Die Zahlen vom aktuellen Kontrolljahr der Milchleistungsprüfung liegen vor. Der Prüfungszeitraum beginnt am 1. Oktober und endet am 30. September. So standen in diesem Zeitraum 82,5 Prozent aller Milchkühe (2019: 82,1 Prozent) unter einer lückenlosen Leistungsprüfung und Qualitätssicherung. Die höchsten Kontrolldichten weisen derzeit die Bundesländer Tirol mit 91,8 Prozent, Vorarlberg mit 91,6 Prozent und das Burgenland mit 87,4 Prozent auf. Dabei erheben die acht Landeskontrollverbände je nach Kontrollmethode 9-11 mal im Jahr sämtliche Daten vor Ort auf den Betrieben. Es wurden Leistungs- und Qualitätsprüfungen auf 18.746 Betrieben (-511 Betriebe; -2,7 Prozent) bei 427.809 Kühen (+317 Stk.; +0,1 Prozent) durchgeführt. Coronabedingt fand im Schnitt eine Leistungskontrolle weniger statt. Die Durchschnittsleistung aller Vollabschlüsse über alle Rassen hinweg beträgt aktuell 7.896 kg Milch (2019: 7.792 kg) bei 4,14% Fett (2019: 4,13%) und 3,43% Eiweiß (2019: 3,42%). Damit haben die Leistungen um 104 kg zugenommen. Die höchsten Leistungen wurden mit 9.044 kg Milch auch heuer wieder auf den burgenländischen Betrieben gemessen, ebenso die höchsten Fettprozente mit 4,33 Prozent. Die höchsten Eiweißprozente erreichten mit 3,47 Prozent die oberösterreichischen Kühe. Über alle Bundesländer hinweg konnten die Leistungen zulegen. Die höchste Steigerung mit einem Plus von 221 kg Milch verzeichneten die steirischen Betriebe. Der genetische Zuchtfortschritt in Bezug auf die Leistungsentwicklung steigt seit Jahren konstant. Die tatsächlichen Zunahmen der Milchleistung hängen jedoch sehr stark von den Umwelteinflüssen wie zum Beispiel der Qualität des Grundfutters ab. Die Daten über die Nutzungsdauer aller Kontrollkühe machen deutlich, dass hohe Leistungen einer guten Tiergesundheit nicht im Wege stehen. Denn die durchschnittliche Nutzungsdauer aller Kontrollkühe über alle Rassen hinweg ist in den vergangenen Jahren konstant geblieben bzw. sogar leicht gestiegen. Aktuell beträgt diese 3 Jahre und 10 Monate (3,85 Jahre) je Kuh. Im Schnitt werden die Kühe 6 Jahre und 4 Monate (6,32 Jahre) alt. Damit hat sich das Alter in den vergangenen 15 Jahren um ein Monat erhöht (29 Tage) Das bestätigt den österreichischen Weg der Rinderzucht mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und vor allem der starken Berücksichtigung der Fitnessmerkmale.
Weniger Betriebe bei stabilem Kuhbestand
Der Strukturwandel mit dem Wachstum der Betriebe beeinflusst ebenfalls indirekt die Leistungssteigerungen. Die durchschnittliche Herdengröße auf den Betrieben ist von 22,2 auf 22,8 Kühe leicht angestiegen, und zwar in allen Bundesländern. Stiegen die durchschnittlichen Kuhbestände österreichweit um 0,6 Kühe/Betrieb, so stiegen die Herden im Burgenland um 2,1 bzw. in Niederösterreich und Oberösterreich um jeweils 1,1 Kühe/Betrieb am stärksten. Die Kühe haben österreichweit um 300 Stück zugenommen. Aber auch hier gab es bundesländerweise unterschiedliche Entwicklungen. Während sich die Bestände in den Bundesländern Niederösterreich und der Steiermark um 980 bzw. 470 Stück reduzierten, so legten die Kühe in Oberösterreich um 1.150 Stück bzw. in Salzburg um 680 Tiere zu. Die Anzahl der Kontrollbetriebe ging in allen Bundesländern zurück. Die größten Betriebe sind nach wie vor im Burgenland mit fast 44 Kühen je Betrieb, die kleinsten Strukturen weisen die Tiroler Betriebe mit 12 Kühen je Betrieb bzw. Salzburg und Vorarlberg mit jeweils 19,5 Kühen je Betrieb auf. Die mengenmäßig meisten Kühe stehen mit 128.000 Stück in Oberösterreich, gefolgt von Niederösterreich mit 85.000 Stück und der Steiermark mit 66.000 Kühen. Ein Viertel aller Betriebe, insgesamt 4.600, liegen alleine in Tirol, gehalten wird hier allerdings nur ein Achtel aller Kühe.
Digital im Stall
Die Betriebe setzten in den vergangenen Jahren auch vermehrt auf Digitalisierung. Neben zahlreicher Apps wie dem RDV-Mobil zur Dateneinsicht und Datenerfassung für Landwirte und Landwirtinnen inklusive der AMA-Tieranmeldung oder dem Klauenprofi zur elektronischen Dokumentation der Klauenpflege sind auch zahlreiche Web-Anwendungen wie der LKV-Herdenmanager für den digitalen Herdenüberblick, der Effizienz Check zur Optimierung der Effizienz und Tiergesundheit im Milchviehbetrieb, der Futterrationsberechner oder der Anpaarungsplaner OptiBull bei den Züchter und Züchterinnen stark im Einsatz. Im Bereich der Tagesberichte, welche die umfassenden Informationen aus der Leistungsprüfung beinhalten, setzen die Züchter und Züchterinnen vermehrt auf die Zusendung in elektronischer Form. Damit steht das Ergebnis auch schneller zur Verfügung und Portokosten werden gespart. 58 Prozent aller Tagesberichte, die den Kontrollbetrieben unmittelbar nach der Leistungs- und Qualitätskontrolle übermittelt werden, werden bereits elektronisch übermittelt, das sind um 2.300 Betriebe mehr als im Vergleich zum Vorjahr.
Nachhaltig und wirtschaftlich: Lebensleistungen der heimischen Kühe steigen kontinuierlich
Die Lebensleistung aller Kontrollkühe über alle Rassen hinweg als Merkmal für Langlebigkeit bei entsprechend guter Milchleistung ist im Jahr 2020 um 626 kg Milch auf 30.937 kg Milch gestiegen. Im Kontrolljahr 2020 gab es insgesamt 1.542 Kühe, welche die magische Lebensleistungsgrenze von 100.000 kg Milch bereits heuer oder schon in den vergangenen Jahren überschritten haben und noch leben bzw. in diesem Jahr abgegangen sind. Davon 1.000 Tiere der Rasse Fleckvieh, 332 Tiere der Rasse Holstein und 195 Tiere der Rasse Brown Swiss. Bei den Pinzgauern haben es 9 Kühe, beim Tiroler Grauvieh 3 Kühe, bei den Rassen Montbeliarde, Original Braunvieh und Jersey hat es jeweils eine Kuh in diesen elitären Club geschafft. Damit haben 0,36 Prozent der Kontrollkühe dieses Limit erreicht. 0,63 Prozent bei der Rasse Holstein, 0,46 Prozent bei Brown Swiss, 0,31 Prozent beim Fleckvieh und 0,12 Prozent bei der Rasse Pinzgauer. Die aktuell lebensleistungsstärkste Kuh steht am Betrieb von Waltraud GasserFeistritz/Drau, Ktn., mit derzeit 224 294 kg Milch. Die meisten Fett-Eiweiß-kg produzierte die Kuh MONICA mit 18.182 kg. Sie steht am Zuchtbetrieb von Monja und Klaus Burgstaller aus Gföhl, Niederösterreich. In Österreich gibt es aktuell vier Betriebe, die seit Beginn der Leistungsprüfung mehr als zwanzig 100.000-Liter-Kühe hervorgebracht haben. 27 Kühe der Betrieb Steinlechner Milch Og in Gilgenberg, OÖ, 26 der Betrieb Gasser Waltraud aus Feistritz/Drau, Ktn. und 23 der Betrieb Steinlechner Margarethe aus Feldkirchen bei Mattighofen, OÖ. 50 Betriebe haben österreichweit über zehn 100.000 Liter-Kühe hervorgebracht. Die Besitzer dieser Ausnahmekühe erhalten jeweils eine Auszeichnung der ZAR.