Neu: Zuchtwertschätzung für Fleckvieh in der Fleischnutzung

Im Auftrag der ZAR entwickelte die ZuchtData eine umfangreiche Zuchtwertschätzung (ZWS) für Fleisch- und Generhaltungsrassen in der Reinzucht. Seit Juli 2017 werden Zuchtwerte für Fleckvieh-Fleisch, die weiteren Fleischrassen und einige Generhaltungsrassen veröffentlicht. In weiterer Folge wird die ZWS einmal jährlich jeweils im Jänner durchgeführt werden.

Die Darstellung der Zuchtwerte erfolgt einheitlich als Relativzahl, wobei 100 der Durchschnitt ist. Ein Wert über 100 führt zu einer Verbesserung beim Merkmal und ein Wert unter 100 zu einer Verschlechterung.

Die Zuchtwertschätzung für Fleischrinder umfasst folgende Merkmale:

Fleisch:
200-Tage-Gewicht
365-Tage-Gewicht
Nettozunahme
Handelsklasse

Kalbemerkmale:
Kalbeverlauf
Totgeburtenrate

Fruchtbarkeit:
Zwischenkalbezeit

Gesamtzuchtwert

Zuchtwertschätzung Fleischrinder-Fleischwert

Aus den Zuchtwerten für das 200- und 365-Tage-Gewicht, Nettozunahme und Handelsklasse wird mit Hilfe der Indexmethode ein Fleischrinder-Fleischwert (FFW) errechnet. Die Gewichtung ist in Tabelle 1 zu finden.

Tabelle 1: Gewichtung (%) im Fleischrinder-FW (FFW)

Gewichtung (%) im Fleischrinder-FW (FFW)

Zuchtwertschätzung Kalbemerkmale

Veröffentlicht werden die Zuchtwerte für den paternalen und maternalen Kalbeverlauf und paternale und maternale Totgeburten. Der paternale Kalbeverlaufs-ZW gibt an, wie leicht bzw. schwer die Kälber eines Stieres geboren werden (z.B. abhängig von der Größe des Kalbes). Der maternale Kalbeverlaufs-ZW gibt an, wie leicht bzw. schwer die Töchter eines Stieres abkalben (Beckenform usw.). Bei der Totgeburtenrate gibt der paternale ZW an, wie häufig die Kälber eines Stieres tot geboren werden bzw. verenden (Vitalität, mangelnde Robustheit, usw.), der maternale ZW gibt an, wie häufig Töchter eines Stieres lebensschwache Kälber hervorbringen (Wehenschwäche, Beckenform, usw.).

Zuchtwertschätzung Fruchtbarkeit

In die ZWS für Fruchtbarkeit geht die Zwischenkalbezeit (ZKZ) ein. Höhere Zuchtwerte bedeuten eine niedrigere Zwischenkalbezeit und sind erwünscht.

Gesamtzuchtwert

Der Fleischrinder-Gesamtzuchtwert (FGZW) stellt die mathematische Formulierung des Zuchtziels im Fleischrinderbereich dar. Im FGZW werden die wirtschaftlich wichtigsten Merkmale berücksichtigt, um die Zuchtfortschritte in den einzelnen Bereichen möglichst zu optimieren.
In Tabelle 2 sind die wirtschaftlichen Gewichte für die einzelnen Merkmale zur Berechnung des FGZW dargestellt. Bei den Fleisch- und Doppelnutzungsrassen gehen die direkten Fleischmerkmale mit 35% Gewicht, die maternale Komponente mit 20%, die Kalbemerkmale mit 40% und die Fruchtbarkeit mit 5% in die FGZW-Berechnung ein.

Tabelle 2: Wirtschaftliche Gewichte im FGZW

Wirtschaftliche Gewichte im FGZW

Die Gewichtung im FGZW wurde so gewählt, dass bei Selektion nach FGZW in keinem Merkmal eine genetische Verschlechterung zu befürchten ist. Die höchsten Zuchtfortschritte sind in den Fleischmerkmalen und den maternalen Kalbemerkmalen zu erzielen, aber auch beim maternalen 200-Tage-Gewicht (= Zuwachs der Kälber der Töchter eines Stieres) sind deutlich positive Selektionserfolge zu erwarten. Bei der Fruchtbarkeit und bei den paternalen Kalbemerkmalen ist mit einer stabilen bis leicht positiven Entwicklung zu rechnen.

Resümee

Die ZWS ist zweifelsohne ein wesentlicher Bestandteil im Zuchtgeschehen und Voraussetzung für eine erfolgreiche Zucht. In die ZWS für Fleisch- und Generhaltungsrassen gehen Daten aus der Mutterkuhhaltung und sofern vorhanden auch aus der Doppelnutzung ein. Die Merkmale umfassen die direkten Fleischproduktionsmerkmale, indirekt die Milchleistung der Mutter, die Kalbemerkmale und die Fruchtbarkeit. Hinsichtlich der Datenstruktur ist bei Natursprung der gehäufte oder gar ausschließliche Einsatz eines Stieres auf einem einzigen Betrieb als kritisch zu betrachten, wodurch die Trennung von Genetik und Umwelt sehr schwierig ist. Die Sicherheiten der Zuchtwerte sind dadurch insbesondere bei den Merkmalen mit geringer Erblichkeit eher niedrig.

Beim Fleckvieh in der Fleischnutzung können durch die vorliegenden Zuchtwerte bei entsprechend konsequenter Umsetzung im Zuchtprogramm deutliche Verbesserungen in der genetischen Weiterentwicklung erwartet werden. Zu beachten ist, dass die Zuchtwerte nur innerhalb der jeweiligen Rasse vergleichbar sind, aber nicht zwischen Rassen oder Ländern!

So finden Sie die Zuchtwerte:
Die Zuchtwerte der Besamungsstiere und auch Natursprungstiere sind im Internet in der ZAR/ZuchtData-Zuchtwert-Datenbank zu finden. Links oben bei „Rasse“ ist bereits „Fleisch- und Generhaltungsrassen“ voreingestellt. Rechts steht noch einmal undquot;Rasseundquot;. Hier wählen Sie „Fleckvieh“. Danach geben Sie unter „Stier“ den Namen des gewünschten Stieres ein oder Sie lassen sich die Topliste, gereiht nach FGZW, anzeigen. Unter „Auswahl“ können Sie die angezeigten Stiere einschränken, indem Sie z.B. „KB“ (künstliche Besamung) anklicken oder „aktiv“, d. h., nur Stiere in Ausgabe bzw. lebend.
Zuchtwertdatenbank - Fleckvieh Fleisch
Ausführlicher Artikel über die Fleischrinder-Zuchtwertschätzung von Dr. Christian Fürst