In wenigen Wochen/Tagen wird der 1. Schnitt gemäht. Eine hochwertige Grundfutterqualität ist und bleibt der Schlüsselfaktor für eine gesunde und wirtschaftliche Herde. Aus diesem Grund sollte man sich noch vor dem ersten Schnitt Gedanken darüber machen, welche Stellschrauben am eigenen Betrieb noch gedreht werden können.
Zuerst sollte der Ist-Zustand der aktuellen Grundfutterqualitäten geklärt werden. Im Zuge dieser Beurteilung muss man sich natürlich fragen, welche Qualitätsansprüche man an sich selbst stellt.
Das Verdichten des Siliergutes ist für einen optimalen Gärverlauf essentiell
So ist zum Beispiel der Anspruch an die durchschnittliche Milchleistung in den letzten Jahren auf sehr vielen Betrieben deutlich gestiegen. Doch wer hohe Ansprüche an seine Tiere stellt, sollte ebenso an sein Grünland denken. Damit möchte ich sagen, dass man sich mit Werten von 16 Prozent Eiweiß und 5,8 MJ NEL nicht zufrieden geben sollte. Auch im Dauergrünland sind Nährstoffwerte von 17 bis 20 Prozent Eiweiß bei 6,3 bis 6,5 MJ NEL möglich.
Fasergehalt mehr beachten
Neben dem Energie- und Proteingehalt sollte vor allem dem Fasergehalt mehr Beachtung geschenkt werden. Speziell wenn die Grassilage über 50 Prozent vom Grundfutter ausmacht, ist ein niedriger Faseranteil sehr wichtig. Dieser Wert wurde ursprünglich anhand der strukturierten Rohfaser gemessen. Als Zielwert gilt hier, unter 25 Prozent Rohfaser zu bleiben. Jedoch sollte dieser Wert der Vergangenheit angehören. Die Faser kann deutlich besser über den NDF-Gehalt (Neutral Detergent Fiber – neutral lösliche Fasern) der Grassilage bewertet werden. Diese Fraktion der Faser wird vom Wiederkäuer effizient genutzt und anschließend zu Milchfett umgebaut. Der Zielwert bei Grassilagen liegt bei 37 bis 43 Prozent NDF. NDF-Werte darüber deuten auf einen Faserüberschuss hin! Das ist zum einen mit dem Schnittzeitpunkt verbunden, zum anderen spielt aber auch die Botanik eine wesentliche Rolle. Ein NDF-Überschuss führt immer zu einer Nährstoffreduktion (weniger Protein und Energie). Das führt zu einem verminderten Milchleistungsertrag und kann gleichzeitig zu erhöhten Ketosewerten und den damit einhergehenden Fruchtbarkeitsproblemen führen. Aus diesem Grund sollte der erste Schnitt möglichst früh gemäht werden. Das zu lange Abwarten in der Hoffnung auf mehr Ertrag führt zu deutlichen Nährstoffeinbußen. Obendrein hatten wir in den letzten Jahren zusätzlich das Problem, dass ab Mitte Mai eine Schlechtwetter-Periode einsetzte, was den Schnittzeitpunkt nochmal nach hinten versetzte.
Selbstverständlich muss hier ein Unterschied zwischen intensiven und extensiven Betrieben gemacht werden. Generell lässt sich sagen, dass viele Betriebe den ersten Schnitt etwas zu spät durchführen. Eine Verkürzung des Schnittintervalls beeinflusst die Nährstoffdichte positiv.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Rohascheanteil. Werte über 10 Prozent Rohasche führen zu einer deutlich verminderten Futteraufnahme. Zusätzlich wird über den Eintrag von Schmutz das Immunsystem der Tiere stark beansprucht. Eine verminderte Milchleistung sowie eine erhöhte Zellzahl sind die Folge. Aus diesem Grund sollte das Gras nur bei trockenen Bedingungen gemäht werden. Ein Trockensubstanzgehalt von unter 30 Prozent beim Silieren führt ebenfalls zu tendenziell erhöhten Rohaschewerten, weil die Erde vermehrt am Futter klebt. Neben Erde ist auch Gülle eine bedeutende Verschmutzungsquelle. Speziell bei kurzen Schnittintervallen und wenig Niederschlag besteht die Gefahr, dass Güllereste am Grünland haften bleiben. Die Folgen sind erhöhte Buttersäuregehalte sowie eine mögliche Clostridien-Belastung. Bei Verdacht sollte die Grassilage sowie der Kot der Tiere in Bezug auf Clostridien analysiert werden. Dies wurde in der Vergangenheit sicherlich noch zu selten gemacht. Das Verdünnen der Gülle mit Wasser oder die Nutzung von mineralischen Düngern im Sommer bringt definitiv Vorteile.
Die Ernte – ein entscheidender Faktor
Nachdem das Futter sauber und frühzeitig gemäht wurde, spielt der restliche Ernteverlauf eine gravierende Rolle. Sollte der Betrieb Fahrsilos oder Hochsilos haben, liegt die Empfehlung ganz klar beim Feldhäcksler. Durch das kurze Häckseln entsteht im Silo eine bessere Verdichtung und dadurch ein besserer Gärverlauf. Das führt zu höheren Energiedichten sowie einer verbesserten Futteraufnahme durch einen optimierten Gärverlauf. Wird Kraftfutter im Mischwagen mitgemischt, können die Tiere viel weniger selektieren. Zusätzlich erhöht die kurze Partikellänge im Pansen die spezifische Oberfläche. Das führt wiederum zu einer verbesserten Nährstoffaufnahme im Pansen. Aus diesem Grund hat man die empfohlene Häcksellänge bei Grassilagen noch einmal deutlich reduziert. Die theoretische Häcksellänge liegt nun bei 7 bis 10 Millimetern. Sollte das Gras unter 30 Prozent Trockensubstanz aufweisen, muss die Partikellänge höher sein (ca. 1,5 bis 2 Zentimeter), da ansonsten zu viel Sickersaft austritt.
(Auszug aus dem Artikel „Tiergesundheit und Milchleistung durch hochwertige Grassilagen steigern“ von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater; Tel. 0664 34 13 068 | www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 2/25)