Maßen 53 x 30 m
Der neue Stall bietet Platz für 115 Kühe
Die zwei GEA Monobox-Melkroboter
FETTI (GS Veto x Iron), 5/4 11.509-3,35-3,32-768
GS WRESTLERs Pedigree: bestens bewährte Genetik WOBBLER x RALDI x WALDFEUER x ROTAX
GS WRESTLER-Mutter SELDI verkörpert den modernen, weiblichen, gesunden Fleckviehtyp
Langlebigkeit als Markenzeichen
Dabei ist auch die Langlebigkeit des Kuhstammes zu erwähnen. Die Ur-Urgroßmutter SELMA (V.: GS Vandor), ebenfalls Stiermutter, verbrachte acht Laktationen sowie Urgroßmutter SELINA sieben Laktationen am Betrieb. Großmutter SESSI steht zurzeit in der vierten Laktation. Das Exterieur von Mutter SELDI in der zweiten Laktation spiegelt völlig das Exterieur von GS WRESTLER wider. Sie zeigt sich als eine mittelrahmige, junge und sehr feine Zweitkalbskuh. Ihr perfekt gewinkelter und sehr trockener Hinterfuß sowie alle Eutermerkmale bieten die Grundlage zur Lebensleistungskuh wie bei ihren Vorfahren. Der hohe Euterboden, die gute Strichplatzierung und das feine Eutergewebe bzw. die Drüsigkeit lassen im Bereich der Eutervererbung keine Wünsche offen. Im Gesamten übermittelt die RALDI-Tochter einen sehr modernen, weiblichen und gesunden Fleckviehtyp. Die Zweitkalbsbewertung mittels FleckScore ergibt folgende Punkteverteilung: Rahmen 80, Bemuskelung 80, Fundament 90 sowie Euter 90 Punkte.
Strategie des Betriebsführers Franz
Ing. Franz Lechner ist Absolvent des Francisco Josephinum, Wieselburg. Er heiratete seine Frau Andrea und die beiden sind stolze Eltern dreier Mädchen: Luise (8), Franziska (6) und Pauline (3). Franz managt den überdurchschnittlich großen Familienbetrieb perfekt organisiert, mit technischer Kompetenz und beneidenswerter Ruhe. Die perfekte Fleckviehkuh sieht er auch aus anderen Perspektiven. Grundlage ist die Leistungsbereitschaft und das Exterieur der Tiere, das allein ist ihm aber zu wenig. Die Kühe sollen das volle Potenzial des neuen Stalles nützen und so zu sagen „marschieren“. Marschieren bedeutet: „In gleichmäßigem Rhythmus fortbewegen“. Und das erwartet er sich auch von seinen Kühen, denn nur so funktioniert der moderne Milchbetrieb zu 100 Prozent und mit minimalster Sorge für den Betriebsführer: fressen – ruhen – melken. Verhält sich die Kuh nach dieser Vorstellung, ist sie auch nicht die Auffälligste und somit die Nummer 1 beim Betriebsführer. Die Persistenz der Kühe spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Den modernen Werkzeugen der Zucht hat man sich auch hier nicht verweigert. Weibliche und männliche Fleckviehtiere werden genomisch typisiert, die besten der weiblichen Jungrinder über Embryotransfer genutzt.
Der Betrieb ist seit 1995 und somit in zweiter Generation Mitglied beim Arbeitskreis Milch. Im jüngsten Projekt „D4Dairy“ wird er die Kompetenzen an seine Frau Andrea weitergeben, die auch die Wartung und Reinigung der Roboter vornimmt.