Familie Schlagbauer, Steiermark

Mit Weitblick in die Zukunft

Auf dem Weg vom Pöllauertal auf den Pöllauberg kann man den Betrieb der Familie Schlagbauer kaum übersehen. Die Gegend um Pöllau im oststeirischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld ist nicht nur für die Pöllauer Hirschbirn bekannt, sondern auch für ihre professionellen und zukunftsorientierten Fleckviehzuchtbetriebe. Einer der erfolgreichsten der letzten Jahre war Ingrid und Martin Schlagbauer.

Familie Schlagbauer - Senior Josef und Roswitha; Betriebsführer Martin und Ingrid; Sohn Stefan mit Partnerin Michelle; Tochter Theresa

Familie Schlagbauer: Senior Josef und Roswitha; Betriebsführer Martin und Ingrid; Sohn Stefan mit Partnerin Michelle; Tochter Theresa

Der Betrieb von Martin und Ingrid Schlagbauer in Pöllauberg

Typisch für die Region war schon immer der Blick in die Zukunft und so entschied man sich am Hof Schlagbauer bereits 1996 zum Bau eines Laufstalles für 30 Kühe. Zuvor waren die 15 Milchkühe in Anbindehaltung und die Stiere wurden selbst gemästet. Seit damals spezialisierte man sich zunehmend auf die Milchviehhaltung und die weibliche Nachzucht. Der Laufstall wurde ständig erweitert, um Platz für mehr Kühe zu schaffen. Im Jahr 2013 entschied man sich dann, einen ganz neuen Liegeboxenlaufstall für Kühe zu errichten und den bestehenden Stall für das Jungvieh umzubauen. Der neue Stall für 120 Milchkühe ist mit zwei Melkrobotern ausgestattet. Auch dieser Stall wurde im Laufe der letzten Jahre immer auf den neuesten Stand gebracht und so wurde sehr bald ein großer Auslauf dazu gebaut.

Jugendentwicklung in der Zucht sehr wichtig

Am Hof der Familie Schlagbauer werden die Kälber in den ersten Lebenswochen in Einzelboxen mit Vollmilch gefüttert. Da nur weibliche Tiere am Betrieb aufgezogen werden, kommen die männlichen Kälber im Alter von circa einem Monat zu Mastbetrieben in der näheren Umgebung. Die weiblichen kommen später in eine Gruppenbox mit Tränkeautomat. Der Tränkeautomat erleichtert die Arbeit um ein Vielfaches und in der Gruppe lernen die Kälber das Fressen schneller. Gefüttert werden die Kälber am Automaten nach einer eingestellten Tränkekurve. Abgesetzt wird die Milch nach zehn Wochen. In dieser Zeit bekommen sie die selbstgemischte Kälber-TMR auf Heubasis ad libitum.

Nach dem Entwöhnen geht es für die Kalbinnen in Tretmistboxen. Bis zehn Monate bekommen sie hochwertige TMR, erst danach wird die Ration etwas magerer gestaltet. Ab einem Jahr sind die Jungrinder in einem Liegeboxenlaufstall. In diesen Gruppen werden sie auch in einem Alter von 14 bis 15 Monaten besamt. Wichtiger als das Alter sei allerdings das Gewicht, betont Betriebsführer Martin. Kalbinnen, die nicht entsprechen, werden nicht besamt, sondern gleich fertig gemästet. Ungefähr ein Monat vor Kalbetermin kommen die Kalbinnen dann in den Kuhstall.

Genau wissen, was und wem man was füttert

Familie Schlagbauer erledigt die Außenwirtschaft am Betrieb in Eigenregie, nur Dreschen, Häckseln und Maissetzen wird vergeben. So kann der Schnittzeitpunkt und der ganze Siliervorgang selber gesteuert werden, solange das Wetter mitspielt. Auf den Ackerflächen werden 35 Hektar Mais und 25 Hektar Getreide angebaut, so hat der Betrieb das Energiefutter selber in der Hand und muss nur das Eiweißfutter zukaufen. Beim Mais wird je nach Futterjahr die Menge gehäckselt, welche gut in die Ration passt, der Rest wird gedroschen. Das Getreide wird intensiv gedüngt, denn nur so komme man auf Qualität, bekräftigt Sohn Stefan. Wichtig für die Qualität im Futter und für die Feldfrüchte sei das regelmäßige Kalken, meint er weiters.

Das Futter in den Silos wird regelmäßig untersucht, um sicherzustellen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Die Tiere werden mit einem Selbstfahrer-Mischwagen gefüttert. Da die Milchkühe vom Roboter gemolken werden, wird mit einer aufgewerteten Mischration gefüttert. Das Verhältnis zwischen Grassilage und Maissilage liegt bei ungefähr 60 zu 40. Stroh wird in der Milchkuhration nur dann eingemischt, wenn es notwendig ist. Die Strohbeigabe und -menge hängt sehr von der Grassilage und von der Jahreszeit ab. Die Trockensteher bekommen etwas mehr Stroh und eine andere Grassilage in die Ration.

Eine eigene Mischung gibt es für die weiblichen Kälber bis zehn Monate, danach werden die Tiere bis zum Kalben mit einer strohreicheren Mischung gefüttert.

Bei all diesen Arbeiten und noch vielen mehr unterstützt im Sommer schon viele Jahre ein Praktikant die Familie. Betriebsführer Martin ist es wichtig, den jungen Leuten alles zu zeigen und sie auch alles machen zu lassen. Die Ausbildung war und ist sehr wichtig für die Familie Schlagbauer und so ist Sohn Stefan auch momentan in Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister.

Zucht und Zuchtstrategie

Familie Schlagbauer war in den letzten Jahren öfters im Ranking des Bewerbes „Fleckviehzüchter des Jahres“ auf den vorderen Plätzen vertreten. So ist es auch kein Wunder, dass am Betrieb der Zucht ein großer Stellenwert zugeschrieben wird. Für die Herde wichtig ist neben Milch und Fitness auch das Exterieur. Schönere Kühe sind auch für den Roboter einfacher und schneller zu melken als andere. Besonderes Augenmerk im Bereich des Euters wird auf die Strichplatzierung vorne und hinten gelegt, natürlich darf auch der Euterboden und die Strichstellung nicht aus dem Optimal-Bereich fallen. Neben dem Euter ist auch das Fundament ein wesentlicher Teil in der Anpaarung. Immer wieder wird betont, dass die Persistenz, egal wie man füttert, eines der wichtigsten Merkmale einer Kuh ist.

Schon sehr lange werden in der Herde Embryotransfers durchgeführt. Einige Produkte dieser Spülungen sind die Stiere GS PLAYER, HUTLAND Pp* und GS HURANO Pp*. Das A und O des Erfolgs in der Zucht sind die Typisierungen der weiblichen Tiere am Betrieb. Familie Schlagbauer beteiligte sich auch immer sehr gerne an Herdentypisierungsprojekten. In Züchterkreisen sind sie keine Unbekannten, da sie immer wieder Stiere in der ELP und auch auf den Versteigerungen haben.

GS HURANO Pp* (Hamlet Pp* x Varta)

GS HURANO Pp* (Hamlet Pp* x Varta)

HUTLAND Pp* (GS Hut Ab x Incredible Pp*)

Am Betrieb wird auch ein eigener Fleckvieh-Sprungstier gehalten, für Problemkühe oder für diese, von welchen die weibliche Nachzucht nicht behalten wird. Die Schlagbauers entschieden sich für einen Fleckvieh-Sprungstier mit einem guten Fleischwert, da sie feststellen mussten, dass diese Kalbinnen bei ihnen am Betrieb besser geeignet sind als Fleischrassekreuzungen, da sie diese Tiere im „Notfall“ auch zum Einsetzen von Embryonen verwenden und dann als Jungkühe noch vermarkten können.

Betriebsdaten

Familie Schlagbauer, Zeil-Pöllau 30, 8225 Pöllauberg

Betriebsgröße:
33 ha Grünland, 83 ha Acker, davon 35 ha Mais, 25 ha Getreide, Rest Feldfutter

Arbeitskräfte:
Betriebsführer Ingrid und Martin, Sohn Stefan

 Milchleistungsentwicklung:
Herdendurchschnitt Betrieb Schlagbauer, Pöllauberg

Autor: Ferdinand Haas, Rind Steiermark