Bei der Spermvital-Technologie handelt es sich um ein norwegisches Verfahren, mit dem die Lebensdauer von Spermien nach der Besamung verlängert wird. Hierzu wird der Samen anstatt wie üblich in einer Pufferlösung in einem speziellen Gel-Agar tiefgefroren. Dies bewirkt, dass sich der Samen nach der Besamung in der Gebärmutter langsamer auflöst, ohne die Lebensfähigkeit der Samenzellen zu beeinträchtigen. Durch dieses patentierte Verfahren verdoppelt sich die Lebensdauer der Spermien auf bis zu 48 Stunden, was den Zeitraum für eine erfolgreiche Befruchtung wesentlich erhöht.
Seit November 2015 in der Steiermark im Einsatz
Der Anteil von Spermvitalsamen am Fleckviehsamenabsatz ist in den letzten Jahren konstant zwischen drei und vier Prozent relativ niedrig. Bei 5.076 Tieren wurden seit November 2015 Besamungsmeldungen mit einem Spermvitalsamen erfasst. Julia Marktfelder und Chiara Petutschnig haben im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der HBLFA Raumberg Gumpenstein unter Begleitung von Prof. DI Margit Haberl die Beleg- und Kalbedaten von all diesen Tieren unter die Lupe genommen.
Ziel der Diplomarbeit
Mit den von der ZuchtData bzw. dem LKV Steiermark zur Verfügung gestellten Daten soll eine Einsatzempfehlung von Spermvitalsamen für alle Rinderzüchter erarbeitet werden. Die große Anzahl an Besamungsdaten soll eine repräsentative Aussage über den Besamungserfolg sowie empfohlene Einsatzgebiete zulassen.
Datenaufbereitung und Auswertung
Für 46.000 Belegdaten wurden anhand von knapp 21.000 Kalbedaten Non-Return-Raten auch für Nachbesamungen errechnet, sofern es eine zeitlich nachfolgende Kalbung gab und damit sichergestellt ist, dass das belegte Tier zum Zeitpunkt der Besamung noch fruchtbar war. Gemeldete Doppelbesamungen, egal ob mit Spermvitalsamen oder normalem Samen, wurden aus der Auswertung gestrichen, um einen ganz klaren Vergleich zwischen normaler Besamung mit Normalsamen und Spermvitalsamen zu erhalten. Grundsätzlich wird festgehalten, dass die durchschnittliche NON-Return-Rate der Betriebe, die Spermvitalsamen verwendet haben, mit 54,4 Prozent unterdurchschnittlich ist. Im Jahr 2019 lag die durchschnittliche NON-Return-Rate aller steirischen Kontrollbetriebe bei 60,9 Prozent.
Besamungserfolg bei Erst- und Nachbesamung
Die Besamungsdaten im Zeitraum von 30.10.2015 (erste Besamungsmeldung mit Spermvitalsamen) bis 31.12.2019 von 4.459 Tieren wurden ausgewertet und analysiert. In der Erstbesamung hat der Spermvitalsamen eine Überlegenheit von 2,7 Prozent, wo es zu keiner weiteren Besamung innerhalb von 90 Tagen gekommen ist. Der Vorteil von Spermvitalsamen zeigt sich sehr deutlich bei Tieren, wo die erste Besamung nicht zum Erfolg geführt hat. Bei Nachbesamungen ist von einer Überlegenheit des Spermvitalsamens von 5 Prozent bis über 8 Prozent auszugehen.
(Auszug aus dem Artikel „spermvital – Marketing-Gag oder höherer Besamungserfolg?“ von Julia Marktfelder und Chiara Petutschnig, HBLFA Raumberg-Gumpenstein; Thomas Kahr, Genostar; Fleckvieh Austria Magazin 6/20)