Das Absetzen von der Milch hat in der Kälberaufzucht zentrale Bedeutung. Fehler, die hier gemacht werden, wirken sich oft lange auf die Entwicklung der Kälber und Jungrinder, auf die Tiergesundheit und später auf das Erstkalbealter aus. Es gilt zu verhindern, dass die Zunahmen nach dem Absetzen stagnieren.
Eine große Bedeutung hat das Alter, in dem die Kälber von der Milch entwöhnt werden sollen. Die früher viel propagierte Frühentwöhnung mit sechs Wochen gehört der Vergangenheit an. Im Gegenteil, neuere Untersuchungsergebnisse zeigen, dass es von großem Vorteil ist, den Kälbern möglichst lange Milch zur Verfügung zu stellen. Erst im Alter zwischen 12 und 16 Wochen ist die Entwicklung der Vormägen so weit abgeschlossen, dass das Kalb in der Lage ist, Festfutter bestmöglich zu verdauen.
Die Vormägenentwicklung ist der entscheidende Punkt bei der Wahl des Absetzzeitpunkts
Nicht jedes Kalb ist gleich
Sture Schemata und Zeitpläne haben beim Absetzen nichts verloren. Kälber sind als Individuen zu sehen. Nicht jedes Kalb frisst sofort die Kälber-TMR oder den Kälberstarter in ausreichender Menge. Als Zielwert gilt: Das Kalb muss 1,5 kg Kälberstarter am Tag aufnehmen, um es von der Milch abzusetzen. Manche tun dies früher, manche später.
Milch langsam reduzieren
Saufen die Kälber zu Spitzenzeiten sehr hohe Mengen an Milch, braucht es ordentlich Fingerspitzengefühl beim langsamen Reduzieren der Menge. Geht man zu schnell vor, verursacht man beim Kalb Stress; Krankheitseinbrüche und gegenseitiges Besaugen sind die Folgen. Im Gegenzug zur Reduzierung der Milchmenge muss die Festfutteraufnahme steigen. Passiert das nicht, die Milch nicht stur weiter reduzieren, sondern zunächst wieder warten, bis die Festfutteraufnahme entsprechend steigt.
Schmackhaftes Kälberfutter anbieten und Kälber nicht übersäuern
Die Akzeptanz des Festfutters muss in dieser sensiblen Phase sehr hoch sein. Fressen die Kälber den angebotenen Starter oder die Kälber-TMR nicht, sollte man auf ein anderes Produkt umsteigen.
Kälber müssen auch ausreichend Raufutter aufnehmen. Der Einsatz einer Kälber-TMR bewährt sich deshalb in dieser Phase sehr. Zuckerreiches Belüftungsheu wird sehr gerne angenommen, kann aber zu Durchfällen führen. Auch zusätzlich zur Kälber-TMR Heu und Stroh zur freien Aufnahme anbieten.
(Auszug aus dem Artikel „Schluss mit Milch – Tipps zum richtigen Absetzen ” von DI Monika Gstöttinger, Rinderproduktion LK OÖ; Fleckvieh Austria Magazin 6/20)