Jahrestreffen der RINDERZUCHT AUSTRIA

Jahresrückblick im Zeichen von agrarpolitischen Themen

RINDERZUCHT AUSTRIA-Obmann Sebastian Auernig konnte am 24. April 2024 im Salzburgsaal des Heffterhofes in Salzburg zahlreiche Ehrengäste, darunter Bundesminister Norbert Totschnig, EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber und die Vizepräsidentin der LK NÖ, Andrea Wagner, begrüßen. In seinem Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr präsentierte Auernig einen umfassenden Tätigkeitsbericht.

EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber, Obmann Sebastian Auernig, Bundesminister Norbert Totschnig, Obmannstellvertreter Thomas Schweigel, GF Martin Stegfellner © RINDERZUCHT AUSTRIA/Kalcher

EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber, Obmann Sebastian Auernig, Bundesminister Norbert Totschnig, Obmannstellvertreter Thomas Schweigel, GF Martin Stegfellner (v. li.)

Mit der Auszeichnung und Ehrung der mittlerweile 300. Absolventin des Erfolgsprojektes Jungzüchterprofi wurde hier ein weiterer erfolgreicher Meilenstein des von der Jugend sehr gut angenommenen Projektes erreicht. „Es ist in unserem Sinne, der Jugend eine bestmögliche Weiterbildung neben der ohnehin fundierten und qualitativ hochwertigen landwirtschaftlichen Grundausbildung zu bieten. Das Erfolgsprojekt Jungzüchterprofi hat dies in den vergangenen 15 Jahren eindrucksvoll bewiesen.

Mit der Bundesfleischrinderschau fand ebenfalls eine erfolgreiche Großveranstaltung statt, die über den RINDERZUCHT AUSTRIA-Ausschuss für Fleischrinder (FLEISCHRINDER AUSTRIA) durchgeführt wurde.
Agrarpolitisch beschäftigte uns die Haltungsformkennzeichnung, die Herkunftskennzeichnung sowie die Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels aufgrund der sich ändernden Marktverhältnisse.

Weiters wurde an einer Kommunikationsstrategie der RINDERZUCHT AUSTRIA gearbeitet, mit dem Ziel, ein Netzwerk über die Mitgliedsverbände und diverse Social-Media-Kanäle zu errichten, um aktuelle Entwicklungen aus der Rinderzucht noch gezielter zu streuen.

Die internationale Zusammenarbeit in der Genotypisierung von Rindern konnte mit neuen internationalen Partnern vertraglich besiegelt und damit ein zukunftsweisender Weg eingeschlagen werden. Hier sollen Synergien geschaffen und ein gemeinsamer Auftritt und Bewerbung mit unseren deutschen Partnern geschaffen werden.

„Um all diese Herausforderungen zu bewältigen, braucht es engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, welche die zahlreichen Projekte schlussendlich auch umsetzen. In diesem Zusammenhang einen großen Dank an die Mitarbeitenden der ZuchtData und RINDERZUCHT AUSTRIA für ihre hervorragende Arbeit“, so Auernig abschließend.

Kälberdialog und Tiertransport

Obmann Stv. Thomas Schweigl berichtete über die Neukonstituierung des Vereins Tiergesundheit Österreich, bei dem auch die RINDERZUCHT AUSTRIA Gründungsmitglied ist. „Auf NTÖ-Ebene, dem Dachverband „Nachhaltige Tierhaltung Österreich“, in dem alle Verbände der Nutztierhaltung vereint sind, wurden gemeinsame Stellungnahmen und Positionspapiere sowie die Pressearbeit für den Social-Media-Kanal StadtLandTier erarbeitet“, so Schweigl. Mit dem Thema Tier- bzw. Langsteckentransport war die RINDERZUCHT AUSTRIA ebenfalls intensiv in den vergangenen Wochen beschäftigt und vor allem medial konfrontiert. Zuletzt konnte auf der Messe in Wieselburg nach Auftritten in Ried, Freistadt und Hallein wieder proaktiv mit einem Langstreckentransporter diese Thematik vor zahlreichen Messebesuchern und – besucherinnen präsentiert werden. „Auf Europäischer Ebene gibt es einen Vorschlag zur Abänderung der Tiertransportverordnung 1/2005 sowie einen nationalen Vorschlag zur Verordnung zum Tiertransportgesetz. Für die Zusammenarbeit im Bereich der Industrie-Emissionsrichtlinie möchte ich mich stellvertretend für viele weitere Themen für die große Unterstützung bei MEP Alexander Bernhuber bedanken. Mit dem Start des Kälberdialoges, in dem Maßnahmen zum Erhalt und Wiederaufbau der Kälbermast in Österreich diskutiert wurden, und der Einrichtung von Arbeitsgruppen zur Zukunft der Langstreckentransporte wurden weitere wichtige Diskussionsprozesse für die Zukunft gestartet“, so Schweigl.

Wissenschaft und Forschung schaffen Zukunft

Ein wichtiger Aufgabenbereich ist auch die Forschung, Entwicklung und die Innovation in der heimischen Rinderzucht. Hier spricht die RINDERZUCHT AUSTRIA-Spitze einen großen Dank für die Unterstützung durch die Ministerien, Wissenschaftspartner und privaten Unternehmen aus. Nur durch diese intensive Zusammenarbeit und aktive Vernetzung können hier die zukünftigen Weichen der heimischen Rinderzucht gestellt werden. Mit dem Projekt breed4green zur Erforschung des genetischen Potentiales zur Verbesserung der Futtereffizienz und Treibhausgasemissionen in der Rinderzucht, dem Projekt NEU.rind zur Bewertung der Nachhaltigkeit, der Effizienz und der Umweltwirkung in der Rinderzucht sowie dem Projekt BITKUH zur Verbesserung der Tiergesundheit durch die Entwicklung eines Frühwarnsystems konnten gleich drei zukunftsweisende Projekte gestartet werden. Das wesentliche Ziel ist es, Handlungsempfehlungen für die Züchter und Züchterinnen anzubieten. Im Projekt FoKUHs Herde, dem Nachfolgeprogramm von FoKUHs, sind derzeit ca. 500 Fleckviehzuchtbetriebe, 50 Brown Swiss- und 10 Holsteinzuchtbetriebe mit dabei. In Summe rund 15.000 Typisierungen, die über das Programm abgewickelt werden. Über das Projekt EQ-Lebendviehvermarktung werden die Umsetzung und Nutzung von elektronischen Ohrmarken, die Qualitätssicherung für Langstreckentransporte sowie die Verbesserung der Kundenbetreuung und der Herdenaufbau in diversen Exportmärkten bearbeitet.

Punktlandung bei Budget und zufriedenstellende Zuchtrindervermarktung

RINDERZUCHT AUSTRIA-Geschäftsführer Martin Stegfellner zeigte anhand der aktuellen Exportzahlen aus dem Vorjahr die positive Entwicklung und große Nachfrage auf den internationalen Märkten. Auch die Preisstatistik schlug sich mit einem Durchschnittspreis von 2.400,– bei den trächtigen Zuchtkalbinnen sehr positiv aus. „Mit diesen zufriedenstellenden Preisen konnte für die heimischen Züchter und Züchterinnen ein zusätzliches Einkommen erzielt werden. Natürlich immer mit dem Risiko, dass jederzeit einzelne Märkte von heute auf morgen wegbrechen können.

Der Bildungsbereich der RINDERZUCHT AUSTRIA steht natürlich mit dem Jungzüchterprofi als Aushängeprojekt an erster Stelle. Im Februar fand ein Evaluierungsworkshop statt, eine Neueinreichung des Projektes ist mit Herbst 2024 geplant.

Der Herdenmanager Austria wird in drei Modulen in Verbindung mit einem Praxiswochenende sowie einem E-learnig-Modul angeboten. Weiters werden Webinare, E-Learning-Kurse, Kuh-Signale-Kurse, Tutorials via YouTube u.v.a. angeboten, um das vorhandene Know-How bestmöglich an die heimischen Bäuerinnen und Bauern weiterzugeben.

Qplus Kuh wurde mit einem Fördervolumen von 62 Mio. Euro eingereicht. Im Zuge dessen soll die Betriebsausstattungserhebung über die Landeskontrollverbände abgewickelt werden, um einen Überblick über die betrieblichen Ausstattungen der Kontrollbetriebe zu erhalten. Auch im Personalbereich hat sich einiges getan.

Vera Hinteregger übernahm die Veterinäragenden mit dem Schwerpunkt Langstreckentransporte von Simone Steiner, die als Geschäftsführerin in den Dachverband Tiergesundheit Österreich wechselte. Eva-Maria Wöls verstärkt seit Anfang Oktober die Öffentlickeitsarbeit der RINDERZUCHT AUSTRIA mit Schwerpunkt Contentaufbereitung für den Social-Media-Kanal StadtLandTier.

Ständige Weiterentwicklung der Datenerfassung und Datenbereitstellung

Martin Mayerhofer, Geschäftsführer der ZuchtData EDV GmbH, berichtete von der Übergabe der Aufgaben an Martin Stegfellner, der seit Dezember 2023 auch die Geschäftsführung der ZuchtData mitübernommen hat: „Mit der Übergabe von Personal und Forschung sowie der Finanzen und Beteiligungen und im Jahr 2026 der verschiedenen Fachbereiche sollen schrittweise die Aufgaben übergeben werden. Die Nutzung der EDV-Programme ist mit dem RDV-Mobil am höchsten, das sind rund 11.000 Betriebe, den LKV-Herdenmanager nutzen derzeit 6.000 Betriebe, die RDV-Push-Nachrichten 2.600, die Vermarkungsanmeldung 1.800 sowie den Anpaarungsplaner 1.200 Betrieben.
Mit der Programmierung bzw. Weiterentwicklung der App „App4LKV“ steht den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Landeskontrollverbände ein wertvolles Werkzeug zur Datenerfassung auf den Kontrollbetrieben zur Verfügung.
Im Fleischrinderbereich konnte das Herdebuch Austria weiterentwickelt werden. Nun kann direkt auf die Stammbäume der Tiere verlinkt werden. Auch die Schnittstelle zu Kuh4You mit den physischen Versteigerungen wurde installiert. Die technische Weiterentwicklung auf den Betrieben schreitet auch mit den AMS-Systemen voran. Hier wurden mit der Firma Lely Schnittstellen eingerichtet, mit GEA erfolgt dies über die internationale Datenaustauschplattform IDDEN (International Dairy Data Exchange Network).

Weiters wurde vor 25 Jahren, am 11. November 1999, der Rinderdatenverbund RDV in Betrieb genommen. Begonnen wurde damals mit einer Datenbank mit Daten seit 1960 mit dem RDV-Classic und insgesamt vier Schnittstellen wie z.B. zu Laboren, zur Besamung, zu den Zuchtverbänden oder zur AMA sowie nur vier Berichte für die Züchter un Züchterinnen. Nach 25 Jahren gibt es nun 19 Programme, 44 Schnittstellen und 31 Berichte – soviel zur Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren.“

Herausforderung Agrarpolitik im Zeichen globaler Veränderungen

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig gratuliert in seinem Festreferat der RINDERZUCHT AUSTRIA für die digitale, fachliche und kommunikative Weiterentwicklungen in der Rinderzucht im Sinne der heimischen Bäuerinnen und Bauern. „In der Land- und Forstwirtschaft stehen wir europaweit vor zahlreichen Herausforderungen – vor allem aufgrund der volatilen Preissituation auf den Märkten und dem Klimawandel. Auch die gesellschaftlichen Ansprüche befinden sich im Wandel, wie z.B. die Änderung bei Ernährungsgewohnheiten oder die öffentliche Meinung zu Tierwohl. Zudem dürfen internationale Handelsabkommen keinesfalls zum Nachteil der heimischen Agrarwirtschaft führen“, so der Landwirtschaftsminister. Weiters führte der Minister aus, dass der Green Deal für steigende EU-Produktionsauflagen mit neuen Einschrä
nkungen und zu mehr Bürokratie führe. Der bäuerliche Familienbetrieb müsse in Österreich auch in Zukunft im Mittelpunkt stehen. Die funktionierende Familie sei nämlich der Kern eines funktionierenden bäuerlichen Familienbetriebes.

Österreich sei Vorreiter in der Qualitätsproduktion sowie in den Bereichen des Tierwohls, der Biodiversität und beim Klimaschutz. Mit der Beteiligung zum Strategieprozess VISION 2028+ wurde mit über 3.000 involvierten Personen ein öffentlicher Diskurs gestartet, der sich über die Zukunft der heimischen Landwirtschaft mit deren Perspektiven auseinandersetzt und in Kürze deren Ergebnisse veröffentlichen wird. Der aktive Dialog mit Bäuerinnen und Bauern, Verantwortungsträgern und der Wissenschaft ist von zentraler Bedeutung.

EU-Politik: Ständiger Austausch mit heimischen Betrieben notwendig

EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber gab Einblicke in die Entwicklungen und Prozesse der parlamentarischen Arbeit im Europäischen Parlament. Aus seiner Sicht braucht es hier einen ständigen Austausch und einen Praxischeck für künftige Gesetzesvorhaben, mit den Betrieben, um rechtzeitig die Umsetzbarkeit und Auswirkungen parlamentarischer Beschlüsse auf die heimische Landwirtschaft zu prüfen. Ein wichtiger Erfolg für die heimischen Rinderzuchtbetriebe konnte bei der EU-Industrieemissionsrichtlinie erzielt werden. Hier konnte eine Ausweitung des Anwendungsbereichs auf Rinder trotz massivem Druck von Rat und Kommission von den EU-Abgeordneten erfolgreich abgewehrt werden. Das Thema Tiertransport ist auch auf EU-Ebene in ständiger Präsenz. Hier wird im Besonderen zum Drittlandexport intensiv daran gearbeitet, den Zuchtviehexport auch weiterhin zu gewährleisten. Allerdings ist der Unterschied von Schlacht- und Zuchtvieh-Transporten vor allem auf europäischer Ebene schwer zu trennen. Dass der Zuchtviehexport ein wichtiges Standbein für die heimische Rinderwirtschaft ist, ist unbestritten. Die Kombinationshaltung hat in der EU ein Alleinstellungsmerkmal und ist eine alpenländische Besonderheit. Hier gelte es, diese österreichische Sonderstellung auf EU-Ebene zu berücksichtigen. Bernhuber spricht auch einen Dank für die Initiative der RINDERZUCHT AUSTRIA aus, vor allem im Forschungsbereich für die Weiterentwicklung der Rinderhaltung in Österreich zu sorgen. Hier sieht Bernhuber die heimischen Rinderzüchter und – züchterinnen in einer Vorreiterrolle und als Musterbeispiel für Europa.

Fokus auf die Jugend

Die Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Andrea Wagner, sieht im Claim der RINDERZUCHT AUSTRIA mit „Leidenschaft für Generationen“ genau diese Leidenschaft, die täglich auf den heimischen Zuchtbetrieben und vor allem auch auf den Rinderschauen gelebt wird. Den Fokus möchte sie in ihrer Arbeit auf die Jugend legen, damit auch diese eine Perspektive für die Zukunft sieht. Schließlich sind es Familienbetriebe, die auch in Krisensituationen den längeren Atem haben. Diese bäuerlichen Familienbetriebe bilden den Grundstock der heimischen Rinderwirtschaft.

Ehrenpreis für verdiente Funktionäre der Rinderzucht

Ulrich Kopf, RINDERZUCHT AUSTRIA-Vorstandsmitglied und Obmann von Holstein Austria, hielt die Laudatio für Hans Terler. So habe dieser seit der Geschäftsführerübernahme von HOLSTEIN AUSTRIA im Jahr 2000 sehr schnell Rinderschauen nach internationalen Maßstäben veranstaltet. Unter seiner Federführung entstand auch die Bundesschau Dairy Grand Prix Austria, der erstmals im Jahr 2002 in Maishofen, Sbg., veranstaltet wurde. Terler wurde das Gesicht der österreichischen Holsteinzucht und war ein europaweit anerkannter Experte.

Obmann Sebastian Auernig hielt die Laudatio für Leopold Buchegger. Buchegger war seit 2010 Obmann vom Landeskontrollverband Niederösterreich. Während dieser Zeit hat er die Organisation maßgeblich weiterentwickelt. Von 2015 bis 2023 war er auch Obmann des NÖ Genetik Rinderzuchtverbandes. „In seiner Zeit erfolgten zahlreiche Umstrukturierungen innerhalb des Verbandes. Er stand immer allen Diskussionen und Weiterentwicklungen offen gegenüber. Mit seiner beeindruckend ruhigen Art hat er für seine Organisation sehr viel weitergebracht“, so Auernig in seiner Laudatio.

Dem ehemaligen RINDERZUCHT AUSTRIA-Vorstandsmitglied und eh. Obmann des LKV Austria, Josef Mair, war es aus terminlichen Gründen leider nicht möglich, an der Generalversammlung teilzunehmen. Die Auszeichnung wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

Autor und Fotograf: Lukas Kalcher, Rinderzucht Austria

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