Der Betrieb H. aus dem Hausruckviertel in Oberösterreich beschäftigte sich aus arbeitswirtschaftlichen Gründen schon längere Zeit mit dem Thema „Automatische Melksysteme“ (AMS). Im Zuge dessen wurde auch eine Erweiterung der Milchviehhaltung überlegt. Im über zehn Jahre alten Laufstall war Platz für insgesamt 50 Kühe. Gemolken wurde in einem Doppel-Vierer-Fischgrätenmelkstand. Ein Special-Needs-Bereich nach dem Melkstand war nicht vorhanden. Die Entscheidung zur Erweiterung um zwanzig Kuhplätze, Kalbinnenplätze, Transitbereich und einem AMS wurde daher immer konkreter.
Nach eingehenden Informationen und etlichen Besichtigungen von AMS-Betrieben wurden erste Firmenkontakte geknüpft. Um sich einen Überblick über die verschiedenen Funktionsweisen einzelner Fabrikate und die mögliche Platzierung des Melkroboters im bestehenden Stall zu verschaffen, wurde auch die Milchviehberatung der LK OÖ in Anspruch genommen.
Entscheidung für einen Melkroboter
Nach ausführlicher Information, Betriebsbesichtigungen und Beratung mit dem Produktionsberater ist die Entscheidung für das AMS gefallen. Schnell war klar, dass der Bereich des Melkstandes auch der beste Platz für den Melkroboter ist. Der Standort des Melkstandes wurde schon beim damaligen Stallbau für einen flotten, reibungslosen Tierumtrieb bestens platziert. Bei dieser Platzierung kann der Eintrieb in die Melkbox frei oder über den Warteraum erfolgen. Eine gute Einsicht der Kühe mit ausreichend Licht, Luft und Platz rund um den Roboter war bei dieser Platzierung ebenfalls bestens gewährleistet. Mit dem Um- bzw. Anbau gab es auch bei eingehendsten Überlegungen keine optimale Lösung einer Selektion nach dem AMS. Ausreichend Platz für ein Büro direkt hinter dem AMS stand aber noch zur Verfügung.
Während der Um- und Anbauphase wurde provisorisch auf einer Melkstandseite gemolken. Die Bau- und Umstellungsphase wurde in eine arbeitsextensive Zeit gelegt, sodass nach der Fertigstellung genügend Zeit für einen reibungslosen Start und vor allem genügend Zeit für die Kühe zur Verfügung stand.
Umstellungsphase verlief besser als erwartet
Bereits nach einigen Wochen waren nur mehr einzelne Kühe nachzutreiben. Zellzahl-Problemkühe wurden nicht in den Roboterbetrieb übernommen, sondern ausgemerzt. Ausmelkprobleme in der Umstellungsphase waren eher die Minderheit. Die Zellzahl war im ersten Jahr nicht zufriedenstellend. Durch konsequente Maßnahmen hat sich die Zellzahl bereits im zweiten Jahr nach Inbetriebnahme auf den oberösterreichischen Durchschnitt eingependelt. Auch die intensive Beschäftigung mit der Rationsgestaltung und Kraftfuttereinstellung am AMS führte zu einer Erhöhung der Milchleistung auf 9.000 kg Milch. In letzter Zeit wurden die Melkanrechte genau unter die Lupe genommen und analysiert. Mit den daraus gewonnen Erkenntnissen wurden und werden laufend die notwendigen Einstellungen vorgenommen.
Erwartungen wurden erfüllt
Die arbeitswirtschaftlichen Erwartungen, wie Arbeitserleichterung und flexiblere Arbeitszeiten, wurden zur Gänze erfüllt. Eine Milchleistungssteigerung stand nicht im Vordergrund, wohl aber die Erhaltung einer guten Zellzahl; diese konnte mit wenigen Ausreißern auch durchwegs gehalten werden. Die Arbeitszeitersparnis wurde von Anfang an nicht zu hoch eingeschätzt, ein Teil der eingesparten Zeit wird jetzt für verstärktes Herdenmanagement und vor allem für die Familie verwendet.