Das neue Jahr beginnt für alle Betriebe in der Fleischleistungskontrolle mit dem Jahresabschluss. Bei 24 Rassen wird in Österreich ein Zuchtprogramm geführt, das eine Fleischleistungsprüfung für Zuchttiere in der Mutterkuhhaltung vorsieht. Dazu zählen 14 „spezielle Fleischrinderrassen“, für die ausschließlich diese Leistungsmerkmale erhoben werden. Die zweite Gruppe sind die Generhaltungs- und Doppelnutzungsrassen. Diese Kühe sind je nach Nutzungsart entweder in der Fleisch- oder in der Milchleistungskontrolle.
Herdebuchkuhzahlen steigen wieder leicht
Einige Trends haben sich auch 2023 fortgesetzt: Die Zahl der Herdebuchkühe in der Generhaltung nimmt größtenteils weiter zu. Dies trägt dazu bei, dass es einen Zuwachs bei den Herdebuchkühen in der Fleischleistungskontrolle gibt: 2023 waren insgesamt 25.690 Kühe unter der Fleischleistungsprüfung. Das sind um 740 Herdebuchkühe mehr als im Vorjahr. Auch bei den Fleckviehkühen gab es wieder ein leichtes Plus von 26 Kühen, nachdem es zehn Jahre in Folge einen Abwärtstrend gab. 3.401 Fleckviehkühe wurden im letzten Jahr in der Fleischleistungsprüfung geführt – damit ist Fleckvieh gemessen an der Kuhzahl weiterhin die zweitgrößte Rasse. Die Anzahl der Fleckvieh-Zuchtherden war jedoch auch im vergangenen Jahr rückläufig und liegt nun bei 575. Hier ist zu beachten, dass die Zahl der Betriebe, die Fleckviehkühe zusätzlich zu einer anderen Hauptrasse halten, nicht unbeträchtlich ist. Die letzte Zahl aller in Österreich gehaltenen Mutterkühe ist vom Juni 2023 verfügbar: Mit rund 158.000 Kühen war der Wert im Vergleich zum Dezember 2022 gleichbleibend. Mehr zur Entwicklung in der österreichischen Mutterkuhhaltung haben wir in der Ausgabe 04/2023 berichtet.
Fruchtbarkeitskennzahlen auf stabilem Niveau
Kaum ein Slogan in der Mutterkuhhaltung ist so oft zitiert wie „jedes Jahr ein Kalb“. Die Managementkennzahlen sind entscheidend für die Wirtschaftlichkeit einer Herde. Die Fleckviehkühe liegen hier auf stabilem Niveau: Die Zwischenkalbezeit lag bei 398 Tagen und damit leicht unter dem österreichweiten Durchschnitt (402 Tage). Im Vorjahr war dieser Wert bei Fleckvieh etwas niedriger. Rassen wie Angus, Aubrac oder auch Galloway haben hier bessere Werte, aber auch Charolais, Murbodner und Limousin liegen ein paar Tage unter der Zwischenkalbezeit von Fleckvieh. 22 Prozent der Fleckviehkühe hatten eine Zwischenkalbezeit von mehr als 420 Tagen. Das entspricht dem Wert des Vorjahres. Über alle Rassen waren es 23 Prozent. Die Abkalbequote betrug 78 Prozent (1,3 Prozent über dem Vorjahr) und lag damit ebenfalls nahe dem österreichischen Durchschnitt (77 Prozent).
Seit letztem Jahr wird auch die durchschnittliche Zahl der Abkalbungen ausgewertet. Die Fleckviehkühe in der Fleischnutzung hatten letztes Jahr 5,0 Abkalbungen bei einem Durchschnittsalter von 7,2 Jahren. Beide Werte sind im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen und liegen ebenfalls nahe dem Durchschnitt über alle Rassen. Das Erstkalbealter lag bei 30,1 Monaten und damit etwas über jenem vom Vorjahr. Das Erstkalbealter bei allen Kühen in der Fleischleistungskontrolle lag bei 31,9 Monaten. Dieser doch eher hohe Wert hat vermutlich mehrere Gründe: Geblockte Abkalbungen, Alm- und Weideperioden oder auch der Einsatz spätreiferer Rassen sind nur ein Auszug davon. Trotzdem ist es auch in der Mutterkuhhaltung wirtschaftlich sinnvoll, ein nicht zu hohes Erstkalbealter anzustreben. Der Anteil der Erstkalbskühe lag bei elf Prozent, 39 Prozent der Fleckviehkühe haben zumindest fünf Mal gekalbt.
Der Anteil der Normalgeburten lag wie schon in den Vorjahren bei 97 Prozent. Der Anteil der Totgeburten ist wie schon im Vorjahr weiter gesunken (3,8 Prozent).
Standardgewichte: positive Entwicklungen und offene Fragen
Die Daten aus den Wiegungen ermöglichen vor allem bei größeren Populationen wichtige Rückschlüsse auf die Entwicklung einer Rasse. Durch die standardisierten Gewichte und Tageszunahmen können nicht nur die Mastleistung, sondern auch andere wirtschaftlich bedeutende Faktoren wie zum Beispiel die Milchleistung der Kühe (und natürlich auch der Töchter eines Stieres) beurteilt werden.
Das Geburtsgewicht der Fleckviehkälber betrug 40,4 kg bei den Kuhkälbern und 42,9 kg bei den Stierkälbern. Beide Werte liegen unter jenen der Vorjahre. Das Geburtsgewicht ist entsprechend dem Zuchtprogramm ausschließlich über eine Wiegung zu ermitteln. Andere Methoden sind weder in den Zuchtprogrammen noch in den Richtlinien der Leistungsprüfung definiert.
Durch die gute Milchleistung hat Fleckvieh beim 200-Tage-Gewicht auch diesmal die Nase vorne. Die männlichen Tiere liegen mit 305 kg (1.306 Gramm tägliche Zunahme) vor Charolais (293 kg, 1.227 g) und Limousin (286 kg, 1.218 g). Auch bei den weiblichen Tieren liegt Fleckvieh (278 kg, 1.183 g) vor Charolais (276 kg, 1.157 g) und Limousin (262 kg, 1.106 g). Verglichen zum Vorjahr ist das 200-Tage-Gewicht bei den männlichen Fleckviehtieren leicht gestiegen und bei den weiblichen Tieren annähernd gleichgeblieben.
Bereits letztes Jahr war auffällig, dass das 365-Tage-Gewicht bei männlichen Fleckviehtieren rückläufig ist. Dieser Trend setzte sich leider fort. Bei den männlichen Tieren lag das Gewicht bei 447 kg bei einer Tageszunahme von 1.104 Gramm. Charolais (467 kg, 1.148 g), Blonde d’Aquitaine (454 kg, 1.120 g) und Limousin (450 kg, 1.118 g) liegen hier vor Fleckvieh. Mit einem Gewicht von 415 kg (1.014 Gramm tägliche Zunahme) liegen die weiblichen Charolais auch knapp vor Fleckvieh mit 412 kg (1.015 Gramm tägliche Zunahme) und Blonde d’Aquitaine (395 kg, 965 g). Die Tatsache, dass das Gewicht der männlichen Tiere nun das zweite Jahr in Folge gesunken ist, sollte auf jeden Fall näher evaluiert werden!
Die „ideale“ Rasse in der Mutterkuhhaltung zu züchten, stellt einen vor einige Herausforderungen: Zum einen möchte man natürlich problemlose Kühe, die schnell wieder trächtig werden, leicht kalben und möglichst gute Milchleistungen haben. Zum anderen brauchen wir insbesondere bei den intensiveren Rassen, zu denen Fleckvieh zählt, Tiere, die eine gute Mastleistung und gute Schlachtkörperqualitäten zeigen. Neben den Leistungsdaten haben wir auch die Zuchtwertschätzung als Hilfsmerkmal zur Einschätzung der Entwicklung einer Rasse. In der nächsten Ausgabe lesen Sie mehr über die Ergebnisse der Zuchtwertschätzung und der eingesetzten Vatertiere beim Fleckvieh in der Fleischnutzung.
Die Entwicklung der Tageszunahmen von Fleckvieh
Anzahl Fleckvieh-Zuchtherden und Anzahl Fleckvieh-Herdebuchkühe in den Zuchtverbänden 2023 und Vergleich mit dem Vorjahr
Autorin: Mag. vet. med. Anna Koiner, Fachreferentin Fleischrinderzucht, Geschäftsführerin Fleischrinder Austria