Lahmheiten beim Rind sind Ausdruck von Schmerz und Studien beweisen, dass bei lahmen Tieren höhere Werte vom Stresshormon Kortisol im Blut nachweisbar sind. Lahmheiten stellen somit für den gesamten Organismus eine Stresssituation dar. Um wirtschaftliche Verluste und Schmerzen der Tiere zu verhindern, sind Lahmheiten umgehend zu behandeln.
ln Europa sind laut Aussage von Prof. Christoph Mülling, Institut für Veterinär-Anatomie der Universität Leipzig, rund fünf Millionen Milchkühe lahm, das sind etwa ein Viertel aller gehaltenen Kühe. Für über 90 Prozent aller Lahmheitsfälle bei Milchrindern werden Erkrankungen der Klauen und der die Klauen umgebenden Haut verantwortlich gemacht. ln der Literatur finden sich erschreckend hohe Häufigkeiten von Lahmheit im Kuhstall, knapp 25 Prozent bis zu 77 Prozent. In Österreich gingen im Kontrolljahr 2017 acht Prozent der Kühe wegen Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen ab (ZuchtData, 2018).
Wirtschaftliche Verluste können enorm sein
Nicht nur wegen des Tierschutzes, sondern auch wegen der enormen wirtschaftlichen Verluste, die durch Lahmheiten verursacht werden, ist es von großer Bedeutung, die Lahmheitshäufigkeit zu senken. Klauenkrankheiten sind die drittwichtigste Ursache für finanzielle Verluste in Milchviehbetrieben nach Euterentzündungen und Sterilitäten. Verluste durch Klauenerkrankungen sind schwer zu quantifizieren, da nicht nur die Lahmheit, sondern auch deren Folgeschäden zu Kosten führen. Die wirtschaftlichen Verluste setzen sich aus direkten und indirekten Verlusten zusammen.
Frühzeitiges Erkennen ist wichtig
Entgegengesetzt der landläufigen Meinung haben Kühe in Betrieben mit hoher Milchleistung keine schlechtere Klauengesundheit, sondern häufig eine bessere. Dies beweist, dass das Herdenmanagement – insbesondere prophylaktische Maßnahmen – und das frühzeitige Erkennen von Krankheitssymptomen entscheidend sind. ln einem gut geführten Milchviehbetrieb sollten zumindest 90 Prozent der Tiere lahmheitsfrei sein, die restlichen Kühe dürfen nur geringe Lahmheiten aufweisen.
Achten Sie auf gekrümmte Rückenlinien
Laut Studien werden nur etwa zehn bis 25 Prozent der lahmen Kühe erkannt, je nach Trainingszustand des Beobachters. Geringe Veränderungen in der Mobilität werden oft übersehen. Doch gerade das frühe Eingreifen in das Geschehen ist entscheidend, um wirtschaftliche Verluste und Schmerzen der Tiere zu verhindern. Trägt eine Kuh ihr Gewicht mit Wohlbefinden, hat sie sowohl im Stand als auch in der Bewegung eine gerade Rückenlinie. Das erste Anzeichen von gestörtem Wohlbefinden beim Gewichttragen ist eine gekrümmte Rückenlinie in der Bewegung.
(Auszug aus dem Artikel „Klauenerkrankungen frühzeitig erkennen, rechtzeitig reagierenundquot;, Fleckvieh Austria Magazin 6/19, von TA Mag. Hubert Reßler, Geschäftsführer Hochstädter Klauenpflege)