Hygiene im Kuhstall und beim Melken
Hygiene wurde in den letzten Monaten in allen Lebensbereichen ein großes Thema. Für Landwirte und vor allem für Milchproduzenten ist das Thema Hygiene immer schon der Dauerbrenner. Die Vorbeugung gegen Krankheiten steht dabei ebenso im Fokus wie die Produktion höchster Qualität.
Immerhin wird auch bei der Milch die „Keimzahl“ als ein Qualitätskriterium ermittelt. Diese sagt aus, wie viele lebende Keime in einem Kubikzentimeter Milch nachgewiesen werden können. Keime sind nichts anderes als potenziell gefährliche Mikroorganismen, nicht alle sind Krankheitserreger, aber je größer die Erregerdichte, umso größer die Gefahr, dass unerwünschte Kleinstlebewesen ein Problem verursachen können.
Keimbelastung minimieren
Im michwirtschaftlichen Alltag minimieren wir die Keimbelastung in der Regel über zwei Wege: Vermeiden von Verschmutzung und Reinigung und Desinfektion. Beides geht Hand in Hand. Im Stallbereich setzen wir gerne auf die Vermeidung von Verschmutzung: Passende Tiefliegeboxen animieren Kühe dazu, sich häufig niederzulegen. Sofern sie schmerz- und stressfrei aufstehen können, koten sie nur stehend ab, wodurch Kot hauptsächlich am Laufgang anfällt. Dieser wird sauber gehalten, entweder durch sehr häufige Schieberentmistung oder durch regelmäßiges Abschieben der Spalten. Saubere Laufflächen sind ein Muss für eine gute Klauenhygiene und um Schmutzeintrag in die Liegeboxen zu vermeiden. Am besten wird dazu die Schieberentmistung automatisiert, denn diese sollte zumindest alle zwei Stunden fahren. Wenn der Schieber zu selten fährt – das kommt vor allem bei manueller Betätigung vor – sammelt sich zu viel Kot und Urin an, wodurch der Schieber ganze Gülleseen durch den Stall bewegt und so sogar noch zur Verschmutzung der Klauen beiträgt.
Liegeflächen: sauber und trocken
Feuchte, nährstoffreiche und warme Umgebung ist die perfekte Brutstätte für Bakterien. Die Tiefstreufläche oder die Tiefbox mit Stroh-Mist-Matratze ist für Keime ideal. Um einer grenzenlosen Vermehrung vorzubeugen, sollte Schmutz- und Feuchtigkeitseintrag vermieden werden und auch ein oberflächliches Abtrocknen muss möglich sein. Ein guter Luftaustausch im Liegebereich, mit oder ohne technische Hilfen, unterstützt diese Vorgänge ebenso wie die richtige Einstreu. Gut gelagertes Häckselstroh bindet Feuchtigkeit ebenso wie gelöschter Kalk. Dieser erhöht zusätzlich noch den pH-Wert, wodurch die Lebensbedingungen für viele Bakterien, die sich vor allem im leicht sauren bis neutralen pH-Bereich wohl fühlen, erschwert werden. Gebrannter Kalk ist in der Keimabtötung und Desinfektion noch effektiver, jedoch ist dieser auch stark reizend bis ätzend und reagiert heftig mit Wasser und Säure. Das kann vor allem die Euter- und Zitzenhaut schädigen und reizen, was in weiterer Folge die kuheigene Keimabwehr schwächt und die Tiere anfälliger macht.
(Auszug aus dem Artikel „Hygiene im Kuhstall und beim Melken“, Fleckvieh Austria Magazin 4/20, von Johanna Mandl, BEd, LK NÖ)