Automatische Melksysteme sind in der Milchviehhaltung nicht mehr wegzudenken. Selbstverständlich liegt die Kernaufgabe dieses Geräts im Melken. Dennoch spielen die Fütterungseinstellungen sowie das Fütterungskonzept eine zentrale Rolle.
Worauf dabei geachtet werden muss und welche Fehler häufig in der Praxis anzutreffen sind, werden im folgenden Artikel erläutert.
Füttern mit oder ohne Futtermischwagen bzw. Fütterungsroboter
Es gibt inzwischen keine Zweifel daran, dass Pansen-pH-Wert-Schwankungen einen absolut negativen Einfluss auf Milchleistung und vor allem Tiergesundheit haben. Aus diesem Grund haben viele Betriebe in Mischwägen investiert und sind teilweise sogar auf die Voll-TMR-Fütterung umgestiegen. Zumindest haben sehr viele Betriebe einen Transponder installiert, um die Menge der einzelnen Kraftfutter-Teilgaben zu reduzieren. Fakt ist, dass 12 Kilo Kraftfutter pro Kuh und Tag im Mischwagen Pansen schonender sind, als wenn beispielsweise 7 Kilo Kraftfutter pro Kuh und Tag auf zwei Teilgaben gefüttert werden.Leider wurde dieser wichtige Punkt bei einigen Melkroboter-Betrieben vernachlässigt. Es werden häufig zu hohe Mengen am Roboter gefüttert. In meinen Augen ist es wirklich frustrierend, wenn die modernste Technik installiert wird, jedoch die Tiere wieder wie vor rund 20 Jahren gefüttert werden. Das häufigste Argument für das Verfüttern von zu hohen Kraftfuttermengen am AMS liegt an der Tatsache, dass die Kühe dadurch ein tendenziell höheres Besuchsintervall erreichen. Dies spart wertvolle Zeit, wenn weniger oder sogar gar keine Tiere zum Melken getrieben werden müssen. Gleichzeitig kann sich ein gesteigertes Melkintervall positiv auf den Milchertrag auswirken. Es ist absolut nachvollziehbar, dass niemand Lust hat, unzählige Tiere in den Roboter zu treiben.
Dennoch gibt es andere Maßnahmen, mit denen bei niedrigeren Kraftfuttermengen ebenfalls hohe Melkintervalle erreicht werden. Im Idealfall werden am Melkroboter 5 kg Kraftfutter oder weniger gefüttert. Ist am Betrieb kein Fütterungsroboter bzw. Mischwagen vorhanden, muss die restliche Kraftfuttermenge mit Hilfe eines Transponders verabreicht werden.
Wird Kraftfutter in den Mischwagen gegeben, muss grundsätzlich kein zusätzlicher Transponder installiert werden. Es sollte einfach wieder bedacht werden, dass am Roboter maximal 5 kg Kraftfutter gefüttert werden sollten. Wenn eine Kuh maximal 11 kg Kraftfutter bekommen soll, bedeutet das, dass zumindest 6 kg Kraftfutter in den Mischwagen gegeben werden müssen. Falls das nicht möglich ist, weil zum Beispiel die Trockensteher in der Milchviehherde bleiben (das ist natürlich keine Empfehlung), muss ein Transponder zusätzlich installiert werden. Das Argument, dass 6 kg Kraftfutter für die Altmelker aufgrund der geringeren Milchleistung zu viel sind, mag aus aktueller Sicht für manche Betriebe stimmen. Jedoch muss gesagt werden, dass Persistenz durch ein gutes Fütterungskonzept sehr gut erfüttert werden kann.
So sieht die ideale Kraftfuttermenge im Mischwagen aus
Es gibt den theoretischen Leitfaden, dass die Mischwagenration ca. 7 Kilo unter dem Herdenschnitt ausgelegt werden soll. Das bedeutet, dass bei einem Herdenschnitt von 30 Litern die Mischwagenration auf 23 Liter berechnet werden soll. Der Gedanke dahinter liegt darin, dass die Altmelker nicht verfetten sollen und die Tiere möglichst viele Melkungen am Roboter erreichen. Dieser Leitfaden sollte in meinen Augen definitiv nicht berücksichtigt werden, weil es schlussendlich immer dazu führt, dass die Tiere zu starken pH-Wert-Schwankungen ausgesetzt sind. Weiters hat mir die Praxis schon des Öfteren gezeigt, dass Kühe durch ein Aufwerten der Mischwagenration bei gleichzeitigem Absenken der Kraftfuttermenge am Roboter die Persistenz erhöhen und stoffwechselstabiler werden. Selbst bei einem freien Kuhverkehr sollte der Mischwagen möglichst stark aufgewertet werden bzw. die Teilgaben am Roboter möglichst gering gehalten werden.
(Auszug aus dem Artikel „Richtiges Füttern mit Melkroboter” von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater; Tel. 0664 34 13 068 | www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 4/23)