Mit 312.000 km2 ist Polen das flächenmäßig sechstgrößte Land der EU mit aktuell rund 40 Millionen Einwohnern. Die Landwirtschaft hat eine große wirtschaftliche Bedeutung mit starker Exportorientiertheit. Aktuell stehen rund 800.000 Milchkühe auf rund 18.000 Betrieben unter Leistungsprüfung. Die Abdeckung der Leistungsprüfung liegt bei 40 Prozent. Die Rassenlandschaft zeigt ein eindeutiges Bild: Über 96 Prozent der Kontrollkühe entfallen auf Holstein. Mit Respektabstand dahinter produzieren rund 10.000 Kontrollkühe der Rasse Fleckvieh und bilden somit 1,3 Prozent der organisierten Zuchtpopulation.
Fleckvieh – eine Minderheit im Fokus
Das Kernzuchtgebiet von Fleckvieh liegt im Südosten des Landes im Grenzgebiet zur Ukraine und zur Slowakei. Die Fleckviehzucht findet in vielen kleinstrukturierten Betrieben statt. Diese Region ist geprägt von nährstoffarmen Böden und extensiver Landnutzung Die Leistung der polnischen Fleckviehkühe liegt aktuell bei 6.612 kg Milch mit 4,18 % Fett und 3,47 % Eiweiß. Die Zweinutzung erfreut sich zunehmender Beliebtheit im Land. Die aktuellen Milchpreise liegen leicht unter dem österreichischen Niveau während die Preise für Rindfleisch doch deutlich unter den in Österreich gezahlten Preisen liegen.
Nationale Fleckviehschau auf der Agrar-Messe in Rudawaka
Die alljährliche Nationalschau für Fleckvieh fand in Rudawka Rymanowska im Rahmen einer großen und gut besuchten Agrarmesse statt. Die Rinderzucht Austria war mit einem Informationsstand vertreten. Reinhard Pfleger folgte der Einladung des polnischen Verbandes und übte das Amt des Preisrichters auf der Nationalschau aus.
In 11 Gruppen wurden über 100 Ausstellungstiere präsentiert. Den Beginn bildeten große Jungtierabteilungen mit doch deutlichen Unterschieden in der körperlichen Entwicklung der Tiere. Die laktierenden Tiere wurden in 5 Gruppen zur Rangierung vorgestellt. Auch bei den Kühen zeigte sich eine doch größere Bandbreite hinsichtlich Euterqualität und Typ der Tiere.
Finalringe mit starken Tieren an der Spitze
Im finalen Ring der Championwahl der Jungtiere zeigte sich ein gutes Bild mit ausbalancierten und typstarken Tieren. In einer knappen Entscheidung setzte sich die sehr korrekte EPHRAHIM-Tochter FRANIA vor einer weiteren Tochter desselben Vererbers durch. Beide Tiere stammen aus der Zucht des Betriebes PEPOWO. Positiv in Szene setzen konnten sich auch Töchter von GS HERZBLUT.
Bei der Championwahl der Kühe ritterten eine körperstarke Jungkuh (V: Weissensee, Züchter: Betrieb PEPOWO) sowie eine kapitale, euterstarke Zweitkalbskuh (V: Halleluja, Züchter: Betrieb Wais) und eine sehr elegante Fünftkalbskuh aus der Zuchtstätte PEPOWO mit der Blutführung GS VERSETTO x HUPSOL um den Titel. Preisrichter Reinhard Pfleger kürte aufgrund des femininen Ausdrucks in ihrer Genauigkeit in den Körper-, Fundament- und Eutermerkmalen die GS VERSETTO-Tochter AMBROSE 11 zur Gesamtsiegerin der Nationalschau 2023. Der Reservesieg ging an die kapitale HALLELUJA-Tochter SERENADA vom Betreib Wais.
Die top rangierten Tiere der Nationalschau 2023 zeigten sich auf einem international konkurrenzfähigen Niveau. Beeindruckend war die Qualität der ausgestellten Tiere des Zuchtbetriebs PEPOWO, dessen Tiere die Gruppen- und Finalentscheide deutlich prägten. Der Betrieb zählt mit über 400 Kühen und einer Leistung von über 9000 kg Milch zu den größten und leistungsstärksten Betrieben in Polen.
Champion der Jungtiere FRANIA (Ephrahim x GS Vollwert, Züchter: PEPOWO) (Foto: PFHBIPM)
Champion der Kühe AMBROSE 11 (GS Versetto x Hupsol, Züchter: PEPOWO) (Foto: PFHBIPM)
Obmann Sebastian Auernig übergab im Rahmen der Züchterehrung die Auszeichnungen an die Aussteller, die Ehrenglocke von Fleckvieh Austria an die Championkuh und überbrachte die Grußbotschaft der österreichischen Rinderzucht wie auch die der Weltvereinigung der Fleckviehzüchter.
Die Champions der Nationalschau 2023 in Rudawka vom Betrieb SK PEPOWO mit der Ehrenglocke von Fleckvieh Austria (Foto: PFHBIPM)
Betriebsbesuch
Im Nachgang der Schau konnte der nahe Rudawka gelegene Zuchtbetrieb von Familie Wais besucht werden. Die Herde umfasst 30 Kühe und produziert auf einem Niveau von 9.000 kg Milch. Die Kühe zeigten sich mit viel Kapazität und guten Eutern. Am Besamungsplan war topaktuelle Genetik wie GS WIN AGAIN oder HEISS zu lesen. Hofübernehmer Konrad Wais ist praktizierender Tierarzt in seiner Region und versucht die Fleckviehzucht voranzutreiben.
Familie Wais mit einer Ehrenglocke, die der Betrieb vor mehr als 20 Jahren von Ing. Richard Pichler überreicht bekommen hat (Foto: Manrique)
Resümee
Auch wenn sich der Rasseanteil von Fleckvieh in Polen in überschaubarer Dimension bewegt, ist das Interesse an der Doppelnutzung unübersehbar. Die Partner der österreichischen Rinderzucht in Polen sind mit aktiver Kundenbetreuung bemüht, beste Fleckvieh-Genetik aus Österreich im polnischen Markt mehr und mehr zu positionieren. Seitens Fleckvieh Austria wurde das Angebot der laufenden Unterstützung des Verbandes in der Umsetzung von Maßnahmen im Zuchtprogramm ausgesprochen.
Autor: Reinhard Pfleger, Fleckvieh Austria