Die Generalversammlung der Rinderzucht Tirol eGen fand heuer am 3. Dezember in Schwaz statt. Es wurde Rechenschaft abgelegt über das erste gemeinsame Jahr der in der Rinderzucht Tirol eGen zusammengeführten Organisationen. Wie Aufsichtsratsvorsitzender Kaspar Ehammer anführte, war die Fusion von vielen Unbekannten begleitet. Trotzdem konnte die Zusammenführung erfolgreich umgesetzt werden. Umso erfreulicher ist auch, dass im ersten Bilanzjahr bereits ein namhafter Gewinn ausgewiesen werden konnte.
Vorstandsvorsitzender Christian Straif berichtete in seinen Ausführungen über die Entwicklung im vergangenen Jahr unter dem gemeinsamen Dach der Rinderzucht Tirol. Eine immer größer werdende Herausforderung stellt die gesellschaftliche Diskussion dar. Die Themen Tierwohl und Tiertransporte zeigen mittlerweile Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Für die Rinderzucht Tirol eGen sind diese vor allem in der Abwicklung von Lebendtiertransporten für Zuchtvieh und Einstellkälber spürbar. 2020 wird auch ein Hauptaugenmerk auf der Kälbervermarktung liegen. Ziel muss es sein, den heimischen Produktionsanteil wieder zu heben.
Weiters wird in der Rinderzucht Tirol eGen am Ausbau der Digitalisierung im Servicebereich und im Stallmanagement gearbeitet. 2020 soll zudem der Start für die Neuaufstellung des Produkthandels und die Bürozusammenführung in der Zentrale Innsbruck stattfinden.
„Wie Konsumenten ticken“
Höhepunkt des Abends war das Referat von Hannes Royer mit dem Titel „Wie Konsumenten ticken – warum Bauern die besten Botschafter ihrer Produkte sind!undquot; Royer ist Gründer des Vereines „Land schafft Leben“. Vereinsziel ist die Aufklärung der Konsumenten zu Themen der Landwirtschaft. Wie Royer anführte, ist das Wissen der Konsumenten über die Landwirtschaft gering. So muss es auch im Sinne der Bauern sein, die Konsumenten über ihre Tätigkeit aufzuklären. Der Konsument entscheidet frei und selbständig am großen Markt. War früher der Anteil für Ausgaben beim Essen bei 40 Prozent, so sind das heute nur mehr 9 Prozent.
Seit diesem Jahrtausend hat die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ immer mehr Einzug gehalten. Bei der Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten bedeutet dies oft den Verkauf unter dem Einstandspreis in den sogenannten Aktionen. Ein Umsatzrückgang von einem Viertel bis einem Drittel ist für den Handel zu spüren, wenn keine Aktionen stattfinden. Vor allem Fleisch ist für die Supermärkte ein Frequenzbringer.
Ein immer wichtiger werdender Bereich ist das Essen außer Haus. Rund vier Millionen Österreicher essen täglich nicht zu Hause. Hier muss man große Anstrengungen aufbringen, um in diesem Bereich mit den heimischen Produkten besser und stärker vertreten zu sein. Diese Problematik ist auch im Tourismus erkennbar, wo laut Royer nur rund neun Prozent auf dem Teller aus Österreich stammen. Viele Touristen gehen davon aus, dass aber österreichische Produkte auf dem Teller sind. Um diese Entwicklungen umzukehren, müssen die Bauern auf diese Umstände hinweisen. Nur mit Aufklärung kann hier eine Verbesserung erfolgen.
Abschließend gab Hannes Royer noch einige seiner Überlegungen zur Klimadiskussion den Besuchern mit. Wenn auch medial oft die Landwirtschaft als Umweltsünder in dieser Thematik erwähnt wird, so ist für Royer hier die Landwirtschaft die Lösung dieser Problematik. Die Landwirtschaft ist der einzige Produktionszweig, der CO2 auch speichern kann. Rund 71 Prozent sind weltweit Grünland und können damit nur über den Wiederkäuermagen veredelt werden. Diese Flächen sind essentiell für die Bindung von großen Mengen CO2 und damit ein wichtiges Argument in der aktuellen Klimadiskussion. Royer schloss seinen Vortrag mit der wichtigen Botschaft: „Die Bauern haben es selber in der Hand, über ihre erfolgreiche Zukunft zu entscheiden!“
In ihren Grußworten bestätigten Landeshauptmann-Stv. Josef Geisler, Präsident NR. Josef Hechenberger, ZAR-Obmann Stefan Lindner und Tierzuchtdirektor Rudolf Hußl den erfolgreichen Weg der Rinderzucht Tirol. Besonders hoben sie in ihren Worten hervor, dass eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung unerlässlich ist und eine Forderung der Landwirtschaft sein muss.