Im Juni 2022 fand in Peru, in der Stadt Cutervo, die 5. Bundesfleckviehschau im Rahmen der “XLVI Feria Agropecuaria, Agroindustrial, Artesanal, Folklórica, Turística y Ecológica” statt. Seit den 1970er wird in dem Andenland Fleckviehzucht betrieben und aufgrund der hervorragenden Rasseeigenschaften zunehmend populärer. Zu diesem Anlass entsendete Fleckvieh Austria ein Preisrichterteam in das faszinierende Land in Südamerika. Atemberaubende Landschaften und enorme Gastfreundschaft prägten die Reise.
Peru ist einer der größten südamerikanischen Staaten. Bereits seit vielen Jahren wird mit Herzblut und Leidenschaft erfolgreich Fleckvieh gezüchtet. Aufgrund der hervorragenden Doppelnutzungseigenschaften und nicht zuletzt wegen der guten Fitness erfreut sich die Rasse zunehmender Beliebtheit. Auch österreichisches Fleckvieh ist in Peru schon heimisch geworden. In den sechs Jahren wurden durch die geneticAUSTRIA in erster Linie Rindersamen von bekannten heimischen Vererbern und auch Embryonen exportiert.
Nationalschau in den Hochebenen von Cajamarca
Andreas Selker (Oö. Besamungsstation GmbH) als Preisrichter und DI Alexander Manrique-Gómez (geneticAUSTRIA) als Ringman und Dolmetscher folgten der Einladung des Messeveranstalters. Das Preisrichten der ca. 200 Fleckviehrinder wurde von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Sowohl männliche als auch weibliche Fleckviehtiere, aus den unterschiedlichsten Alterskategorien, wurden im Schauring präsentiert. Bedingt durch die teilweise große Anzahl an Tieren in den unterschiedlichen Gruppen war dies kein leichtes Unterfangen für die Organisatoren und Vorführer. Getreu dem Motto „Dabeisein ist Alles“ waren sämtliche Rinderbetriebe ohne Einschränkung eingeladen, ihre Fleckviehtiere zur Schau zu stellen. Die Qualität der ausgestellten Tiere war hinsichtlich Doppelnutzungs- und Fundamenteigenschaften außerordentlich gut.
Champion männlich
Den Titel „Grand-Champion-Junior“ und „Reserve-Grand-Champion-Gesamt“ bei den männlichen Schauteilnehmern sicherte sich der neun Monate alte HERZSCHLAG-Sohn ROMMEL (MV: Mint). Er überzeugte als korrekter und typstarker Fleckvieh-Jungstier mit ruhiger Oberlinie, optimal gelagertem Becken, hohen Klauentrachten und einer straffen Fessel. Was die Auswahl des „Grand-Champion-Senior“ und „Grand-Champion-Gesamt“ betroffen hat, führte jedoch kein Weg an einem 6-jährigen Altstier vorbei. Seine imposante Entwicklung, die enorme Länge und das hervorragende Fundament sorgten für Bewunderung.
Reserve-Grand-Champion-Gesamt ROMMEL (V: Herzschlag) mit seinen glücklichen Besitzern Otto und Diego Rosemberg
Grand-Champion-Gesamt bei den männlichen Tieren
Champion weiblich
Bei den weiblichen Tieren sicherte sich IDELLE – eine aus dem oberösterreichischem Zuchtgebiet des FIH exportierte HURLY-Tochter – den Titel „Grand-Champion-Junior“. „Reserve-Grand-Champion-Gesamt“ wurde eine 8-kälbrige Kuh mit enorm viel Kaliber und hervorragenden Übergängen. Die euterstärkste Kuh bei dieser Veranstaltung – eine aus WALDBRAND gezogene ILION-Tochter – sicherte sich den Titel „Grand-Champion-Gesamt“. Die umsatzbetonte Zweitkalbskuh überzeugte mit ihrer Größe und Länge. Glanzstück war das enorm hoch angesetzte und festsitzende Euter.
Grand-Champion-Gesamt bei den weiblichen Tieren wurde die umsatzbetonte, rahmige und vor allem euterstarke ILION-Tochter (2. Laktation)
Die gebürtige Oberösterreicherin IDELLE (V: Hurly) sicherte sich den Titel „Grand-Champion-Junior“
Weiterbildungsveranstaltung für peruanische Preisrichterinnen und -richter
Im Zuge der ehrenvollen Aufgabe bei der nationalen Fleckviehschau stand auch der Erfahrungsaustausch mit den Züchterinnen und Züchtern vor Ort im Mittelpunkt. Im Rahmen eines Workshops mit mehreren Beratern von geneticAUSTRIA-Peru stand das Thema „Interpretation von Zuchtwerten“ am Programm.
Auf Einladung von Prof. Gustavo A. Gutiėrrez, Phd, (Institut für Tierzucht und Genetik) wurde weiters die Agraruniversität „La Molina“ in Lima besucht. DI Alexander Manrique-Gómez und Andreas Selker hielten vor mehreren Professoren und Studenten aus dem Preisrichterpool der Universität einen Vortrag über das Beurteilungssystem FleckScore sowie einen Preisrichterkurs mit vier Exemplaren der Rasse Fleckvieh. Das Interesse der engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der anschließenden Fachdiskussion war enorm.
Fleckvieh – Anpassungsfähigkeit auf höchstem Niveau
Bei den Betriebsbesuchen in der Umgebung von Cutervo bestätigt sich eine weitere, bereits bekannte Stärke des Fleckviehs. Auf knapp 3.000 Meter Seehöhe herrschen dementsprechend andere klimatische Bedingungen als in den Küstenregionen. Besonders die starke UV-Strahlung sollte bei Sonnenschein nicht unterschätzt werden. Auf den meisten Betrieben sind im Vergleich zu österreichischen Verhältnissen eher kleinere Kuhherden zu finden, welche größtenteils ganzjährig auf der Weide gehalten werden. Zahlreiche Töchter von bekannten österreichischen Vererbern bestätigen die Anpassungsfähigkeit der heimischen Fleckviehgenetik. Diese Tatsache sorgt zunehmend für Begeisterung für die Rasse Fleckvieh. Aktuell werden Stiere wie ZERO ONE, HOOLIGAN, DER BESTE, MONT BLANC und POSITIV für die künstliche Besamung genutzt.
Es ist schön zu sehen, wie leidenschaftlich Fleckviehzucht auch auf anderen Kontinenten erfolgreich betrieben wird. Die Vorzüge der Rasse Fleckvieh werden in Peru sehr geschätzt. Wir sind überzeugt, dass sich die nationale Fleckviehpopulation von Peru auch in den kommenden Jahren durch den Einsatz von bester internationaler Fleckviehgenetik positiv weiterentwickeln wird.
FleckScore- und Preisrichterkurs auf der Universidad La Molina
Der Erfahrungsaustausch mit Züchtern vor Ort stand bei den Betriebsbesuchen im Mittelpunkt
Autor: Andreas Selker, Oö Besamung GmbH
Fotos: Selker/Manrique