Fleckvieh ist in der Mutterkuhhaltung weltweit eine erfolgreiche Rasse. Eine aktive und erfolgreiche Fleckvieh-Fleisch-Population ist auch für das internationale Image vom österreichischen Fleckvieh von Bedeutung. Der Jahresabschluss der Fleischleistungskontrolle liefert wichtige Daten, um die Entwicklung der Rasse zu beurteilen. Und natürlich sieht man, wo Fleckvieh im Vergleich zu anderen steht.
Ein unerfreulicher Trend hat sich leider fortgesetzt: Die Zahl der Herdebuchkühe ist nochmals gesunken. 3.375 Herdebuchkühe waren per 31.12.2022 unter Fleischleistungsprüfung. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang von 300 Kühen (8 Prozent). Die Zahl der Zuchtherden lag bei 579, das sind 40 Betriebe weniger als im letzten Jahr. Die Gründe für diesen Rückgang haben mehrere Ursachen, das Auflassen der gekoppelten Mutterkuhprämie ist die wichtigste.
Fruchtbarkeitskennzahlen – erstmals mit neuen Daten
Bisher wurden im Jahresbericht die Zwischenkalbezeit, die Abkalbequote, das durchschnittliche Alter der Kühe sowie der Anteil der Erstkalbskühe und der Anteil der Kühe mit mehr als fünf Abkalbungen veröffentlicht. Seit diesem Jahr werden drei weitere Werte in der jährlichen Auswertung veröffentlicht: Das durchschnittliche Erstkalbealter, die durchschnittliche Anzahl der Abkalbungen und der Anteil der Kühe mit einer Zwischenkalbezeit über 420 Tage.
Die Zwischenkalbezeit lag bei 396 Tagen auf dem Niveau des Vorjahres (397 Tage). Damit liegt Fleckvieh besser als der österreichweite Schnitt (404 Tage) und etwa im Bereich der Intensivrassen Charolais, Blonde d’ Aquitaine und Limousin. Die Abkalbequote betrug 77 Prozent und auch dieser Wert liegt annähernd im österreichischen Durchschnitt (79 Prozent). 23 Prozent der Fleckviehkühe hatten eine Zwischenkalbezeit von über 420 Tagen. Sie lagen damit im österreichischen Durchschnitt. Kühe der Rassen Angus, Aubrac und Salers lagen in diesen Kennzahlen auf den vordersten Plätzen.
Das Erstkalbealter der Fleckvieh-Jungkühe war bei 30 Monaten und damit um 2 Monate unter dem Durchschnitt aller Rassen. Das Durchschnittsalter ist noch einmal etwas angestiegen und war bei 7,1 Jahren bei 4,9 Abkalbungen je Kuh.
Die Normalgeburtenrate lag wie in den Vorjahren bei 97 Prozent. Der Anteil der Totgeburten ist nach einem leichten Anstieg im Vorjahr wieder gesunken und betrug 4 Prozent.
Die Fruchtbarkeit und die Vitalität der Kälber sind Merkmale, die stark vom Management beeinflusst werden. Für die Wirtschaftlichkeit der Mutterkuhhaltung sind sie absolut entscheidend. Daher sind diese Themen auch Inhalt vieler Fortbildungsveranstaltungen zur Mutterkuhhaltung und für jeden Mutterkuhbetrieb sinnvoll investierte Zeit.
Top-Plätze bei Standardgewichten und Tageszunahmen
In der Fleischleistungsprüfung werden drei Wiegungen durchgeführt: Am Tag der Geburt wird das Geburtsgewicht erhoben. Diese Wiegung führen die Zuchtbetriebe mit einer geeigneten Waage selbst durch. Die Wiegungen für das 200- und das 365-Tagegewicht werden im Rahmen der Kontrollen der Landeskontrollverbände durchgeführt.
Das Geburtsgewicht ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen und liegt nun bei 43,1 Kilo bei den Stierkälbern und 41,1 Kilo bei den Kuhkälbern.
Die Standardgewichte und die täglichen Zunahmen liegen leicht unter denen des Vorjahres (siehe Grafik). Nach wie vor ist Fleckvieh bei allen Gewichten mit auf den vordersten Plätzen. Beim 200-Tage-Gewicht der männlichen Tiere liegt Fleckvieh mit 303 Kilo vor Charolais (296 Kilo) und Weiß-Blaue Belgier (288 Kilo). Auch bei den weiblichen Tieren liegt Fleckvieh mit 278 Kilo vor Charolais (276 Kilo) und Weiß-Blauen Belgier (270 Kilo).
Beim 365-Tage-Gewicht liegen bei den männlichen Tieren die Intensivrassen Charolais (467 Kilo), Blonde d’Aquitaine (456 Kilo) und Limousin (453 Kilo) vor Fleckvieh mit 452 Kilo. Die Charolais haben auch bei den weiblichen Jungtieren mit 420 Kilo die Nase hier knapp vor Fleckvieh mit 416 Kilo. Deutlich vor beiden sind die weiblichen Tiere der Rasse Weiß-Blaue Belgier mit 444 Kilo. Aufgrund der kleinen Population ist bei den Weiß-Blauen Belgiern aber auch die Zahl der gewogenen Tiere gering.
Die dieses Jahr bei den Fruchtbarkeitsdaten erstmals mitveröffentlichten Werte unterstreichen, dass fruchtbare Kühe die Grundlage erfolgreicher Mutterkuhhaltung sind. Daher ist es für jeden Mutterkuhbetrieb wichtig, diese Zahlen genau im Blick zu haben. Die Tageszunahmen waren 2022 etwas niedriger als noch 2021 – den einzigen sehr deutlichen Unterschied gibt es beim Jahresgewicht der männlichen Tiere. Der Wert von 452 Kilo (1117 Gramm tägliche Zunahme) ist im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich niedriger. Das sollte auch genauer betrachtet werden. Da mittlerweile bei den Wiegungen auch eine allfällige Kastration miterfasst wird, gibt es Möglichkeiten für weitere Auswertungen.
Grafik: Die Entwicklung der Tageszunahmen von Fleckvieh
Grafik: Leistungsabschluss nach Verbänden 2022
Autorin: Mag. med. vet Anna Koiner, Fachreferentin Fleischrinderzucht, Geschäftsführerin Fleischrinder Austria