Fast 400 Zuhörer konnte man bei diesem gemeinsam von LK Tirol und Rinderzucht Tirol veranstalteten Info-Farminar begrüßen, welches live vom Hof der Familie Köchler in Terfens durch das LFI Tirol übertragen wurde.
Der Eiringerhof ist ein spezialisierter Milchviehbetrieb mit Zuchtviehvermarktung. Auf dem Hof werden 90 Milchkühe der Rassen Holstein, Red Holstein und Fleckvieh gemolken. Großes Augenmerk wird auf die Kälberfütterung gelegt. Laut Klaus Köchler steht auf dem Betrieb die optimale Verabreichung mit Biestmilch bester Qualität an oberster Stelle. Anschließend an die Biestmilchgaben wird den Kälbern ad libitum angesäuerte Vollmilch angeboten. Die Gesundheit und Vitalität der Kälber hat auf dem Betrieb einen sehr hohen Stellenwert.
Optimale Biestmilchversorgung
Der Fütterungsberater der LK Tirol Sebastian Ortner stellte im Hauptreferat die richtige Biestmilchversorgung für neugeborene Kälber vor. Die vier wesentlichen Punkte einer optimalen Biestmilchversorgung sind Gewinnung, Qualität, Menge und Zeitpunkt.
Bei der Gewinnung ist auf eine sorgfältige und saubere Melkung zu achten. Dabei sollten die gleichen Standards gelten, wie wenn die Milch abgeliefert würde. Die Melkung der Biestmilch sollte so schnell wie möglich – Gehalt an Immunglobulinen – nach der Abkalbung erfolgen. Um die Kälber ausreichend mit Immunglobulinen zu versorgen, muss die Biestmilch von sehr guter Qualität sein. Zur Qualitätsbeurteilung können die Kolostrumspindel, Refraktometer oder der sog. ColostroCheck (Milchtrichter) verwendet werden. Am einfachsten zu handhaben ist dabei der Milchtrichter. Entspricht die Qualität nicht den Erwartungen, so ist die Fütterung der trockenstehenden Kühe zu überprüfen. Bei sehr guter Biestmilchqualität innerhalb von zwei Stunden mindestens zwei Liter Biestmilch dem Kalb verabreichen. Entspricht die Qualität der Biestmilch nicht, auf tiefgekühlte Reserven zurückgreifen. Biestmilch mit weniger guter Qualität sollte man dann für spätere Mahlzeiten verwenden.
Ausreichende Milchfütterung erforderlich
Vorstand Michael Wurzrainer und Bereichsleiter Christian Ruetz stellten in ihren Ausführungen die Kälberqualität im Sinne der Vermarktung dar. Der Mastbereich hat sich in den letzten Jahren stark spezialisiert. Wichtig dazu ist die Sicht des Mästers. Für ihn sind einheitliches Alter und Gewicht der Kälber beim Einkauf wichtig, damit die Mastgruppe gleichzeitig das Mastendgewicht erreicht. Kälber mit bester Jugendentwicklung erbringen die besten Mastleistungen, so der wichtige Hinweis an die Zuhörer. Dazu sind die ersten Wochen entscheidend. Das Kalb muss möglichst jung schon Gewicht haben, deshalb ist eine ausreichende Milchfütterung unbedingt erforderlich. Die Mäster in Österreich können sich in den angebotsstarken Zeiten die Kälber aussuchen. Am heimischen Markt sind nur gut entwickelte Kälber (aller Rassen) gefragt. Alternativen für den Inlandsmarkt sind leichte Schlachtkälber oder Kreuzungstiere. Schwächere Tiere oder Kälber mit zu wenig Fütterung müssen exportiert werden. Viele der relevanten Vermarktungsfaktoren kann der Produzent selber beeinflussen. Sie können damit den Grundstein für Inlandsabsatz oder Export setzen.
Heimischen Absatz steigern
Vorstandsvorsitzender Christian Straif stellte die vor einem Jahr in Tirol eingeführte Förderschiene für Schlachtkälber vor. Ziel dieser Maßnahme ist es, den heimischen Kalbfleischabsatz zu steigern und damit Exporte zu verringern. Es wird unterschieden in leichte (50 Euro Prämie) und schwere Milchmastkälber (150 Euro Prämie). Mit dieser Maßnahme ist es bereits gelungen, einige tausend Kälber nicht mehr exportieren zu müssen. Trotzdem braucht es ergänzend weitere Maßnahmen zur Stärkung des heimischen Kalbfleischabsatzes wie beispielsweise in der Gemeinschaftsverpflegung und generell mit der Herkunftskennzeichnung.
Eine weitere Fördermöglichkeit ist das neue Förderprogramm Qplus Rind zur Qualitätsverbesserung in der Mutterkuhhaltung, Rinder- und Kälbermast. Dabei wird der jährliche Netto-Mitgliedsbeitrag zu 100 Prozent rückerstattet. Zusätzlich gibt es für jeden teilnehmenden Betrieb eine De-minimis-Beihilfe von mindestens 1.000 Euro pro Betrieb. Ergänzend dazu gibt es in Tirol für Stammlieferanten für jedes verkaufte Tier über die Rinderzucht Tirol einen Lieferbonus.
Autor: Christian Moser, Rinderzucht Tirol