Der Klimawandel mit seinen Auswirkungen ist das Thema der Gegenwart und Zukunft – die Rinderwirtschaft ist sowohl Betroffene als auch Mitverursacherin. Die Emissionen aus der Rinderhaltung stehen in der Gesellschaft kritisch zur Diskussion, die Landwirte und Landwirtinnen erwarten konkrete Hilfestellungen und Ansatzpunkte für ihren Betrieb. Um diesen Unterstützung zur Verbesserung der Nachhaltigkeit, Effizienz und Umweltwirkung zu geben, startete nun die RINDERZUCHT AUSTRIA mit namhaften Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Mitgliedsorganisationen das Projekt NEU.rind mit einer Laufzeit von 3 Jahren. Die innovativen Ansätze und Zielformulierungen schafften unter großer Konkurrenz den Sprung in die Förderschiene als Projekt von EIP-AGRI, der Europäischen Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit. Im Mittelpunkt steht die Zusammenarbeit von Landwirten und Wissenschaftlern sowie der gemeinsame Austausch und die Schaffung von Synergien.
Digitaler Betriebshelfer für Milchviehbetriebe
„Eine repräsentative Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewertung gibt es für die Rinderwirtschaft in der Breite in Österreich bisweilen nicht“, weist RINDERZUCHT AUSTRIA Obmann Stefan Lindner, praktizierender Milchbauer aus Tirol, hin. Im Projekt NEU.rind soll nun ein einfaches und praktikables Werkzeug – ein digitaler Betriebshelfer – zur Bewertung von Nachhaltigkeit, Effizienz und Umweltwirkung entwickelt werden.
Zahlreiche Studien belegen, dass Milch in Österreich mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck produziert wird als in anderen Regionen Europas und der Welt. Gründe dafür sind die flächengebundene Produktion, der hohe Grünland- und Grundfutteranteil, die GVO-freie Produktion und der hohe Anteil an Zweinutzungsrinderrassen. Diese Merkmale kennzeichnen den österreichischen Weg der Milch- und Rinderwirtschaft. „Der neu zu entwickelnde digitale Betriebshelfer soll einer möglichst großen Zahl an milchproduzierenden Betrieben zur Bewertung der Ökoeffizienz zur Verfügung gestellt werden und damit eine breite Datenbasis generieren. Einzelbetriebliche Stärken und Potentiale können nun im Vergleich zu anderen Betrieben identifiziert und betriebsindividuelle Ansätze für Verbesserungen genutzt werden“, informiert Projektleiterin Christa Egger-Danner von der RINDERZUCHT AUSTRIA.
Green Deal mit betriebsspezifischen Handlungsempfehlungen
Mit der nächsten GAP-Förderperiode ab 2023 ist von der Europäischen Kommission auch ein Betriebsnachhaltigkeitstool auf einzelbetrieblicher Ebene für die Beratung vorgeschlagen worden. Um die Umweltwirkung der österreichischen Rinderwirtschaft zu reduzieren und nachhaltig zu verbessern, sind betriebsspezifische Handlungsempfehlungen wesentlich. Diese können jedoch nur bereitgestellt werden, wenn für den Betrieb auch aussagekräftige Kennzahlen und Informationen möglicher Maßnahmen bekannt sind. In diesem Sinne soll ein Benchmarking erarbeitet werden, wonach Betriebe regional oder nach naturräumlichen Produktionsbedingungen differenziert verglichen werden können. Als nächste Schritte sind die Integration in den Rinderdatenverbund (RDV) und die Entwicklung eines Prototyps vorgesehen. „Diese Kennzahlen zur Nachhaltigkeit und Umweltwirkung für Milchviehbetriebe in Österreich, die gemeinsam mit Vertretern und Vertreterinnen der Molkereien erarbeitet werden, ergeben die Möglichkeit der Vermarktbarkeit der Ökoeffizienz im Milchsektor“, weist Stefan Lindner hin.
Netzwerk aus Landwirten und hochkarätigen Partnern
Die Partner von NEU.rind finden sich entlang der Wertschöpfungskette Milch: die Universität für Bodenkultur, die HBLFA Raumberg-Gumpenstein Research und Development, das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, die Landwirtschaftskammern, das Umweltbundesamt, die Obersteirische Molkerei, Mitgliederorganisationen der RINDERZUCHT AUSTRIA sowie Landwirte und Landwirtinnen. Im gemeinsamen Austausch soll methodisch auf die bestehenden Datengrundlagen aufgebaut und praktikable und leicht bedienbare Anwendungen entwickelt werden. „Die betrieblichen Umwelt- und Nachhaltigkeitsergebnisse bringen sowohl für die Landwirte als auch für die Konsumenten einen entsprechenden Benefit – nämlich Wertschätzung und Wertschöpfung“, betont Stefan Lindner. „Die österreichische Produktion gewinnt an Wert und Vertrauen, die Wirtschaftsleistung der Milchviehbetriebe wird gestärkt. Das Wissen um die aktuelle Situation und das Kennen der Verbesserung ermöglichen eine professionelle praxistaugliche Weiterentwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit und Umweltwirkung unserer bäuerlichen, kleinstrukturierten Familienbetriebe. Dies sichert langfristig die regionale und standortgerechte Rinder- und Milchwirtschaft.“