Diesem Leitsatz ist nichts hinzuzufügen. Eine „gute“ Klauengesundheit ist die Voraussetzung, um gesunde und leistungsbereite Tiere zu halten. Der Zustand der Klauen wird immer multifaktoriell beeinflusst.
Die vier wichtigsten Parameter dazu sind Haltung, Klauenpflege, Genetik und Fütterung. Um die Klauengesundheit am eigenen Betrieb verbessern zu können, sollten diese Einflussfaktoren kritisch unter die Lupe genommen werden.
Breite Laufgänge schonen die Klauengesundheit.
Haltung
Die mechanische Belastung auf die Klauen im Zuge der täglichen Bewegungsabläufe hat einen starken Einfluss auf die Beschaffenheit der Klauen. Sackgassen, schmale oder verwinkelte Laufgänge zum Transponder, Melkstand etc. führen dazu, dass sich die Tiere beim Richtungswechsel zu stark am Stand drehen. Dadurch werden die Tragränder enorm beansprucht. Das Auslegen von Gummimatten kann hierbei zu einer Verbesserung führen. Auch bei einer Überbelegung im Stall kann es dadurch zu ähnlichen Symptomen kommen. Neben den Bewegungsabläufen spielt die Entlastung der Klauen eine wichtige Rolle. Dies geschieht hauptsächlich im Liegen. Aus diesem Grund steht die Qualität und Quantität der Liegeboxen im Mittelpunkt.
Ein Liegeplatz- Kuhverhältnis von 1:1 ist daher eine Mindestanforderung. Weiters spielt der Komfort eine wesentliche Rolle. Die Kühe sollten sich beim Betreten der Liegebox binnen 15 Sekunden hinlegen. Weiters sollten 85 Prozent der Tiere in der Liegebox auch wirklich liegen. Spätestens nach 90 Minuten Liegezeit sollten die Kühe wieder aufstehen. Liegen diese länger, ist das ebenfalls ein Zeichen für eine suboptimale Liegebox (die Kuh meidet die Liegebox und nimmt diese nur an, wenn sie bereits sehr erschöpft ist).
Häufige Fehlerquellen sind eine zu harte Matratze, ein zu tief liegendes Nackenrohr sowie ein zu geringes Platzangebot für den Kopfschwung.
Bezugnehmend zur Haltung ist der Hitzestress ein immer größer werdendes Thema. Wie bereits angesprochen ist das Liegen eine Grundvoraussetzung für eine gute Klauengesundheit. Durch die Überhitzung des Wiederkäuers wollen die Tiere jedoch nicht liegen, sondern bevorzugen das Stehen in den Liegeboxen und auf den Laufgängen. Dadurch gibt die Kuh mehr Wärme ab als im Liegen. Die Folgen sind wiederum Klauenprobleme, welche sich meistens etwas zeitversetzt im Herbst bemerkbar machen. Die Montage von leistungsstarken Ventilatoren über der Liegebox ist daher absolut zu empfehlen.
Klauenpflege
Das Wichtigste an der Klauenpflege ist der zeitliche Abstand. Grundsätzlich sollte zweimal jährlich diese Tätigkeit durchgeführt werden. Sind am Betrieb jedoch deutliche Klauenprobleme vorhanden, lohnt es sich, das Intervall auf drei Behandlungen pro Jahr zu erhöhen. Auf sehr vielen Höfen wird die Klauenpflege von einem überbetrieblichen Klauenpfleger oder Klauenpflegerin erledigt. Das macht grundsätzlich Sinn, weil die Arbeit von einem Profi übernommen wird und der gesamte Tierbestand sehr effizient abgearbeitet wird. Dennoch möchte ich unbedingt darauf hinweisen, dass es natürlich immer wieder Tiere gibt, welche zwischen den Klauenpflege-Intervallen akute Probleme bekommen. Diese Kühe müssen so schnell wie möglich selbst vom Betriebsführer behandelt werden. In diesem Zusammenhang sollte auch gesagt werden, dass es sich sehr positiv bewährt hat, wenn die Tiere trotz zweimal jährlicher Klauenpflege zum Zeitpunkt des Trockenstellens auf den Klauenstand kommen. Sollte Mortellaro am Betrieb ein Problem darstellen, sollte zusätzlich zur Klauenpflege ein Klauenbad integriert werden.
Genetik
Tiere mit einem suboptimalen Fundament müssen von der Zucht ausgeschlossen werden. Auch wenn es sich dabei um leistungsbereite Kühe handelt, sollten keine Ausnahmen gemacht werden. Bei suboptimalen Stellungen der Gliedmaßen wird es trotz sämtlichen Bemühungen immer wieder zu Klauenproblemen kommen.
(Auszug aus dem Artikel „Die Klauen tragen die Milch“ von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater; Tel. 0664 34 13 068 | www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 6/24)