Methan und Co. – züchterische Möglichkeiten
Die Emissionen aus der Rinderhaltung stehen in der öffentlichen Diskussion. Die Rinderwirtschaft ist Betroffene, aber auch Verursacherin des Klimawandels und steht dabei im zentralen Spannungsfeld zwischen Sicherung der Ernährung und der Ökosysteme bei Erhalt einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen landwirtschaftlichen Produktion.
Die Studie vom Umweltbundesamt (2020) zeigt, dass der Beitrag der Landwirtschaft an den gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich aktuell bei ca. 10,0 Prozent liegt (ca. 8,2 Mio. t CO2-Äquivalente). Von 1990 bis 2018 wurde ein Minus von 13,7 Prozent realisiert. Hauptverantwortlich dafür sind ein rückläufiger Viehbestand (Rinder und Schweine) sowie geringere N2O-Emissionen aus dem Einarbeiten von Ernterückständen. Verringerte Mineraldüngermengen trugen ebenfalls zum Rückgang der THG-Emissionen bei.
Die Anzahl der Milchkühe ist von 1990 bis 2017 von 904.617 auf 543.421 Kühe (-40,0 %) gesunken. Der Gesamtbestand der Rinder ist von 2.583.914 auf 1.943.496Tiere (-24,8 %) im selben Zeitraum zurückgegangen. Die produzierte Milchmenge ist von 3.349 Mio. t auf 3.670 Mio. t 2017Mio. t angestiegen (+12%) (ZAR-Berichte 1990-2017).
Durch Methan-Emissionen aus dem Verdauungstrakt von Rindern wurden 1990 4.579 Mio. t CO2-Äquivalente produziert, 2017 waren es 3.885 Mio. t. Der Anteil von Emissionen der Milchkühe betrug 2017 46,6 Prozent. Bei einer Gesamtproduktion von 3.670 Mio. t Milch 2017 sind das 0,49 C02-Äquivalente durch enterogene Fermentation pro kg Milch im Jahr 2017 im Vergleich zu 0,64 C02-Äquivalente aus enterogener Fermentation pro kg Milch im Jahr 1990, das heißt, dass beim Ausstoß an C02-Äquivalenten bezogen auf 1 kg Milch seit 1990 in etwa eine Reduktion von 30,0 Prozent erreicht werden konnte.
Die züchterischen Maßnahmen als auch Verbesserungen im Herdenmanagement haben dazu beigetragen, dass im gleichen Bezugszeitraum die Milchleistung bei in etwa stabiler Nutzungsdauer, Tiergesundheit und Lebendmasse deutlich erhöht werden konnte. Die Lebensleistung bei Fleckvieh konnte von 1990 bis 2019 von 17.846 auf 30.689 kg Milch nahezu verdoppelt werden. Die Nutzungsdauer ist im gleichen Zeitraum bei Fleckvieh weitgehend konstant. In Kombination mit gleichbleibender Lebendmasse und weitgehender Stabilisierung der Tiergesundheit konnte die Effizienz der Produktion massiv gesteigert und dadurch auch die Treibhausgasemissionen pro kg Milch deutlich reduziert werden. Eine Studie aus dem Jahr 2010 zeigt (Leip et al., 2010), dass bezogen auf die Produktion pro kg Milch Österreich Spitzenreiter (ca. 1 kg CO2 Äquivalente pro 1 kg Milch) in Europa mit dem geringsten Aufkommen an TGH-Emissionen pro kg Milch ist.
Nach Auswertungen von verschiedenen Betriebssystemen in Österreich beträgt der Anteil der verdauungsbedingten Methanemissionen an der CO2-Belastung von einem 1 kg Milch im Durchschnitt 60 Prozent (Abb. 5). Es tragen auch die Wirtschaftsdüngerlagerung- und ausbringung, die Fütterung, die Haltung als auch die Bodennutzung zu den TGH-Emissionen bei.
Es ist wichtig, dass auch die Rinderwirtschaft weitere Potentiale zur Verminderung der Treibhausgasemissionen ausschöpft. Maßnahmen zur Reduktion müssen die verschiedenen Teilbereiche in der Landwirtschaft und jeden einzelnen Betrieb inkludieren (Genetik, Fütterung, Weide, Haltungssystem, Entmistung und Lagerung, Düngerausbringung, Bodenbewirtschaftung …). Die Rinderzucht ist gefordert, in ihrem Bereich die entsprechenden züchterischen Möglichkeiten zu setzen.
Warum stehen die Wiederkäuer in der Diskussion?
Wiederkäuer können durch die Fähigkeit, Zellulose in Glucose umzuwandeln, aus der Ressource Grünland für Menschen verdauliche Lebensmittel produzieren. Bei diesen Fermentationsvorgängen im Pansen schließen anaerobe Mikroorganismen Rohfaser auf, produzieren Methan als Stoffwechselprodukt, das sich im Netzmagen sammelt, bevor es durch den Ruktus an die Umwelt (Kirchgessner, 2004) abgegeben wird.
(Auszug aus dem Artikel „Umweltwirkung und Rinderzucht: Methan und Co. – züchterische Möglichkeiten“, Fleckvieh Austria Magazin 4/20, von Dr. Christa Egger-Danner, ZuchtData)